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Wirtschaftsaussichten blieben im ersten Halbjahr verhalten

Veröffentlicht: 30. Juli 2015 15:45 Uhr
Österreichs Wirtschaft ist zwar im zweiten Quartal 2015 gegenüber der Vorperiode mit 0,3 Prozent etwas stärker gewachsen als im ersten Quartal (+0,2 Prozent), so richtig angesprungen ist die Konjunktur aber noch nicht. Bei den Ausrüstungsinvestitionen etwa waren "die Wirtschaftsaussichten in der ersten Jahreshälfte 2015 zu schwach, um eine stärkere Dynamik zuzulassen", so das Wifo am Donnerstag.

Insgesamt sprachen die Ökonomen des Wirtschaftsforschungsinstituts anlässlich ihrer Schnellschätzung von "schwachen Zeichen der Besserung". Die Nachfragekomponenten entwickelten sich nach wie vor schwach und hielten mit der Produktionsausweitung nicht Schritt, sodass die Lagerbestände stiegen.

Der Export hat sich im zweiten Quartal gegenüber dem ersten sogar leicht um 0,1 Prozent verringert - bei gleichzeitiger Stagnation des Imports. Sowohl die Wareneinfuhr als auch die -ausfuhr schrumpften, bei Dienstleistungen nahmen hingegen Export und Import zu. Im ersten Quartal waren die Exporte insgesamt stärker zurückgegangen (-0,3 Prozent), bei den Importen hatte es ein Miniplus von 0,1 Prozent gegeben.

Leicht gestiegen im zweiten Quartal ist der Konsum der privaten Haushalte, und zwar um 0,1 Prozent - nach einer Stagnation in den drei Quartalen davor. Die Ausgaben des Staats legten etwas stärker um 0,4 Prozent zu; die gesamtwirtschaftliche Konsumnachfrage stieg so um 0,2 Prozent.

Zur Steuerreform erklärten die Wifo-Experten, dass die Entlastung ab 2016 noch keine vorgezogenen Käufe auslöste. Zudem wirkte die Arbeitsmarktlage anhaltend dämpfend auf die Konsumbereitschaft.

Bei den Ausrüstungsinvestitionen hat sich die Lage im zweiten Quartal gebessert. Nach Rückgängen in den Perioden davor gab es da einen leichten Anstieg von 0,1 Prozent. Die Bauinvestitionen gingen dagegen nach einer Stagnation von Jänner bis März real um 0,4 Prozent zurück.

Die Sachgüterproduktion hat ihre Schwächephase hinter sich gelassen, sie wuchs im zweiten Quartal um 0,4 Prozent und damit stärker als zum Jahresauftakt (+0,1 Prozent). Auch im Bau gab es erstmals seit vielen Quartalen wieder ein kleines Plus von 0,1 Prozent.

Nicht so gut sah es im Dienstleistungssektor aus. Der Bereich Handel, Kfz, Beherbergung und Gastronomie wuchs wieder schwächer (+0,4 nach +0,5 Prozent), während die Sparten Information und Kommunikation sowie Banken und Versicherungen wieder stärker schrumpften (-0,7 Prozent nach -0,4 Prozent bzw. -0,8 Prozent nach -0,7 Prozent). Die Wertschöpfung der sonstigen Dienstleistungen legte wie im ersten Quartal um 0,3 Prozent zu.

Für das erste Quartal 2015 hat das Wifo seine BIP-Zahl leicht nach oben revidiert, und zwar von +0,1 auf +0,2 Prozent. Im vierten Quartal 2014 war die Wirtschaft stagniert, im dritten Quartal 2014 um 0,1 Prozent zurückgegangen.

Im Jahresabstand wuchs das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal real um 0,4 Prozent, genauso stark wie im ersten Quartal 2015. Im vierten Quartal 2014 hatte es ein Minus von 0,2 Prozent (revidiert von -0,1 Prozent) gegeben, im dritten Quartal 2014 ein Wachstum von 0,3 Prozent und in den vierteljährlichen Perioden davor eine etwas stärkere Zunahme.

Nach der schwankungsanfälligen Rechnung für das EU-Statistikamt Eurostat (saison- und arbeitstagbereinigt) legte das heimische BIP von April bis Juni gegenüber dem Vorquartal lediglich um 0,1 Prozent zu. Für das erste Quartal wird aktuell ein Plus von 0,7 Prozent ausgewiesen, für das vierte Quartal 2014 ein Rückgang von 0,2 Prozent und für das dritte Quartal 2014 ein Stagnation.

Auch in der EU und in der Eurozone ging die Stimmung nach oben. Österreichs Wirtschaftsklima stieg von 95,3 auf 96,6 Punkte. In der EU gab es eine Erhöhung von 105,5 auf 106,6 Punkte. Die Währungsunion legte laut EU-Kommission vom Donnerstag von 103,5 auf 104,0 Punkte zu.

Der Anstieg Österreichs um 1,3 Punkte ist die fünfthöchste Steigerung aller 28 EU-Staaten von Juni auf Juli. Besser waren nur Großbritannien (+3,5 Punkte), Kroatien (+1,9 Punkte), Litauen (+1,7 Punkte) und Estland (+1,4 Punkte). Einen wahren Absturz des Wirtschaftsklimas verzeichnete Griechenland mit -9,4 Punkten (von 90,7 auf 81,3 Punkte).

Der ebenfalls veröffentlichte Geschäftsklimaindex (Business Climate Indicator/BCI) in der Eurozone ist im Juli ebenfalls im Aufwind. Im Juni war er noch auf 0,14 Punkte eingebrochen, nun schnellte er im Juli auf 0,39 Punkte hinauf. Das ist der beste Wert seit Mai 2014 mit damals 0,41 Punkten.

Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht die Konjunktur in Europa generell weiter im Aufwind. "Die Eurozone bleibt auf Erholungskurs", hieß es im jüngsten Wirtschaftsbericht 05/2015 der Währungshüter, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Auf den Arbeitsmärkten sei eine allmähliche Besserung zu sehen. Zudem unterstütze der jüngste Rückgang der Ölpreise das Wirtschaftswachstum.

Die Währungshüter erwarten, dass die Inflation im Währungsraum in den nächsten Monaten weiter niedrig bleibt. Zum Jahresende hin rechnen sie dann aber mit einem Anstieg der Teuerung. Die Preise in der Eurozone waren im Juni lediglich um 0,2 Prozent gestiegen. Die EZB steuert mittelfristig aber eine Teuerung von knapp zwei Prozent an, die sie als ideal für die Wirtschaftsentwicklung betrachtet.

Seit März pumpen die EZB und die nationalen Notenbanken mit einem groß angelegten Anleihen-Kaufprogramm Woche für Woche Milliarden in das Finanzsystem. Das Gesamtprogramm soll bis September 2016 laufen und einen Umfang von 1,14 Billionen Euro haben. Das Ziel von EZB-Präsident Mario Draghi: Banken sollen aus Engagements in solche Papiere hinausgedrängt werden und stattdessen mehr Kredite an die Wirtschaft ausreichen. Konjunktur und auch Inflation sollen so angeschoben werden.

(Quelle: salzburg24)

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