Es gebe allerdings "Spielraum für weitere Gespräche", fügte Lawrow am Dienstag hinzu. Sein US-Amtskollege John Kerry sieht ebenfalls eine Einigung der beiden Staaten bei gewissen Grundsatzfragen. "Wir stimmen überein, dass Syrien ein geeintes Land bleiben muss, dass es weltlich sein soll, dass dem Islamischen Staat entgegengetreten werden muss und dass ein geordneter Übergang benötigt wird", sagte Kerry am Dienstag dem Sender MSNBC. Allerdings bestünden noch Differenzen darüber, wie das Land nach dem Übergang aussehen solle. Kerry will nach eigenen Angaben am Mittwoch mit Lawrow sprechen.
Hauptstreitpunkt ist das Schicksal des von Russland unterstützten syrischen Machthabers Bashar al-Assad, dem Obama den Tod Hunderttausender Menschen vorwirft. Obama forderte deshalb vor der UNO-Vollversammlung, dass der syrische Machthaber nach einer Übergangszeit durch einen neuen Führer ersetzt wird. "Nach so viel Blutvergießen und Gemetzel können wir nicht einfach zum Status quo zurückkehren", sagte der Präsident.
Putin lobte dagegen in seiner Rede Assad als Bollwerk im Kampf gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS), die weite Teile Syriens und des Iraks besetzt hat. Russland gehe es gar nicht in erster Linie um die Zukunft Assads, sondern es wolle die Zerstörung des Nahen Ostens durch Terroristen stoppen, deutete Lawrow Kompromissbereitschaft an.
Obama und Putin hatten zuletzt im November 2014 in Peking wenige Minuten miteinander gesprochen. Das letzte offizielle Treffen fand im Juni 2013 während des G-8-Gipfels in Nordirland statt. In New York sprachen die beiden Präsidenten nach Angaben eines US-Regierungsbeamten 90 Minuten lang miteinander - die erste Hälfte über die Ukraine-Krise und die zweite über Syrien. "Im Fall Syriens sind die beiden Seiten grundsätzlich anderer Meinung, welche Rolle Syriens Präsident Bashar al-Assad bei der Beilegung des Bürgerkrieges spielen wird", sagte er.
Nach dem Treffen mit Obama äußerte sich Putin vorsichtig optimistisch. "Die heutige Diskussion war sehr bedeutsam, formell und überraschend offen", sagte er Reportern. "Wir haben viele Gemeinsamkeiten gefunden, aber es gibt auch viele Differenzen." Zugleich beklagte er, dass sich die Beziehungen zu den USA auf einem Tiefpunkt befänden. Das sei aber nicht Russlands Schuld: "Wir sind immer bereit an unserem Verhältnis zu arbeiten und es ganz wiederherzustellen".
Lawrow sagte, die USA würden zwar Russlands Unterstützung für Assad kritisieren. Aber auch den USA gehe es um ein souveränes Syrien. Der Kampf gegen den Terror müsse von politischen Reformen flankiert werden. "Auf dieser Basis können wir zusammenarbeiten." Der Chefdiplomat berichtete von einem "sehr positiven Gespräch". Auch Kerry beschrieb das Treffen als "konstruktiv und sehr offen". Ansonsten drang über die Atmosphäre des Treffens zunächst kaum etwas an die Öffentlichkeit. Sie sei kühl gewesen, meinten einige Beobachter.
Im Streit zwischen den USA und Russland um die Einbindung von Präsident Assad in eine Friedenslösung für Syrien hat sich EU-Ratspräsident Donald Tusk an die Seite der Amerikaner gestellt. "Wir können nicht vergessen, dass Millionen Menschen wegen seiner furchtbaren Methoden, die Stabilität Syriens zu sichern, geflohen sind", sagte Tusk am Dienstag vor der UN-Vollversammlung in New York.
"Bei meinen Reisen in die Region hat man mir gesagt, dass ein Sieg Assads nur zu einem neuen Exodus führen würde", sagte der Pole. "Das alleinige Ziel eines Friedensplans muss aber sein, dass sie wieder ein normales Leben in der Region führen können."
In der Flüchtlingskrise forderte Tusk vor der Vollversammlung der 193 UN-Staaten weltweite Hilfe. "Diese Krise hat eine globale Dimension. Und deshalb braucht sie auch eine globale Lösung. Jede Hilfe ist willkommen." Er fügte an, dass die Welt auf Europa zählen könne: "So schwierig die Situation ist; wir werden diese Krise lösen, und die Welt wird danach ein besserer Platz sein." Isolierung sei nie und werde nie eine Option für Europa sein.
Zugleich sagte er, die Flüchtlinge kämen nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen - dann gäbe es nähere Plätze mit vergleichbarem Reichtum. "Es geht ihnen auch um Toleranz, Freiheit, Menschenrechte und Respekt und die Gewissheit, dass ihre Kinder in solch einem Umfeld aufwachsen."
(Quelle: salzburg24)