In den vergangenen drei Jahren verdienten demnach konstant zwischen 13 und 15 Prozent der Vollzeitbeschäftigten weniger als 1.300 Euro netto pro Monat (umgerechnet sind das etwas weniger als 1.700 Euro brutto). Mehr als 350.000 Menschen erhalten trotz Vollzeitbeschäftigung sogar nur einen monatlichen Bruttolohn von weniger als 1.500 Euro.
Frauen sind besonders betroffen
Besonders betroffen von Niedriglöhnen sind in Österreich Frauen: Von den unselbstständig Erwerbstätigen, die durchgängig in Vollzeit arbeiten, sind bei den Frauen 19 Prozent für unter 1.300 Euro netto pro Monat tätig. Bei den Männern verdienen nur neun Prozent der Vollzeitbeschäftigten unter 1.300 Euro netto. Bei den Jungen bis 25 Jahre arbeitet fast ein Viertel (23 Prozent) ebenfalls zu diesem niedrigen Gehalt. Bei den 15- bis 25-Jährigen arbeiten 16 Prozent der jungen Männer und 31 Prozent der jungen Frauen für diesen Niedriglohn. Von jenen Personen, die in den letzten 12 Monaten arbeitslos waren und jetzt wieder einen Job haben, waren 22 Prozent für einen Monatslohn unter 1.300 Euro netto beschäftigt.
Schulbildung macht großen Unterschied
Auch die Ausbildung spielt eine große Rolle: Während von den Beschäftigten mit Pflichtschule 26 Prozent in Niedriglohnjobs (unter 1.300 Euro netto) arbeiten, sind es bei jenen mit Lehre nur mehr 17 Prozent. Von den Maturanten arbeiten immerhin noch sechs Prozent im Niedriglohnbereich, von jenen mit Universitätsabschluss nur drei Prozent. Auch Leiharbeiter verdienen tendenziell wenig: 29 Prozent aller Leiharbeiter arbeiten für weniger als 1.300 Euro netto, erläuterte Daniel Schönherr vom Sora-Institut bei der Pressekonferenz der AK OÖ am Mittwoch in Wien.
Mehr Lohn in Firmen mit Betriebsrat
In Betrieben mit Betriebsrat sinkt die Wahrscheinlichkeit der geringen Bezahlung: Beschäftigte mit Betriebsrat zählen nur zu neun Prozent zur Gruppe der Niedriglohnempfänger. Es gebe aber nach wie vor zahlreiche Berufe, in denen der niedrigste (kollektivvertragliche) Monatslohn sogar unter 1.500 Euro brutto liegt, etwa Kellner, Kanzleikräfte, Küchenhilfskräfte, Friseure oder Kosmetikerinnen.
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Armutsgefährdung steigt
Die Armutsgefährdung für Beschäftigte mit Niedriglohn steigt deutlich, konstatiert Schönherr, besonders bei Vätern und Müttern und insbesondere bei Alleinerziehern. Von den Niedriglohnempfängern (unter 1.300 Euro netto) mit Kindern sagen schon 18 Prozent, dass sie mit dem Einkommen allein nicht mehr auskommen. Fehlt dann auch noch das Partnereinkommen, steigt die Armutsgefährdung nochmals an: Alleinerziehende - meistens Frauen - in dieser Gehaltsgruppe sagen zu 24 Prozent, dass sie mit dem Einkommen nicht mehr auskommen.
Braucht Mindestlohn von 1.700 Euro, so AK-Präsident
Für den Präsidenten der AK OÖ, Johann Kalliauer, zeigen die Daten die Notwendigkeit einer Einigung auf einen österreichweiten Mindestlohn von 1.700 Euro brutto bei Vollzeit. Rund 420.000 Beschäftigte verdienen weniger als 1.700 brutto im Monat. Die von den Sozialpartnern bis Ende Juni angestrebte Einigung auf 1.500 Euro brutto sieht er optimistisch. Wichtig sei die Beibehaltung der flächendeckenden Abdeckung durch Kollektivverträge: Während in Österreich 95 bis 97 Prozent aller Arbeitnehmer in einem KV-Rahmenrecht arbeiten, sind es in Deutschland nur mehr 53 Prozent. In Deutschland gebe es auch einen größeren Niedriglohnsektor als in Österreich, jeder vierte Beschäftigte arbeite dort schon im Niedriglohnbereich.
(APA)
(Quelle: salzburg24)