Sicherheitskräfte flohen zur usbekischen Grenze, wie ein Provinzbeamter am Samstag laut Reuters mitteilte. "Die Taliban haben die Kontrolle über Mazar-i-Sharif übernommen", sagte Afzal Hadid, Leiter des Provinzrats von Balkh.
Taliban nehmen Mazar-i-Sharif kampflos ein
Die viertgrößte Stadt von Afghanistan fiel offenbar kampflos an die Taliban. Die Soldaten hätten ihre Ausrüstung zurückgelassen und sich auf den Weg zum Grenzübergang gemacht. "Alle Sicherheitskräfte haben die Stadt verlassen", sagte Hadid, auch wenn es in einer Gegend außerhalb des Stadtzentrums noch zu sporadischen Zusammenstößen gekommen sei.
Islamisten breiten sich weiter aus
Die Eroberung von Mazar-i-Sharif, der Hauptstadt der Provinz Balkh ist ein weiterer großer Erfolg für die Taliban, die in den vergangenen Wochen seit der Entscheidung über den Abzug der internationalen Truppen große Teile Afghanistans erobert haben. Präsident Ashraf Ghani hatte die belagerte Stadt Mazar-i-Sharif erst vor wenigen Tagen besucht. Auch die zweit- und die drittgrößten Städte des Landes - Kandahar und Herat - sind bereits an die Islamisten gefallen. Mit Pul-i Alam in der Provinz Logar haben die Taliban auch eine Provinzhauptstadt rund 70 Kilometer südlich von Kabul eingenommen. Die Aufständischen wollen ein "Islamisches Emirat Afghanistan" errichten, so wie schon vor dem Einmarsch der US-Truppen im Jahr 2001.
Am Samstag rückten sie bis auf rund 50 Kilometer an die afghanische Hauptstadt heran. Gefechte gab es um Maidan Shar, Hauptstadt der rund 35 Kilometer von der afghanischen Hauptstadt Kabul gelegenen Provinz Maidan Wardak, wie die Abgeordnete Hamida Akbari der Deutschen Presse-Agentur erklärte.
Menschen in Kabul werden in Sicherheit gebracht
In Kabul beschleunigten unterdessen die westlichen Staaten ihre Bürger und Mitarbeiter in Sicherheit vor den heranrückenden Taliban zu bringen. Erste US-Soldaten trafen in der afghanischen Hauptstadt ein, die die Evakuierungen sichern sollen. Bis Sonntag würden weitere Truppen eintreffen, sagt ein US-Vertreter. Allerdings versuchten die Islamisten, die Hauptstadt mit ihren vier Millionen Einwohnern zu isolieren, sagte Ministeriumssprecher John Kirby.
Der afghanische Präsident äußerte sich am Samstag nach langem Schweigen in einer TV-Ansprache zur dramatischen militärischen Lage. Dabei ging er aber nicht auf Spekulationen ein, er könne zurücktreten, um den Weg für eine Einigung mit den Islamisten frei machen. Er spreche mit politischen Führern und internationalen Partnern und wolle "bald" Ergebnisse vorstellen, sagte er lediglich.
(Quelle: apa)