"Weniger als ein Mann unter 1.000 erfüllt jedoch die diagnostischen Kriterien der Pädophilie", betonte die Projektleiterin Janina Neutze am Freitag in Regensburg. Fast vier Jahre lang hatten Psychiater und Psychologen von Universitäten aus Regensburg, Hamburg, Bonn, Dresden, Ulm sowie aus dem finnischen Turku an dem Projekt gearbeitet. Für die vielen verschiedenen Studien hatten sie anonyme Internet-Interviews mit 28.000 Erwachsenen und mehr als 2.000 Kindern und Jugendlichen geführt. Das deutsche Familienministerium finanzierte die Untersuchung mit zweieinhalb Millionen Euro.
Ein Schwerpunkt war die Bedeutung von Internet-Chaträumen als Kontaktbörse. Von mehr als 2.200 befragten erwachsenen Internetnutzern hatten 5,3 Prozent im Internet Kontakt zu Minderjährigen mit sexuellem Inhalt. Dabei gaben viele Erwachsenen ein falsches Alter an; jünger als 18 Jahre machten sie sich aber nicht. "Oft gibt es einen längeren Internet-Kontakt ohne sexuellen Inhalt", erläuterte Neutze. Es werde zunächst Vertrauen aufgebaut.
Kommt es dann zu sexuellen Inhalten, haben die Opfer Schwierigkeiten, den Kontakt abzubrechen, wie die Expertin erklärte: "Die Kinder und Jugendlichen bleiben dabei, weil sie neugierig sind. Im Rahmen ihrer sexuellen Entwicklung nutzen sie das Internet, um erste Erfahrungen zu sammeln." Sie fühlten sich dort vermeintlich sicher und unterschätzten die Gefahren. Besonders gefährdet sind Kinder, denn: "Kam es zu einem Treffen nach dem Internet-Kontakt mit einem Kind, kam es auch immer zu einem Missbrauch."
Zur Prävention von sexuellem Missbrauch forderte die Leiterin der Studie eine bessere Aufklärung von Kindern über die Risiken des Internets sowie eine offene Debatte, in die Eltern und Lehrer stärker einbezogen werden sollten.
Nur wenige Therapeuten seien bereit, mit Pädophilen zu arbeiten, sagte Neutze. Die Studie habe auch ergeben, dass es an qualifizierten Behandlungen für die Opfer fehle.
(Quelle: salzburg24)