Trotz eines Protestverbots haben am Mittwoch nach der Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters unzählige Menschen in der türkischen Millionenstadt demonstriert. Es kam zu Zwischenfällen mit der Polizei.
Trotz eines Protestverbots haben Zehntausende in Istanbul gegen die Festnahme von Bürgermeister Ekrem Imamoglu demonstriert. Zahlreiche Menschen versammelten sich am vor der Stadtverwaltung. In türkischen Medien waren zudem Aufnahmen von Protestzügen zu sehen, in denen Demonstrierende im Chor "Diktator Erdogan" riefen und den Rücktritt der Regierung forderten.
Die Partei Imamoglus, die sozialdemokratische CHP, rief für 18.30 Uhr (MEZ) zu einer großen Kundgebung auf - entgegen einer Entscheidung des Gouverneursamts von Istanbul, das Proteste bis zum 23. März verboten hat.
Barrikaden und Tränengas in Istanbul
Im Stadtteil Fatih versammelten sich Studierende in der Nähe der dortigen Istanbul-Universität, wie mehrere Medien berichteten. Das Nachrichtenportal Birgün schrieb, die Polizei habe sich den Protestierenden in den Weg gestellt. Birgün teilte ein Video, auf dem zu sehen war, wie eine große Gruppe von Menschen eine Polizeibarrikade durchbrach. Andere Medien berichteten, es sei Tränengas eingesetzt worden.
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Imamoglu war in der Früh verhaftet worden - wenige Tage vor seiner geplanten Wahl zum Präsidentschaftskandidaten der größten Oppositionspartei in der Türkei, der CHP. Er gilt als aussichtsreicher Herausforderer Erdogans bei kommenden Wahlen. Seine Partei spricht von einem "zivilen Putsch", mit dem die Regierung von Erdogan einen politischen Gegner ausschalten will.
Justizminister will keine öffentliche Kritik zulassen
Der türkische Justizminister Yilmaz Tunc warnte indes vor Protesten wegen der Verhaftung. "Aufrufe zur Beeinflussung der unparteiischen Justiz und Aufrufe zu Straßenprotesten sind inakzeptabel", sagte Tunc in Ankara. Der Ort, um Imamoglu zu verteidigen, sei nicht die Straße, sondern die Justiz.