Blick in die Finanzen

US-Wahl: Dollar mit größtem Kurssprung seit 2023

Veröffentlicht: 06. November 2024 13:19 Uhr
Der US-Dollar hat am Devisenmarkt mit starken Gewinnen auf den sich abzeichnenden Sieg des Republikaners Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl reagiert. Der Euro fiel im Gegenzug zeitweise um gut 2 Prozent auf 1,0703 Dollar, konnte sich in Folge aber wieder leicht auf 1,0722 Dollar erholen.

Der Dollar-Index, der die Bewegung des Dollar gegen andere Leitwährungen misst, zeigte laut der Agentur Reuters zeitweise den stärksten Dollar-Kurssprung seit März 2023.

Analysten führten die Dollar-Stärke in ersten Reaktionen auf das mit Trumps geplanten Steuersenkungen und Zollerhöhungen zu erwartende Wirtschaftswachstum, aber auch auf den mit seinen Plänen wahrscheinlichen Inflationsschub zurück. Beides in Kombination könnte dazu führen, dass die US-Notenbank ihre Zinssenkungsserie früher als bisher angenommen stoppen muss, was wiederum den Dollar stützt.

Trump-Pläne mit stärksten Effekten auf Inflation

"In einer Zeit, in der es in der US-Wirtschaft keine Kapazitätsreserven mehr gibt, würden die Auswirkungen einer solchen Politik die Inflation in den USA deutlich in die Höhe treiben und das US-Wachstum in den nächsten Jahren wahrscheinlich etwas ankurbeln", schreiben die Analysten der UniCredit am Mittwoch. Am stärksten würden sich die Effekte der Trump-Pläne wohl im Bereich der Inflation zeigen, schreiben auch die Ökonomen der Commerzbank am Mittwoch.

Trump hatte angekündigt, im Falle seines Sieges 60 Prozent Zoll auf chinesische Waren und mindestens zehn Prozent auf alle anderen Importe zu erheben. Die beiden Maßnahmen dürften sich in einem Anstieg der Inflationsrate von jeweils rund einem Prozent niederschlagen, erwarten die Commerzbank-Analysten. Ein stärkerer Dollar-Kurs könne diesen Effekt dämpfen, unterm Strich erwarten die Analysten damit einen zusätzlichen Anstieg des Preisniveaus von einem Prozent nach einer erwarteten Einführung der neuen Zölle Mitte 2025. Die von Trump geplanten Abschiebungen von Einwanderern könnten zudem das Lohnniveau erhöhen und damit die Inflation zusätzlich anschieben, erwarten Analysten.

Auch Zinskurs der Fed könnte sich ändern

Mittelfristig könnte dies auch Auswirkungen auf den Zinskurs der US-Notenbank Fed haben. Angesichts des nachlassenden Inflationsdrucks hat die Fed ihre Leitzinsen zuletzt mehrmals gesenkt. Mit der Aussicht auf eine wieder anziehende Inflation könnte die Zinssenkungsserie aber nun etwas früher enden, als bisher angenommen.

An den für den kommenden Donnerstag und auch Dezember erwarteten Fed-Zinssenkungen dürfte der Wahlausgang nichts ändern, erwarten die Analysten der Commerzbank und der UniCredit. "Darüber hinaus wird die Zentralbank wahrscheinlich eine abwartende (und möglicherweise lange) Pause einlegen, auch weil der Zeitpunkt und das Ausmaß der Maßnahmen von Herrn Trump höchst ungewiss bleiben", so die UniCredit.

Längstens im Frühjahr, wenn sich die Zollpläne konkretisieren, dürfte die Fed aber auf die Änderung der Rahmenbedingungen reagieren, erwarten die Commerzbank-Ökonomen. Sie rechnen damit, dass die Notenbank ihre Zinssenkungsserie schon bei 4 Prozent und nicht wie bisher erwartet bei 3,5 Prozent stoppt. Dies dürfte sich in einer Dollar-Stärke niederschlagen. Lediglich im unwahrscheinlichen Fall, dass Trump die Unabhängigkeit der Notenbank schwächt und niedrigere Leitzinsen erwirkt, hätten seine Pläne den umgekehrten Effekt einer Dollar-Schwäche, so die Commerzbank weiter.

Am Anleihenmarkt sind die Kurse von US-Staatsanleihen in ersten Reaktionen auf den Wahlausgang zurückgekommen, die Renditen von Staatsanleihen sind im Gegenzug gestiegen. Damit dürften die Anleihenmärkte die Gefahren höherer Inflation sowie einer höheren Staatsverschuldung und damit einem größeren Angebot an Staatsanleihen antizipieren, so das Fazit der Analysten der Commerzbank und der UniCredit.

Die von Trump geplanten Steuersenkungen könnten zu einem zusätzlichen Defizit von 6,8 bis 15,7 Billionen Dollar führen, dem stehen nur zusätzliche Einnahmen aus Zöllen von 2 bis 4 Bio. Dollar gegenüber, schreiben die Commerzbank-Analysten mit Verweis auf Prognosen des Committee for a Responsible Budget.

Die Zolleinnahmen dürften sich zwar kurzfristig positiv auf das Wirtschaftswachstum auswirken, da es Verbraucherausgaben auf heimische Produkte umlenkt, so die Commerzbank. Mittelfristig dürfte dieser Effekt aber durch Vergeltungsmaßnahmen der Handelspartner geschwächt werden. Dazu kommen zwar noch zusätzliche Steuereinnahmen aus den mit Steuersenkungen erzielten Wachstumseffekten, diese dürften aber sehr niedrig sein, so die Commerzbank.

(Quelle: apa)

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