"Ich würde jedem wünschen, die gelockerte Atmosphäre des Treffens von Tausenden unserer sudetendeutschen Landsleute, fleißiger und freundlicher Leute mit einer starken Bindung zu unserer Heimat, zu erleben", so Macek, der am vergangenen Wochenende selbst an dem traditionelle Pfingsttreffen der Sudetendeutschen in Augsburg teilgenommen hatte, laut der tschechische Tageszeitung "Pravo" (Freitag-Ausgabe). Er habe in Augsburg keine Gier nach Vergeltung gesehen, erklärte Macek weiter und fügte hinzu, dass die Sudetendeutsche Landsmannschaft schließlich die Forderung nach materiellen Ansprüchen aus ihrem Statut gestrichen habe.
Prompt folgte Protest vonseiten ehemaliger tschechischer Widerstandskämpfer. "Niemals werden wir so etwas erlauben, wir vergessen nicht", erklärte die Chefin der Widerstandskämpfer in Brno, Irena Matyaskova. "Wir waren in KZ-Lagern inhaftiert, wir erinnern uns an das Kounic-Studentenheim (Internierungs- und Straflager der Gestapo, Anm.), wo die Gestapo unsere Leute gefoltert hat", so Matyaskova.
Anlässliche des 70. Jahrestags der Vertreibung der Sudetendeutschen ist zuletzt etwas Bewegung in die Debatte um das sensible Thema gekommen. Der Brünner Stadtrat setzte mit der Ausrufung eines "Jahres der Versöhnung" und einer Erklärung des Bedauerns einen deutlichen Schritt zur Aufarbeitung der umstrittenen Nachkriegsgeschichte. Beim "Brünner Todesmarsch" Ende Mai 1945 wurden rund 20.000 Deutsche Richtung Österreich vertrieben, etwa ein Zehntel der Menschen kam dabei zu Tode.
Mit einem Gedenkmarsch wird an diesem Samstag an die Tausenden Opfer erinnert. Neu ist, dass die Stadt erstmals offiziell zur "Wallfahrt der Versöhnung" einlädt, die Bürgerinitiativen seit neun Jahren veranstalten. "Es ist eine einzigartige Gelegenheit zu zeigen, dass Brünn vor seiner eigenen Geschichte nicht die Augen verschließt", teilte der liberale Bürgermeister Petr Vokral mit.
Die Rache für die Schrecken der sechsjährigen Nazi-Besatzung traf vor allem Frauen, Kinder und Alte. Unterschiedliche Schätzungen gehen von mindestens 2.000 und bis zu 5.200 Toten aus. Die jetzige Gedenkwanderung folgt dem Leidensweg in umgekehrter Richtung von Pohorelice (Pöhrlitz) nach Brno.
(Quelle: salzburg24)