Laut Zäuner hat Erdogan bereits zu Beginn seiner politischen Karriere ein mafiöses System geschaffen, in das die gesamte Familie des Präsidenten involviert ist. Nun sei er auch mit den "Grauen Wölfen" verbandelt, die nur türkische muslimische Männer aufnehmen und in Österreich vom Verfassungsschutz beobachtet werden sollen.
"Die Grauen Wölfe bestimmen das Leben der türkischen Familien im Ausland und sind auf keinen Fall zu unterschätzen", analysierte Zäuner. Die Gruppe sei eine "innertürkische Stasi". "Sie sind die Prätorianergarde der regierenden AKP und rechtsradikalen MHP", fuhr er fort.
Autor fordert: Wolfsgruß ins Verbotsgesetz aufnehmen
Zäuner und Fred Turnheim, der Präsident des Österreichischen Journalisten Clubs (ÖJC), der die Präsentation organisiert hatte, forderten daher Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) dazu auf, den "Wolfsgruß", mit dem sich die Gruppe zu erkennen gibt, ins Verbotsgesetz aufzunehmen. Dieser sei lediglich eine "andere Form des Hitlergrußes."
Fiktiver Roman, reale Nachforschungen
Zäuners neues Buch ist Teil der Romanreihe um den fiktiven Investigativjournalisten Heinz Kokoschansky. Trotz der erfundenen Handlung beziehe sich der Autor dennoch auf reale Daten und Nachforschungen. "Es war nicht einfach, Leute für meine Recherchen zu gewinnen", berichtete der Autor. Neben den Grauen Wölfen behandle der Thriller auch die "Union Europäisch-Türkischer Demokraten" (UETD) sowie die Rockergang "Osmanen Germania." "Die UETD macht die Lobbyarbeit für die AKP und Erdogan im Ausland", verriet Zäuner. Osmanen Germania unterhalte gute Beziehungen zu Erdogan und gebe sich in Wien als "Boxclub mit sozialer Ader" aus.
Wegen seiner investigativen Tätigkeiten sieht sich Zäuner bereits auf Erdogans schwarzer Liste: "Wenn ich in die Türkei einreise, kann ich gleich Deniz Yücels Platz einnehmen", sagte er. Turnheim erinnerte daran, dass auch nach Yücels Freilassung in der Türkei weiterhin 155 Journalisten inhaftiert seien. "Die Lage ist dramatisch", betonte er.
Zäuner: Politische Gegner werden mit Paragraf 301 aus dem Weg geräumt
Zäuner erklärte, dass diese Verhaftungen besonders aufgrund von Verstößen gegen den Paragraf 301 der türkischen Verfassung, der "Beleidigungen des Türkentums" ahnde, erfolgten. Erdogan verwende diesen "Gummiparagraf", um alle unliebsamen Gegner aus dem Weg zu räumen. Der Autor analysierte die Taktik des aus einfachen Verhältnissen stammenden Erdogan als "Rachefeldzug gegen die reiche Oberschicht." "Bis zu einem gewissen Grad ist Erdogan geisteskrank", sagte er.
Untermalt wurde die Präsentation von zwei iranischen Musikern, die Texte des alevitischen Philosophen Yunus Emre aus dem 13. Jahrhundert vertonten.
(APA)
(Quelle: salzburg24)