Die britische Premierministerin Theresa May will in der Frage laut einer Sprecherin mit Sanchez zusammenarbeiten. Damit wird die Zeit knapp vor dem Gipfel am Sonntag, auf dem die EU-Staats- und Regierungschefs grünes Licht geben wollen für das Brexit-Vertragswerk. Ohne eine Lösung im Gibraltar-Streit werde das Treffen wohl abgesagt, sagte Sanchez. "Falls es keine Einigung gibt, ist es offensichtlich, dass das, was passieren wird, ist, dass die Tagung des Europäischen Rats sehr wahrscheinlich nicht stattfindet", sagte er am Freitag in der kubanischen Hauptstadt Havanna.
Auch von der nordirischen DUP bekam May Druck: Die Partei lehnt die Vereinbarung ab und droht damit, die Londoner Regierung nicht länger zu stützen.
Gibraltar: Streit zischen Madrid und London
"Meine Regierung wird immer die Interessen Spaniens verteidigen", betonte Sanchez mit Blick auf Gibraltar. Die kleine Halbinsel im Süden Spaniens ist seit Jahrhunderten britisches Überseegebiet. Wegen der strategischen Lage an der für den Seehandel wichtigen Straße von Gibraltar gibt es schon seit langem Streit zwischen den Regierungen in Madrid und London. Sanchez fordert, dass nach dem Brexit Verhandlungen mit Großbritannien über die Zukunft von Gibraltar von Spanien und nicht von der EU geführt werden. In der spanischen Region Andalusien steht bald eine Wahl an, weshalb EU-Diplomaten hinter Sanchez' harter Haltung innenpolitische Motive vermuten.
Keine Verhandlungen bei Brexit-Gipfel
Diplomaten fürchten, dass Sanchez seine Forderung auf dem Gipfel zum Thema machen will. Verhandelt werden soll auf dem nur für zwei Stunden angesetzten Treffen nicht mehr. Darauf besteht unter anderem die deutsche Seite. Deshalb sind die Bemühungen für einen Kompromiss davor umso größer. "Die Arbeit geht weiter", sagte ein EU-Diplomat. Eventuell wird am Samstag weiter verhandelt. Eine Idee sei, die Position in eine extra Erklärung zu gießen, damit die Brexit-Hauptverträge ungetastet bleiben können.
Madrid bleibt bei harter Haltung
Bis Freitagabend blieb die Madrider Regierung aber bei ihrer harten Haltung. "Wir haben nicht genug Garantien zu Gibraltar und der künftigen Beziehung zur EU, (weshalb) das Veto gegen den Brexit-Deal und die politische Erklärung aufrecht bleibt", hieß es in spanischen Regierungskreisen.
(APA)
(Quelle: apa)