Welt

Südkoreas Regierungschef geht wegen Fährunglück

Rücktritt nach Kritik am Krisenmanagement
Veröffentlicht: 27. April 2014 14:57 Uhr
Die Schiffskatastrophe in Südkorea hat politische Konsequenzen: Ministerpräsident Chung Hong Won hat unter Hinweis auf schlechtes Krisenmanagement seinen Rücktritt erklärt. Unterdessen droht allen 15 leitenden Besatzungsmitgliedern der "Sewol" eine Anklage wegen Fahrlässigkeit. Bei dem Unglück gab es rund 300 Tote und Vermisste.

Der Untergang der Fähre am 16. April habe viele Menschenleben gefordert, sagte Chung am Sonntag in Seoul. Die anfängliche Reaktion der Regierung auf das Unglück sei mangelhaft gewesen. Dafür wolle er die Verantwortung übernehmen und zurücktreten. Präsidentin Park Geun Hye nehme das Rücktrittsgesuch Chungs an, sagte ein Sprecher des Präsidialamts. Chung solle aber so lange die Amtsgeschäfte führen, bis die Situation unter Kontrolle sei. Der Rücktritt Chungs gilt weitgehend als symbolischer Schritt. Unter dem Präsidialsystem Südkoreas laufen fast alle wichtigen Entscheidungen über das Staatsoberhaupt, das auch den Ministerpräsidenten ernennt.

Chung sprach in seiner Rücktrittserklärung auch von "tief verwurzelter Bosheit und Korruption" in der südkoreanischen Gesellschaft, die zu dem Unfall geführt hatten. Zuvor hatte es Berichte gegeben, Korruption und laxe Sicherheitsstandards seien möglicherweise für das Unglück verantwortlich und die Fähre sei überfüllt gewesen.

Vier weitere Crewmitglieder wurden am Samstag verhaftet. Ihnen wird - wie dem inhaftierten Kapitän und den anderen zehn bereits inhaftierten Besatzungsmitgliedern - vorgeworfen, keine Versuche zur Rettung der Passagiere unternommen zu haben. Die Suche nach weiteren Opfern in dem Wrack vor der Südwestküste des Landes kam am Wochenende wegen schlechten Wetters nur mühsam voran. Die Fähre war mit 476 Menschen an Bord gekentert, die meisten von ihnen waren Schüler auf einem Ausflug.

Bis zum Sonntagabend wurden die Leichen von 187 Insassen geborgen, weitere 115 Menschen galten als vermisst. Insbesondere die Familien der Opfer hatten der Regierung vorgeworfen, nicht schnell genug reagiert und nicht alle verfügbaren Mittel für die Rettung der Insassen oder deren Schutz getan zu haben. Nur 174 Menschen hatten gerettet werden können. Präsidentin Park hatte bereits wenige Tage danach eingeräumt, dass die Behörden beim Umgang mit der Katastrophe Fehler gemacht hätte. Der Besatzung des Schiffs wurde von Anfang an vorgeworfen, das sinkende Schiff im Stich gelassen zu haben.

Die Ermittler gehen bei der Untersuchung der Unglücksursache menschlichem Versagen wie auch möglichen technischen Fehlern nach. Das Schiff kenterte demnach an der Stelle, wo es einen Kurswechsel vorgenommen hatte. Untersucht wird unter anderem, ob die Ladung der Auto- und Personenfähre richtig gesichert war. Die Ladung könnte verrutscht sein, so dass das Schiff in Schieflage geriet. Auch gegen den Betreiber der Fähre wird ermittelt, unter anderem wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung.

Die Taucher konzentrierten die Suche nach den vermissten Insassen weiter auf die Kabinen des Schiffs, wie südkoreanische Sender berichteten. Doch sei der Zugang zum Wrack durch hohen Wellengang und Regen erschwert worden. Es wird vermutet, dass in den Kabinen die meisten Passagiere eingeschlossen wurden.

(Quelle: salzburg24)

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