Laut Polizei und Staatsanwaltschaft soll der festgenommene Mann Kontakt zur radikalislamischen Salafistenszene gehabt haben. Auf der Startliste des Rad-Eintagesrennens "Rund um den Finanzplatz: Eschborn - Frankfurt" stehen etliche internationale Asse wie der Deutsche John Degenkolb und der Norweger Alexander Kristoff. Mit Marco Haller sollte die 54. Auflage über 206,8 Kilometer auch ein Österreicher in Angriff nehmen.
Der Chef des "Bundes Deutscher Radfahrer" (BDR) und ehemalige deutsche Verteidigungsminister Rudolf Scharping äußerte Verständnis für die Absage. "So etwas, was in Boston passiert ist, will natürlich niemand erleben", sagte er mit Blick auf den Anschlag auf den Boston-Marathon vor zwei Jahren.
Auf die Spur des Paares kamen die Ermittler durch den Hinweis einer Frankfurter Baumarkt-Mitarbeiterin, wie der Leiter der Staatsanwaltschaft Frankfurt, Albrecht Schreiber, sagte. In dem Geschäft hatten die beiden demnach drei Liter Wasserstoffperoxid gekauft, das gemischt mit anderen Flüssigkeiten zur Sprengstoffherstellung benutzt werden kann.
Der Präsident des Polizeipräsidiums Westhessen in Wiesbaden, Stefan Müller, erklärte, in dem Baumarkt hätten die Eheleute trotz Aufforderung des Personals keinen Ausweis vorgelegt und falsche Personalien in ein Formular eingetragen. Es habe dann noch "eine Weile" gedauert, den Mann zu identifizieren, sagte Müller. Dieser gehöre der "islamistisch-salafistischen Szene" im Rhein-Main-Gebiet an.
Bei der Observierung fiel der Polizei nach Müllers Worten auf, dass der Verdächtige sich auf der Strecke des für Freitag geplanten Radrennens aufhielt. Auch vor diesem Hintergrund sei in der Nacht der Zugriff erfolgt. Im Keller der Wohnung entdeckten die Ermittler laut dem Staatsanwalt das Wasserstoffperoxid sowie eine Flasche Brennspiritus, einen Kanister Diesel und weitere Behälter mit bisher unbekannten Flüssigkeiten. Auch Aceton wurde entdeckt. In der Islamistenszene ist laut Müller ein Sprengstoff beliebt, der aus Wasserstoffperoxid, Aceton und Salzsäure gemischt wird.
Gefunden wurden den Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge neben der Rohrbombe und hundert Schuss scharfer Munition auch "wesentliche Teile" eines automatischen Sturmgewehrs vom Typ G3 und ein Übungsgeschoß für eine Panzerfaust. Es sei davon auszugehen, "dass wir einen Anschlag verhindern konnten mit den sichergestellten Gegenständen", sagte Schreiber.
Gegen das Ehepaar wurde Haftbefehl wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat erlassen. Zur Frage, was genau die Verdächtigen vorhatten und ob sie einen Anschlag auf das Radrennen planten, wollten sich die Ermittler nicht äußern. Die Untersuchungen liefen noch. Der Teil der für das Radrennen vorgesehenen Strecke, die der Verdächtige aufgesucht hatte, sei von zwei Hundertschaften der Polizei abgesucht worden, sagte Müller. Gefunden worden sei bisher nichts.
Es ist nach wie vor unklar, ob das Ehepaar allein gehandelt hat. Das bei dem Ehepaar sichergestellte Material sei geeignet, eine Vielzahl von Menschen zu töten oder zumindest schwer zu verletzen, hieß es.
Der 35-jährige Verdächtige war der Polizei bereits bekannt. Er sei in der Vergangenheit wegen verschiedener Delikte auffällig geworden, sagte Müller, darunter Körperverletzung, Einbruch, Beleidigung und Verstoß gegen das Waffengesetz. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach eigenen Angaben bereits seit Mitte April gegen die Eheleute. Es gehe um den Verdacht auf Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat sowie Vorbereitung einer Explosion. An den Ermittlungen ist inzwischen auch das Bundeskriminalamt beteiligt. Der Generalbundesanwalt sei ebenfalls eingeschaltet und prüfe, ob er die Ermittlungen an sich ziehe, sagte Staatsanwalt Schreiber.
(Quelle: salzburg24)