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Stockholm: Lkw rast in Menschenmenge – Tote und Verletzte

In Stockholm ist ein Attentäter mit einem Lkw in eine Menschenmenge gerast.
Veröffentlicht: 07. April 2017 15:24 Uhr
In der schwedischen Hauptstadt ist ein Mann am Freitag mit einem Lastwagen in eine Menge gerast und hat mehrere Menschen getötet. Etliche weitere wurden verletzt. Ministerpräsident Stefan Löfven sagte am Freitag im schwedischen Fernsehen, alles deute auf eine Terrortat hin: "Schweden ist angegriffen worden." Am Abend wurde ein Mann festgenommen, er habe sich zur Tat bekannt.

Der Verdächtige habe sich zu der Lkw-Attacke in Stockholm Stadtzentrum bekannt, bestätigte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur. Die Polizei sprach von vier Toten und zwölf Verletzten.

"Wir wissen nicht, ob es eine Einzeltat ist oder ob wir mit mehr rechnen müssen", sagte Reichspolizeichef Dan Eliasson auf einer Pressekonferenz. Der anscheinend gekaperte Lastwagen raste kurz vor 15 Uhr an der Kreuzung der beiden Einkaufsstraßen Drottninggatan und Kungsgatan in eine Menschenmenge. Anschließend fuhr er in das Kaufhaus "Ahlens City".

Erinnerungen an Nizza und Berlin

Der mutmaßliche Anschlag weckt Erinnerungen an die Terrorattacken von Berlin und Nizza. Kurz vor Weihnachten 2016 hatte der 24-jährige Tunesier Anis Amri einen gekaperten Lastwagen in einen Weihnachtsmarkt auf dem Berliner Breitscheidplatz gelenkt und zwölf Menschen getötet. Im Juli 2016 raste der 31 Jahre alte Tunesier Mohamed Lahouaiej Bouhlel mit einem Lkw auf dem Strandboulevard in Nizza in eine Menschenmenge. 86 Menschen starben. Die Terrormiliz IS reklamierte beide Anschläge für sich.

Opferzahl in Stockholm noch unklar

Über die genaue Opferzahl in Stockholm gab es unterschiedliche Angaben. In Medienberichten war von drei Toten und mehreren Verletzten die Rede. Reichspolizeichef Eliasson fügte hinzu: "Es gibt so viele Aussagen, die kursieren, deshalb ist es besser zu warten".

Spezialkräfte patrouillieren durch Stockholm. / AFP Salzburg24
Spezialkräfte patrouillieren durch Stockholm. / AFP

Spezialkräfte patrouillieren durch Stockholm. / AFP

Lkw von Brauerei gestohlen

"Ich habe Menschen gesehen, die mit einer Decke abgedeckt wurden", sagte eine Augenzeugin. Fernsehbilder zeigten, wie Menschen von der Straße flüchteten. "Viele um mich herum waren hysterisch", erzählte eine Augenzeugin im Fernsehen. Kunden eines Modegeschäfts mussten aus Sicherheitsgründen in dem Laden bleiben.

Der Lastwagen gehört Medienberichten zufolge der Brauerei Spendrups. Ein Sprecher sagte einem Radiosender, der Fahrer habe gerade ein Restaurant beliefern wollen. Er sei hinten am Laster gestanden, um ihn aufzuschließen, als ein Maskierter vorne in die Fahrerkabine gesprungen und weggefahren sei. Der Brauerei-Fahrer habe vergeblich versucht, den Mann zu stoppen.

Stockholm - Lkw raste in Menschenmenge Salzburg24
Stockholm - Lkw raste in Menschenmenge

Innenstadt komplett abgeriegelt

Die Polizei rief die Bevölkerung auf, nicht ins Zentrum der schwedischen Hauptstadt zu fahren. Die Sicherheitskräfte zeigten erhöhte Präsenz und bewachten besonders gefährdete Plätze im ganzen Land. "Es ist wichtig für uns, eventuelle weitere Angriffe zu verhindern", sagte ein Polizeisprecher. Medienberichte über Schüsse an verschiedenen Plätzen der Stadt bestätigten die Ermittler nicht.

Wichtige Gebäude in der Innenstadt riegelten die Sicherheitskräfte ab, darunter den Gebäudekomplex Rosenbad, Sitz der schwedischen Regierung, das Parlamentsgebäude (Reichstag) und das Königsschloss. Auch die Züge im Stockholmer Zentrum standen zwischenzeitlich still. Polizeihubschrauber kreisten über dem Zentrum, schwerbewaffnete Polizisten bezogen Stellung. Alle Kinos und viele Theater in Stockholm und Umgebung stellten ihr Abendprogramm ein. Die Stadt Stockholm öffnete öffentliche Gebäude für Bürger, die aufgrund von Verkehrsbehinderungen nicht mehr nach Hause kommen können.

"Unsere Gedanken sind bei den Opfern"

Der schwedische König Carl Gustav zeigte sich entsetzt: "Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien", erklärte das Staatsoberhaupt. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sagte in Brüssel: "Ein Angriff auf einen unserer Mitgliedsstaaten ist ein Angriff auf uns alle." EU-Ratspräsident Donald Tusk twitterte: Schweden könne auf jede erdenkliche Hilfe bauen. "Mit dem Herzen bin ich an diesem Nachmittag in Stockholm." Die Vereinten Nationen verurteilten den mutmaßlichen Anschlag in der schwedischen Hauptstadt Stockholm. Bundespräsident Alexander Van der Bellen nannte den mutmaßlichen Terroranschlag eine "entsetzliche, verabscheuungswürdige Tat". "Mein Mitgefühl ist bei den Opfern und ihren Angehörigen", schrieb er auf Facebook. Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) schrieb auf Facebook: "Fürchterliche Nachrichten aus Schweden. (...) Unsere Gedanken sind bei den Hinterbliebenen der Opfer."

ÖVP-Delegation erlebt Ereignisse "hautnah"

Der burgenländische ÖVP-Klub war zum Zeitpunkt des Gewaltakts gerade zu Besuch in Stockholm. Er habe die Ereignisse "hautnah" miterlebt, berichtete Landesparteiobmann Thomas Steiner im Gespräch mit der APA. Er und etwa 20 weitere Mitreisende seien gerade in einem Restaurant eine Straße weiter gewesen, als sie "viel Bewegung" und "laufende Menschen" auf der Straße bemerkt hätten. Hubschrauber seien gekreist und er habe gesehen, wie eine verletzte Frau vorbeigetragen wurde, erzählte der Parteichef. Polizei und Soldaten hätten alles abgesperrt und sie seien ins nahegelegene Hotel geschickt worden. Von den Mitreisenden sei niemand betroffen. "Wir haben Glück gehabt", so der Parteichef.

(APA)

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(Quelle: salzburg24)

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