Nach EU-Kritik

Ungarn schließt Transitzone für Flüchtlinge

A member of Hungarian police closes a razor wired fence at a migrant transit centre near Roszke, at the border crossing with Serbia on October 29, 2019. - Under amendments passed in 2018, Hungary has been automatically rejecting applications of those who have passed through a "safe transit country", in this case Serbia, in what rights groups say has turned the asylum process into a cruel charade. .During the 2015 migrant crisis, the border etched across northern Serbia's fertile flatlands became a vital crossing point for migrants from the Middle East, Asia and Africa trundling through the Balkans towards the European Union..But Hungary slowed their march by building the 175-kilometre (110-mile) fence along its frontier four years ago, fortifying the EU's edge..Since then, Budapest has continued to pass laws hostile to the plight of migrants, alarming EU officials who have struggled to rein in right-wing Prime Minister Viktor Orban and his anti-immigration crusade. (Photo by OLIVER BUNIC / AFP)
Veröffentlicht: 21. Mai 2020 14:50 Uhr
Die ungarische Regierung schließt die umstrittenen Transitzonen an der Südgrenze des Landes. Damit folge man dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zur Unterbringung von Asylbewerbern, das die Transitzonen als rechtswidrig beurteilt hatte, teilte Kanzleiminister Gergely Gulyas am Donnerstag mit. Ein Asylantrag kann ab jetzt nur mehr außerhalb Ungarns bzw. der EU gestellt werden.

Die Transitzone sei "eine Lösung gewesen, die Ungarns Grenzen geschützt hat", betonte Gulyas. Die Regierung sei zwar nicht einverstanden mit dem EuGH-Urteil, das der Minister als "bedauerlich" bezeichnete. Doch als EU-Mitgliedstaat sei Ungarn verpflichtet, das Urteil umzusetzen. Wer künftig einen Asylantrag für Ungarn stellen wolle, der könne das ab sofort nur noch außerhalb Ungarns - in ungarischen Botschaften oder Konsulaten in Nicht-EU-Ländern - machen, erklärte Gulyas.

Flüchtlingslager wie Gefängnis

Nach Ansicht des Europäischen Gerichtshofs verstößt die Unterbringung von Asylwerbern in den Containerlagern an der ungarisch-serbischen Grenze ohne Einzelfallprüfung gegen EU-Recht. Die Bedingungen in dem Lager glichen einer Inhaftierung, befanden die Luxemburger Richter in ihrem Urteil von vergangener Woche.

Die durch die Schließung aktuell betroffenen 280 Personen in den betroffenen Lagern Röszke und Tompa werden in ein Auffanglager gebracht, so Gulyas. Die beiden Camps wurden nach Angaben des Ungarischen Helsinki-Komitees (HCC) bereits in der Früh geräumt. Dabei wurden rund 300 Personen, zum Großteil Familien mit Kleinkindern, in "offene oder halb offene" Einrichtungen gebracht, berichtete die Nichtregierungsorganisation (NGO).

Asylwerber sitzen seit über einem Jahr fest

Das HCC hatte die vier klagenden Asylwerber aus dem Iran und aus Afghanistan, die seit mehr als einem Jahr in der Transitzone festsaßen, bei ihrer Klage vor dem EuGH vertreten. Sie waren über die Türkei, Bulgarien und Serbien nach Ungarn gekommen. Die ungarischen Behörden wiesen ihre Asylanträge mit der Begründung ab, die Menschen seien über ein Land - den Nicht-EU-Staat Serbien - eingereist, in dem ihnen weder Verfolgung noch ernsthafter Schaden drohten. Zudem sei in den Ländern, über die sie nach Ungarn gekommen seien, ein angemessenes Schutzniveau gegeben. Klagen gegen diese Entscheidung wies das zuständige ungarische Gericht ohne Prüfung ab.

Das nunmehrige Ende der einjährigen "rechtswidrigen Haft" begrüßte das Helsinki Komitee. Die Aufgabe der Organisation bestünde nun darin, den nun freien Menschen rechtliche Informationen darüber zu geben, was sie in den neuen Zentren erwartet und welche Verhaltensregeln eingehalten werden müssen. Auch soll auch dabei geholfen werden, die Bearbeitung ihres Asylantrages voranzutreiben, teilte die Organisation mit.

Ungarns Flüchtlingspolitik heftig umstritten

Ungarns harte Flüchtlingspolitik ist seit Jahren heftig umstritten und beschäftigt auch immer wieder die EU-Behörden. Anfang April entschied der Europäische Gerichtshof, dass Ungarn, Polen und Tschechien während der Flüchtlingskrise EU-Recht verletzt hätten, weil sie die Übernahme von Asylbewerbern aus Italien und Griechenland abgelehnt hatten.

Auch die im Rahmen der Coronakrise beschlossenen Sonderbefugnisse für die ungarische Regierung sorgten EU-weit für heftige Kritik. Wie Gulyas am Donnerstag im Rahmen der Pressekonferenz mitteilte, werde die Regierung kommenden Dienstag im Parlament den Regelentwurf über die Abschaffung der umstrittenen Notstandsbefugnis einreichen. Der Krisenstab werde seine Tätigkeit jedoch weiter fortsetzen.

Notstandsgesetz entmachtet Parlament

Mit dem am 30. März verabschiedeten Notstandsgesetz hatte sich das von Orbans rechtsnationaler Regierungspartei Fidesz kontrollierte ungarische Parlament selbst entmachtet. Das Gesetz ermöglichte der Regierung, unbegrenzt auf dem Verordnungsweg per Dekret zu regieren.

(Quelle: salzburg24)

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