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Ukraine: Passagierflugzeug MH17 im Krisengebiet abgeschossen

Veröffentlicht: 17. Juli 2014 17:15 Uhr
Im Osten der Ukraine ist eine Passagiermaschine der Malaysia Airlines abgestürzt. Das meldete Interfax unter Berufung auf ukrainische und russische Sicherheitsbehörden am späten Donnerstagnachmittag. Demnach wurde das Flugzeug von einer Boden-Luft-Rakete abgeschossen. Den Absturz dürfte offenbar niemand überlebt haben.

Im gerade von blutigen Gefechten erschütterten Kriegsgebiet im Osten der Ukraine stürzt ein Passagierflugzeug der Malaysian Airlines ab. Fast 300 Menschen sterben dabei nach Behördenangaben. Prompt werfen sich prorussische Kräfte und die ukrainischen Regierungstruppen gegenseitig vor, die Boeing 777-200 mit der Flugnummer MH017 abgeschossen zu haben.

Kremlchef Wladimir Putin hat der Ukraine die Verantwortung für den Absturz des malaysischen Passagierflugzeuges im Osten des Landes zugeschrieben. Die schreckliche Tragödie wäre nicht passiert, wenn es in der Ostukraine keinen Krieg gebe, sagte Putin am späten Donnerstagabend bei Moskau.

Großbritannien hat umgehend eine Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrats beantragt. Das Treffen werde wahrscheinlich am Freitagnachmittag (Ortszeit) am UNO-Sitz in New York stattfinden, hieß es am Donnerstag aus Diplomatenkreisen.

Keine Anzeichen von Überlebenden

Malaysia Airlines zufolge waren 280 Passagiere - darunter mehrere US-Amerikaner und Niederländer sowie vier Franzosen - und 15 Besatzungsmitglieder an Bord einer Boeing 777, die auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur war und zu der der Kontakt über der Ukraine verloren gegangen war. Ob sich auch österreichische Staatsbürger an Bord der Maschine befanden, war vorerst nicht klar. Das Außenministerium stehe in Kontakt mit der Botschaft sowie den Behörden in Amsterdam, die derzeit die Passagierlisten prüfen, so ein Sprecher auf APA-Anfrage.

An der Absturzstelle der Passagiermaschine in der Ostukraine hat es keine Anzeichen von Überlebenden gegeben. Wie mehrere Reporter der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag weiter berichteten, lagen dutzende Leichen verstreut zwischen den Resten des Flugzeugwracks in der von prorussischen Separatisten kontrollierten Region Donezk.

Black Box von MH17 gefunden

Nach dem Absturz der malaysischen Passagiermaschine in der Ukraine ist offenbar der Flugschreiber gefunden worden. "Die Black Box wurde sichergestellt", sagte einer der Sprecher der Aufständischen, Konstantin Knyrik, am Donnerstagabend.

Unterdessen machten sich Experten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) auf den Weg zum Wrack der Boeing 777-200. Nach dem Eintreffen des Teams in der Nähe der Ortschaft Grabowo sollen die Beobachter eine Einschätzung der Lage abgeben, berichteten Medien in der früheren Sowjetrepublik.

 

Die Trümmer lagen weit verstreut. (Foto: EPA/Zykina) Salzburg24
Die Trümmer lagen weit verstreut. (Foto: EPA/Zykina)

 

Die Trümmerteile der Maschine waren über Kilometer verstreut, das Heck des Jets mit dem Kennzeichen der Fluggesellschaft Malaysia Airlines befand sich in einem Getreidefeld. Kämpfer der Separatisten und mehrere Feuerwehrautos befanden sich an der Absturzstelle.

Wrackteile und Leichen am Boden

Die Boeing sei in zehn Kilometern Höhe geflogen und nahe der Ortschaft Schachtarsk abgestürzt, berichtete Interfax. Die Maschine sei in einem Gebiet niedergegangen, das von prorussischen Separatisten kontrolliert werde. Ein Reuters-Korrespondent berichtete in der 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt liegenden Ortschaft Grabowo von Flugzeugwrackteilen und Leichen am Boden. Das Zivilschutzministerium berichtete auf seiner Internetseite, im Umkreis von 15 Kilometern lägen Leichenteile verstreut.

 

Passagierflugzeug in der Ukraine abgest?rzt Salzburg24
Passagierflugzeug in der Ukraine abgest?rzt
             

Malaysia Airlines verlor Kontakt zu MH17

Die Boeing 777 hatte Amsterdam um 12.15 Uhr Ortszeit verlassen und sollte Freitagfrüh um 6.10 Uhr malaysischer Ortszeit in Kuala Lumpur ankommen. Malaysia Airlines verlor nach eigenen Angaben Kontakt zu der Passagiermaschine über dem ukrainischen Luftraum, wie die Fluggesellschaft über Twitter mitteilte.

   

 

Boeing will Informationen sammeln

Der US-Flugzeugbauer Boeing geht Berichten über den Absturz einer Passagiermaschine von Malaysia Airlines in der Ukraine nach. "Uns sind die Berichte über MH17 bekannt", schrieb der Hersteller am Donnerstag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. "Wir sammeln weitere Informationen."

