Ukraine-Krieg, Tag 54

Tote bei Raketenangriffen auf Lwiw

Diese Bilder wurden am 17. April 2022 in Chernihiv nordöstlich von Kiew aufgenommen. 
Veröffentlicht: 18. April 2022 08:51 Uhr
Beim erwarteten Sturm der russischen Armee auf das von den Verteidigern gehaltene Mariupoler Stahlwerk könnte es auch zahlreiche zivile Opfer geben. Zudem meldet die Ukraine Montagfrüh russische Raketenangriffe auf Kiew, Lwiw und Dnipropetrowsk.
SALZBURG24 (KAT)

Das Asowstal-Gelände sei zum Zufluchtsort für "viele Zivilisten" geworden, teilte der Mariupoler Polizeichef Michailo Werschynin am Sonntagabend laut einem Bericht der staatlichen ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform mit.

Explosionen in Kiew, Lwiw und Dnipropetrowsk

Ein Reuters-Reporter berichtete von mehreren Detonationen in Kiew. Auch in den Regionen Lwiw im Westen der Ukraine und Dnipropetrowsk im östlichen Landesteil waren nach Angaben örtlicher Behörden mehrere Explosionen zu hören.

Raketenangriffe auf Lwiw gemeldet

Es habe "fünf heftige Raketenangriffe auf einmal auf die zivile Infrastruktur der alten europäischen Stadt Lwiw" gegeben, schrieb Mychailo Podoljak, Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj, auf Twitter. Mindestens sechs Menschen starben, weitere wurden verletzt. Berichte über russische Raketenangriffe gab es auch auf Kiew und Dnipropetrowsk.

Tote und Verletzte

Elf Menschen seien bei den Angriffen in Lwiw verletzt worden, teilte der Bürgermeister von Lwiw, Andrij Sadowyj, auf Facebook mit. Er machte keine genauen Angaben dazu, wo die Raketen eingeschlagen sind, aber seinen Worten nach wurde zumindest ein ziviles Objekt getroffen.

Ein Anrainer im Südwesten von Lwiw berichtete der Nachrichtenagentur AFP, er habe dicke graue Rauchwolken gesehen, die hinter Wohnhäusern in den Himmel gestiegen seien. "Die Russen greifen weiterhin barbarisch ukrainische Städte aus der Luft an", schrieb Podoljak weiter. Rettungskräfte seien unterwegs zum Einsatzort, erklärte der Bürgermeister der Stadt, Andrij Sadowy, im Messengerdienst Telegram.

Bahninfrastruktur beschädigt

Wie der Chef der ukrainischen Bahngesellschaft, Alexander Kamyschin, mitteilte, wurde bei dem Angriff auch Bahninfrastruktur beschädigt. Er verbreitete in den Online-Netzwerken ein Foto, auf dem Feuer und Rauch über einem kleinen Gebäude neben einem Eisenbahngleis zu sehen sind. Fahrgäste oder Bahn-Angestellte wurden seinen Angaben zufolge bei dem Angriff nicht verletzt.

Lwiw, das nahe der polnischen Grenze liegt, hat sich zu einem Zufluchtsort für Geflohene entwickelt. Auch westliche Botschaften wurden zu Beginn des Krieges aus Kiew nach Lwiw verlegt.

Luftangriffe bereits Ende März

Am 26. März wurde die Stadt von einer Reihe russischer Luftangriffe getroffen. Bei einem weiteren Angriff wenige Tage zuvor wurde die Stadt Ziel eines Luftangriffs, bei dem eine Flugzeugreparaturfabrik in der Nähe des Flughafens getroffen wurde. Am 13. März hatten russische Marschflugkörper einen wichtigen Militärstützpunkt etwa 40 Kilometer nordwestlich von Lwiw ins Visier genommen, wobei mindestens 35 Menschen getötet und 134 verletzt wurden.

Russische Streitkräfte zerstörten nach Angaben des Verteidigungsministeriums mit Iskander-Raketen indes vier Depots für Waffen und Militärausrüstung in der Ukraine. Das berichtet die Nachrichtenagentur Tass. Zudem seien drei ukrainische Militärflugzeuge und elf Drohnen abgeschossen worden. Die russische Streitkräfte hätten seit dem Abend insgesamt 315 Ziele getroffen.

Keine Einigung auf Fluchtkorridore

Russland und die Ukraine haben sich auch am Montag nicht auf Fluchtkorridore einigen können. "Aus Sicherheitsgründen wurde beschlossen, heute keine humanitären Korridore zu öffnen", teilt die stellvertretende Ministerpräsidentin der Ukraine, Iryna Wereschtschuk, auf Telegram mit.

