In derselben Notaufnahme soll sich auch der 38-jährige Mann angesteckt haben, der am Donnerstag als erster Infektionsfall in Norditalien gemeldet wurde. Er hatte auch seine im achten Monat schwangere Frau infiziert. In Norditalien wurden inzwischen 42 Fälle gemeldet, konzentriert in der lombardischen Provinz Lodi und im Raum Padua (Region Venetien). Zu den Infizierten zählen auch mehrere Mediziner und Krankenpfleger.
Mehr als 50 Infektionen in Norditalien
Die Zahl der Coronavirus-Infektionen in Norditalien wächst weiter. So wurden am Samstag von den Gesundheitsbehörden 39 Fälle in der Lombardei - vor allem in den Provinzen Lodi und Pavia - und zwölf in der Gegend von Padua (Region Venetien) gemeldet, darunter der 78-Jährige, der am Freitag gestorben ist.
Giulio Gallera, der Gesundheitsbeauftragte der Lombardei, berichtete bei einer Pressekonferenz in Mailand am Samstag, dass der Herd der Epidemie im südlichen Teil der Provinz Lodi lokalisiert worden sei. Man könne jedoch nicht von einer Pandemie sprechen. Von den insgesamt rund 250 in der Lombardei getesteten Personen seien demnach 13 Prozent positiv. Die lombardische Frau, die in ihrer Wohnung tot aufgefunden worden war, wurde positiv auf das Coronavirus getestet, es sei jedoch noch unklar, ob sie am Virus oder an einer anderen Krankheit gestorben sei. Daher soll nun eine Obduktion erfolgen.
Coronavirus: Große Sorge vor weiterer Ausbreitung
Aus Sorge vor einer weiteren Ausbreitung der Viruserkrankung hatten die Behörden am Freitag bereits in mindestens zehn lombardischen Städten die sofortige Schließung von Schulen, Behörden und sonstigen öffentlichen Gebäuden angeordnet. Auch Lebensmittelgeschäfte, Bars, Diskotheken sowie Sportzentren sollten in den betroffenen Orten mindestens für eine Woche geschlossen bleiben, teilte Gesundheitsminister Roberto Speranza nach einer Krisensitzung mit. Großveranstaltungen wie Gottesdienste, Karnevalsfeste oder Sportevents wurden untersagt. In Venetien wurden ähnliche Maßnahmen vorbereitet, die eine Ausbreitung des Virus verhindern sollten.
In der Kleinstadt Vo' Euganeo bei Padua, in der der am Freitag verstorbene Patient wohnte, wurden strikte Maßnahmen ergriffen, um eine Verbreitung des Virus zu verhindern, teilte der Präsident Venetiens, Luca Zaia, mit. Auf welche Weise sich die Menschen dort angesteckt haben, sei unklar. Es habe keinen Kontakt zu den Infizierten in der Lombardei gegeben.
Italiener stürmen Apotheken
300 Patienten und 150 Mitarbeiter eines Krankenhauses in Schiavonia bei Padua wurden vorsichtshalber Kontrollen unterzogen und dürfen seit Freitag nicht das Spital verlassen. In Norditalien wurden die Apotheken von besorgten Bürgern gestürmt, die sich Atemschutzmasken als Vorbeugung für die Infektion beschaffen wollten. In vielen Städten standen keine Masken mehr zur Verfügung.
Premier versichert Hilfe
Der italienische Premier Giuseppe Conte versicherte auf Facebook, dass seine Regierung entschlossen auf den Notstand reagieren werde. Er schloss nicht aus, dass das Kabinett weitere Maßnahmen zur Eingrenzung der Epidemie in Norditalien ergreifen könnte, nachdem am Freitag zehn Gemeinden in der Lombardei mit rund 50.000 Menschen isoliert wurden.
Inzwischen wurde der chinesische Staatsbürger, der vor drei Wochen mit seiner Ehefrau als erster Coronavirus-Fall in Italien bestätigt worden war, aus der Intensivstation des auf Infektionskrankheiten spezialisierten römischen Krankenhauses "Lazzaro Spallanzani" in Rom entlassen, teilten die Ärzte am Samstag mit. Aus Rom waren in den vergangenen Wochen drei Fälle gemeldet worden.
Italien befürchtet Auswirkung auf Wirtschaft
Italien befürchtet schwere Auswirkungen der Epidemie auf die Wirtschaft. Der Präsident des Handelsverbands Confcommercio, Carlo Sangalli, warnte, dass die Epidemie in Norditalien vor allem die Gastronomie und Lokale belasten könnten. Auch der Tourismus sei betroffen. In den Mailänder Hotels sei ein bis zu zehnprozentiger Rückgang der Besucherzahlen während der Mailänder Modewoche gemeldet worden, die Tausende Menschen in die lombardische Hauptstadt lockt.
Erhöhte Aufmerksamkeit nun auch in Österreich
Nach dem Ausbruch des Coronavirus in Norditalien gelten in Österreich erhöhte Aufmerksamkeit und Vorsicht, aber es gibt nach wie vor keinen Grund zur Panik. "Wir haben in Österreich bisher bei 181 Verdachtsfällen Testungen durchgeführt, alle waren negativ", hieß es Samstagmittag aus dem Gesundheitsministerium.
"Wir sind über das 'Early Warning and Response System' der EU rund um die Uhr mit allen Ländern der EU vernetzt und können damit unmittelbar nach dem allfälligen Auftauchen des Verdachts einer Verbindung nach Österreich sofort Maßnahmen ergreifen. Österreich ist sicher eines der am besten vorbereiteten Länder der EU", so Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).
Am Sonntag sollen in Wien die vor zwei Wochen aus China zurückgekehrte Frau und ihre drei Kinder nach einer Abschlussuntersuchung aus der Quarantäne entlassen werden, hieß es am Samstag aus dem KAV. Auch die letzten Tests seien bei ihnen negativ gewesen.
"Kein Grund zur Panik" wegen Coronavirus
Auch aus der Sicht von Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) ist die Lage "weiterhin stabil", es bestehe kein Grund zur Panik. Es gelte nach wie vor, wachsam zu sein und die Situation sehr genau zu beobachten, teilte der Minister am Samstag per Aussendung mit. Österreich sei gut vorbereitet. "Der Einsatzstab des Innenministeriums unter der Leitung von General Franz Lang tagt am kommenden Montag erneut, um über die aktuelle Lage zu beraten", kündigte Nehammer an. Der Stab befasse sich vor allem auch damit, die Aktivitäten aller Behörden, die rund um das Coronavirus im Einsatz sind, zu koordinieren und eng abzustimmen, hieß es.
(Quelle: apa)