 

#MH17: "Terroristischer Akt"

In Kiew warf Präsident Petro Poroschenko den Separatisten vor, die Maschine MH17 der Malaysia Airlines abgeschossen zu haben - wie zuletzt mehrere ukrainische Militärflugzeuge. Die ukrainische Luftwaffe habe mit der Tragödie auf keinen Fall etwas zu tun, teilte er mit. Er sprach von einem "terroristischen Akt". Er halte die Tragödie "weder für einen Zwischenfall, noch für eine Katastrophe", sagte Präsidentensprecher Swjatoslaw Zegolko am Donnerstag. Ein namentlich nicht genannter Mitarbeiter der russischen Luftaufsicht sagte, die Maschine habe einen Bereich durchquert, in dem die ukrainische Regierung vor wenigen Tagen wegen der laufenden "Anti-Terror-Operation" gegen Aufständische ein Flugverbot bis 7.900 Meter verhängt habe. Falls die Boeing-777 tatsächlich etwa 10.000 Meter hoch geflogen sei, hätte dies aber keine Auswirkungen haben dürfen, sagte er nach Angaben der Agentur Interfax. Poroschenko richtete eine Untersuchungskommission ein, zu der auch internationale Experten, darunter aus den Niederlanden und Malaysia eingeladen wurden. Auch Ministerpräsident Arseni Jazenjuk sprach von einer Katastrophe und ordnete eine Untersuchung an. Nach Angaben des Beraters des Innenminsters Arsen Awakow wurde die Maschine von einer Rakete aus einem Buk-Flugabwehrsystem getroffen. Das in den 80er-Jahren von sowjetischen Militärs entwickelte Lenkwaffen-System kann Ziele in Höhen bis zu 25.000 Metern treffen.

Prorussische Kräfte: Keine geeigneten Waffen

Die prorussischen Kräfte hingegen warfen den ukrainischen Streitkräften den Abschuss vor. Die Boeing 777 sei nahe der Großstadt Donezk abgestürzt, sagte der selbst ernannte Premierminister der nicht anerkannten "Volksrepublik", Alexander Borodaj. Die Aufständischen hätten keine Abwehrwaffen, um Maschinen in einer Höhe von 10 000 Metern abzuschießen. Es handle sich um eine "Provokation" der ukrainischen Luftwaffe, sagte Borodaj. Die Separatisten hatten zuletzt mehrfach zugegeben, ukrainische Kampfjets, Transportmaschinen und mehrere Hubschrauber abgeschossen zu haben. Nach offiziell unbestätigten Twitter-Berichten haben die Separatisten behauptet, ein Buk-Flugabwehrsystem im Verlauf der Kämpfe erbeutet zu haben. Nach Geraschtschenkos Angaben wurde die Maschine von einer Rakete aus einem Buk-Flugabwehrsystem (Buk, Russ. Buche) getroffen. Das in den 80er-Jahren von sowjetischen Militärs entwickelte Lenkwaffen-System kann Ziele in Höhen bis zu 25.000 Metern treffen.

Video soll die Absturzstelle in der Ukraine zeigen

 

Klitschko spricht von Krieg

Der frühere Boxweltmeister und heutige Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, hat sich betroffen vom Abschuss einer Passagiermaschine mit 295 Menschen an Bord über der Ukraine gezeigt. "Das ist eine Tragödie dramatischen Ausmaßes, die die ganze Welt betrifft", sagte er der "Bild"-Zeitung (Freitag). Die internationale Gemeinschaft müsse jetzt "endgültig verstehen, dass es sich hier um einen Krieg handelt und Russland mit hochmodernen Waffen und ausgebildeten Kämpfern in diesen Krieg eingreift". Seiner Ansicht nach müsse der russische Präsident Wladimir Putin dafür "endlich zur Verantwortung gezogen werden".

Obama telefonierte umgehend mit Putin

US-Präsident Barack Obama und der russische Staatschef Wladmir Putin haben am Donnerstag wegen der Ukraine-Krise telefoniert. Der genaue Inhalt des Gesprächs war unklar: Während das Weiße Haus mitteilte, dass sich das Telefonat um die neuen Sanktionen gegen Russland gedreht habe, erklärte der Kreml, dass auch der Absturz des malaysischen Passagierflugzeugs in der Ostukraine Thema gewesen sei. Die ukrainische Regierung schließt nicht aus, dass die Maschine am Donnerstag abgeschossen wurde. Nach russischen Angaben erhielt Putin kurz vor dem Telefonat die Berichte von Fluglotsen zu dem Absturz, über die er dann den US-Präsidenten informiert habe. Obamas Sprecher Josh Earnest sagte zu Journalisten an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One, Gesprächsthema seien die am Mittwoch von der Europäischen Union und den USA verhängten Sanktionen gegen Russland gewesen. Das Telefonat habe auf Bitten der russischen Regierung stattgefunden. Weitere Angaben machte Earnest nicht. Putin habe erneut eine sofortige Feuerpause im krisengeschüttelten Nachbarland gefordert, hieß esvon russischer Seite. Russland sei keinesfalls untätig, sondern unternehme alles für ein Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe. Er hoffe, dass auch die USA zum Start eines Friedensprozesses in der Ukraine beitragen werde, sagte Putin dem Kreml zufolge im Gespräch.

Ukraine: Luftraum gesperrt

Nach dem Absturz eines malaysischen Passagierflugzeugs im Osten der Ukraine haben die Behörden des Landes den Luftraum in der Region gesperrt. Die ukrainische Vorgabe gelte bis auf Weiteres, erklärte die europäische Luftraumaufsicht Eurocontrol am Donnerstag in Brüssel. Zuvor teilten bereits mehrere Fluggesellschaften, darunter die AUA mit, ab sofort den ukrainischen Luftraum zu meiden.

"Alle Flugvorhaben, die entsprechende Routen beinhalten, werden nun von Eurocontrol zurückgewiesen", teilte die Luftaufsicht mit. "Die Routen bleiben bis zu neuen Ankündigungen gesperrt."

Reaktionen zu #MH17

 

Große Trauer in Kiew (Foto: EPA/Pilipey) Salzburg24
Große Trauer in Kiew (Foto: EPA/Pilipey)

 

(SALZBURG24/APA)

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(Quelle: salzburg24)

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