Im 30. Jahr seines Wirkens beim steirischen Klassik-Festival war Harnoncourt erstmals gezwungen, krankheitshalber ein Konzert abzusagen. Wenige Tage vor der Aufführung fand man die amerikanische Dirigentin Canellakis als Ersatz, und die junge Musikerin warf sich mit Leidenschaft und Können in die heikle Aufgabe.
Intendant Mathis Huber führte zu Beginn ein Interview mit der Einspringerin, die ausgezeichnet deutsch spricht. Anschließend wurde ein kurzer Film gezeigt, in dem Harnoncourt seiner Kollegin erklärte, worum es ihm speziell bei Dvorak gehe. Er gab ihr außerdem seine mit unzähligen Anmerkungen versehene Partitur zum "Goldenen Spinnrad".
Diese symphonische Dichtung, "ein grausames tschechisches Märchen", wie Canellakis erklärte, wurde anhand der einzelnen Themen erläutert. Die Geschichte vom Mädchen, das von der bösen Stiefmutter zerstückelt, vom Zauberer wieder zusammengesetzt und letztlich vom König geheiratet wird, erklang dann vom Chamber Orchestra of Europe mit Schwung und deutlich herausgearbeiteten Motiven.
Es folgte Dvoraks achte Symphonie, ein Stück zwischen Heiterkeit, Leidenschaft und leichter Schwermut, durchsetzt von Anklängen an Volkslieder. Die Natur ist bei Karina Canellakis nicht unbedingt lieblich, sie hat etwas Starkes, fast Unbarmherziges. Trotzdem ertönten auch schmerzlich-schöne Bögen, bevor das Stück in einem glanzvollen Aufrauschen des auch in der Lautstärke präzisen Orchesters ausklang.
(Quelle: salzburg24)