Am Donnerstag sind höhere US-Zölle für die EU, Japan und weitere US-Handelspartner weltweit in Kraft getreten. Der dabei erratisch vorgehende US-Präsident Donald Trump propagiert "Milliarden Dollar an Zöllen" für die USA. Eine Übersicht, was aktuell wo gilt, findet ihr hier.
US-Zölle in Europa
Europäische Union:
Zölle von 15 Prozent auf die meisten EU-Produkte inklusive Autos: So lautet die Einigung, die Trump und EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen erzielt hatten. Trump zufolge sollen die Europäer zudem US-Energie für 750 Milliarden Dollar (knapp 650 Milliarden Euro) kaufen und Investitionen von 600 Milliarden Dollar in den USA tätigen. Sollten europäische Unternehmen nicht wie erwartet investieren, droht Trump mit 35-prozentigen Zöllen.
Schweiz:
Trump hatte die Zölle für die Schweiz zuletzt verschärft und auf 39 Prozent erhöht. Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter reiste im Bemühen um eine Einigung in letzter Minute in die USA - offenbar ohne Erfolg. Die seit Donnerstag geltenden Zölle betreffen nicht alle Wirtschaftsbereiche, die Pharmaindustrie etwa ist ausgenommen. Aber auch auf diesen Sektor hat Trump es bereits abgesehen.
Nord- und Südamerika
Kanada:
Für Kanada will Trump die Zölle von 25 auf 35 Prozent erhöhen. Allerdings gilt der neue Zollsatz nur für Produkte, die nicht vom nordamerikanischen Freihandelsabkommen USMCA abgedeckt sind. Trump verwies auf Kanadas mangelhafte Kooperation bei der Eindämmung des Drogenschmuggels in die USA. Zuletzt hatte er auch kritisiert, dass Kanada die Anerkennung eines Palästinenserstaats erwägt.
Mexiko:
Mexiko, dem dritten USMCA-Staat, drohte Trump zunächst mit einer Anhebung des Zollsatzes von derzeit 25 auf 30 Prozent. Nach einem Gespräch mit der mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum stimmte der US-Präsident am 31. Juli einer Fristverlängerung um 90 Tage zu. Trump macht Mexiko maßgeblich für die Verbreitung des Opioids Fentanyl in den USA verantwortlich.
Brasilien:
Gegen Brasilien hat Trump bereits Zölle von 50 Prozent verhängt, aber das Land setzt sich zur Wehr. Als erster Staat will Brasilien vor die Welthandelsorganisation (WTO) ziehen. Die US-Importzölle gelten bereits seit Mittwoch, Produkte wie Flugzeuge und Orangensaft sind ausgenommen.
Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva spricht von "Erpressung", denn Trump will eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in Brasilien beeinflussen. Die Anklage wirft dem Trump-Freund und früheren brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro einen Putschversuch nach seiner Abwahl 2022 vor.
Asien
Japan und Südkorea:
Die beiden Länder haben ähnliche Abmachungen wie die EU geschlossen, um noch deutlich höheren Zöllen zu entgehen: Bei Lieferungen in die USA werden auf die meisten Produkte 15 Prozent Zoll fällig. Laut Trump will Japan zudem seinen Markt zollfrei für US-Autos und Lastwagen sowie Reis öffnen und hat Investitionen von 550 Milliarden Dollar in den USA zugesagt. Südkorea sicherte demnach 350 Milliarden Dollar an Investitionen zu und will US-Flüssigerdgas für 100 Milliarden Dollar kaufen.
Indien:
Für US-Importe aus Indien werden seit Donnerstag zunächst 25 Prozent Zoll fällig. In drei Wochen soll sich der Satz auf 50 Prozent verdoppeln. Der US-Präsident begründet diese sogenannten Sekundärsanktionen mit anhaltenden Käufen russischen Rohöls durch Indien. Er will damit die russischen Einnahmen senken, die den Angriffskrieg gegen die Ukraine mit finanzieren.
Indonesien und Vietnam:
Indonesien hat einen Zollsatz von 19 Prozent akzeptiert, Vietnam von 20 Prozent. Indonesien hat sich laut Trump zudem zum Kauf von 50 Flugzeugen des US-Herstellers Boeing verpflichtet. Zudem soll es 15 Milliarden Dollar für US-Energielieferungen zahlen und weitere 4,5 Milliarden Dollar für landwirtschaftliche Produkte.
China und andere:
China hat noch keine Einigung mit der Trump-Regierung erzielt, beide Seiten signalisierten den Willen zu fortgesetzten Verhandlungen. Für andere Staaten gelten dagegen seit Donnerstag deutlich höhere Zölle. Am stärksten betroffen ist Syrien mit 41 Prozent, gefolgt von Laos und Myanmar (je 40 Prozent).
Pharmaprodukte, Computerchips und andere Waren
Medikamentenherstellern hat Trump mit Strafzöllen gedroht, die er mittelfristig in Etappen auf bis zu 250 Prozent anheben will. Das begründete Trump damit, dass Arzneimittel in den USA hergestellt werden sollten. Auch Zölle in Höhe von "hundert Prozent" auf Importe von Computerchips und Halbleiter brachte der Republikaner ins Spiel - nannte dafür aber keinen Zeitplan. Der taiwanische Riese TSMC ist von hohen Zöllen aktuell ausgenommen. Stahl- und Aluminium hatte die Trump-Regierung schon zuvor mit 50-Prozent-Zöllen belegt.
(Quelle: apa)