Ukraine meldet 100.000 Zivilisten in Mariupol

Werschynin sagte dem lokalen Fernsehsender Mariupol TV, dass sich noch 100.000 Zivilisten in der Stadt befinden. Sie wurden von den Invasoren eingesetzt, "um Geröll wegzuräumen und Leichen aufzulesen". Auf diese Weise wolle die russische Armee die Spuren ihrer Verbrechen beseitigen. Außerdem werden alle Bewohner der Stadt dazu gezwungen, weiße Bänder am linken Arm und rechten Bein zu tragen. Doch hätten auch alle Soldaten dieselben Bänder, womit die Zivilisten "absichtlich zu Kombattanten gemacht werden".

Truppen in Mariupol haben sich nicht ergeben

Stunden der Entscheidung in Mariupol: Ein Ultimatum der russischen Armee an die ukrainischen Kämpfer in der strategisch wichtigen Hafenstadt ist am Sonntag ausgelaufen, die verbliebenen Soldaten …

Am Sonntag war ein Ultimatum der russischen Armee an die ukrainischen Kämpfer in der strategisch wichtigen Hafenstadt am Asowschen Meer ausgelaufen. Die ukrainische Regierung räumte ein, dass die Kämpfer bereits eingekreist seien, doch würden sie "bis zum Ende kämpfen", wie Regierungschef Denys Schmychal sagte. Präsident Selenskyj hat mit einem Ende der Waffenstillstandsgespräche mit Moskau gedroht, sollten die ukrainischen Kämpfer getötet werden.

Selenskyj kritisiert verzögerte Waffenlieferungen

Präsident Wolodymyr Selenskyj kritisierte in einer Videoansprache am Sonntagabend die Verzögerungen bei Waffenlieferungen für sein Land. Angesichts einer erwarteten neuen Offensive russischer Truppen bedeute dies "eine Erlaubnis für Russland, das Leben von Ukrainern zu nehmen". Er nannte keine Länder beim Namen, doch hatte Kiew in jüngster Zeit vor allem Deutschland zu rascheren Waffenlieferungen gedrängt. Selenskyj warnte, dass das russische Militär für die nächste Zeit eine Offensive in der Industrieregion Donbass im Osten der Ukraine vorbereite. "So wie die russischen Truppen Mariupol zerstören, wollen sie auch andere Städte und Gemeinden in den Gebieten Donezk und Luhansk dem Erdboden gleichmachen", sagte er. Im wochenlang belagerten Mariupol wird von Tausenden getöteten Einwohnern ausgegangen.

Ukrainische Kämpfer auf Stahlwerkgelände

Sollte Russland Mariupol einnehmen, wäre es die erste größere Eroberung seit Beginn des Kriegs am 24. Februar. Nach Darstellung Russlands haben seine Truppen die Stadt weitgehend unter Kontrolle. Lediglich eine Gruppe ukrainischer Kämpfer halte sich auf dem Asowstal-Gelände verschanzt, eines der beiden großen Stahlwerke in Mariupol. Das Werksgelände mit zahllosen Gebäuden und Bahngleisen ist mehr als elf Quadratkilometer groß. Das russische Verteidigungsministerium erklärte unter Berufung auf Radiomitschnitte, es befänden sich auch 400 ausländische Söldner unter den ukrainischen Soldaten. Diese hätten einen Schießbefehl für alle, die aufgeben wollten.

Selenskyj berichtete in seiner Videobotschaft von neuen Opfern in der ostukrainischen Großstadt Charkiw. In den vergangenen vier Tagen seien 18 Bewohner der zweitgrößten Stadt des Landes durch russischen Beschuss getötet und 106 weitere verletzt worden. "Heute haben die russischen Truppen insbesondere die Kultur-, Schewtschenko- und Darwin-Straße beschossen. Offenbar sind diese Wörter - Kultur, Schewtschenko und Darwin - besonders gefährlich für Russland. Es ist nämlich etwas, was ihre Existenz bedroht", sagte der für seinen sarkastischen Humor bekannte Ex-Komiker.

Taras Schewtschenko hat als Dichter im 19. Jahrhundert wesentlich zur Entwicklung der modernen ukrainischen Sprache beigetragen, während der britische Naturforscher Charles Darwin als Begründer der modernen Evolutionstheorie gilt. Allein durch diesen Beschuss am Sonntag seien fünf Menschen getötet und mindestens 15 weitere verletzt worden.

Bildergalerien

Diese Bilder wurden am 17. April 2022 in Chernihiv nordöstlich von Kiew aufgenommen. 
Diese Bilder wurden am 17. April 2022 in Chernihiv nordöstlich von Kiew aufgenommen. 
Diese Bilder wurden am 17. April 2022 in Chernihiv nordöstlich von Kiew aufgenommen. 

(Quelle: apa)

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