Dienstagfrüh schoss die türkische Luftwaffe einen russischen Kampfjet vom Typ SU-24 an der türkisch-syrischen Grenze ab. Die Maschine verletzte Ankara zufolge trotz Warnungen den türkischen Luftraum. Die russische Regierung erklärte dagegen, das Flugzeug habe sich ausschließlich im syrischen Luftraum aufgehalten. Unbestätigt blieben zunächst Angaben eines namentlich nicht genannten türkischen Regierungsangehörigen, auch ein zweites russisches Flugzeug habe sich der türkischen Grenze genähert.
Putin: Vorfall wird ernst Konsequenzen haben
Das russische Verteidigungsministerium erklärte laut den Nachrichtenagenturen Ria und Interfax am Dienstag, die Maschine habe den türkischen Luftraum nicht verletzt und sei über Syrien getroffen worden. Es habe offenbar Beschuss vom Boden gegeben, meldete Interfax. Russlands Präsident Wladimir Putin hat den Abschuss als "Messer im Rücken" bezeichnet, der von "Helfershelfern von Terroristen" ausgeführt wurde. Der Vorfall werde ernste Konsequenzen für die Beziehungen zwischen Russland und der Türkei haben, sagte Putin am Dienstag im russischen TV.
Der russische Jet sei von F16-Kampfflugzeugen abgeschossen worden und etwa vier Kilometer von der Grenze entfernt auf syrischem Gebiet abgestürzt, sagte Putin. Das russische Flugzeug habe keine Gefahr für die Türkei dargestellt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur TASS wurde der türkische Militärattaché in Moskau ins Außenministerium zitiert.
Türkei beharrt auf Recht zu Verteidigung des Luftraums
Der türkischer Regierungschef Ahmet Davutoglu hat am Dienstag erklärt, sein Land habe das Recht zu antworten, wenn sein Luftraum trotz Warnungen verletzt werde. Die Welt solle wissen, dass die Türkei tun werde, "was auch immer notwendig" sei, um seine Sicherheit zu garantieren, sagte Davutoglu am Dienstag in Ankara. Die türkische Regierung zitiert Diplomaten aus Russland, den USA, Frankreich, China und Großbritannien zu sich, um sie über den Abschuss eines russischen Flugzeuges durch die Türkei zu informieren, sagte ein türkischer Regierungsangehöriger. Zuvor hieß es bereits, der russische Militärattaché werde ins Außenministerium in Ankara zitiert.
Auf Videomaterial von dem Abschuss, dass türkische Medien zeigten, ist zu sehen, dass sich die beiden Piloten per Schleudersitz aus der Maschine retten konnten. Die Reste des Flugzeuges gingen in einer als "Turkmenischer Berg" bekannten Region in Nordsyrien an der Grenze nieder. Dort kämpften Regierungstruppen zuletzt gegen Rebellen.
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Russischer Pilot von Rebellen gefangen genommen
Am Ort des Abschusses war die Lage zunächst unklar. Syrische Rebellen der von der Türkei unterstützen turkmenischen Minderheit erklärten laut dem Sender CNN Türk, einer der beiden Piloten der russischen Maschine sei in ihren Händen. Nach anderen Angaben ist der Mann tot. Nach dem anderen Piloten werde noch gesucht. Indes sollen Rebellen auch einen russischen Militärhubschrauber im Absturzgebiet abgeschossen haben.
NATO-Sondertreffen zu Abschuss von russischem Kampfjet
Der türkische Regierungschef Ahmet Davutoglu teilte mit, mit NATO, UNO und anderen Staaten die Entwicklungen an der Grenze zu Syrien besprechen zu wollen. Bereits am Montag forderte die Türkei die Einberufung des UNO-Sicherheitsrates, um Attacken auf Dörfer der turkmenischen Minderheit im Grenzgebiet Syriens zur Türkei zu besprechen. Vergangene Woche wurde aus Protest gegen Luftangriffe auf die Dörfer in Ankara der russische Botschafter ins Außenministerium zitiert.
International sorgte der Vorfall für Besorgnis. EU-Ratspräsident Donald Tusk rief zur Besonnenheit und einem "kühlen Kopf" auf. Das US-Verteidigungsministerium teilte lediglich mit, nicht in den Abschuss des russischen Flugzeuges verwickelt zu sein. Tschechiens Ministerpräsident Bohuslav Sobotka sprach von einer "unangenehme Überraschung, die zeigt, dass die Koordination zwischen den Akteuren in der Region nicht gut funktioniert".
Diplomatische Lösung im Syrien-Konflik gescheitert
Die Türkei und Russland sind beide Teil einer Gruppe von rund 20 Länder, die sich zuletzt in Wien zu Gesprächen über eine diplomatische Lösung im Syrien-Konflikt trafen. Dabei wurde vereinbart, gemeinsam eine Liste von allseits akzeptierten Rebellengruppen für Verhandlungen über die Zukunft Syriens mit dem Regime von Bashar al-Assad zu erstellen. Russland unterstützt in dem Konflikt Assad, die Türkei stellt sich hingegen auf die Seite von Rebellengruppen und bekämpft auf eigenem und syrischen Gebiet aktive Kurdengruppen.
(APA)
(Quelle: salzburg24)