Welt

Zweite Unwetternacht in Folge: Enorme Schäden in Tirol und der Steiermark

Veröffentlicht: 06. August 2017 10:20 Uhr
Nach zwei Unwetternächten in Folge herrscht in Teilen der Obersteiermark und Salzburgs Ausnahmezustand. Mehrere Orte sind auf dem Straßenweg nicht erreichbar, die Einsatzkräfte stehen im Dauereinsatz, in der Obersteiermark rückte das Bundesheer zur Unterstützung an. Ein auf dem Sölkpass vermisster Wanderer wurde unverletzt geborgen.

Der Mann war ursprünglich mit einer Gruppe unterwegs, die bis Mittag per Hubschrauber in Sicherheit gebracht wurde. Nach ihm wurde am Nachmittag noch gesucht. Die Suche verlief erfolgreich: Er wurde von der Bergrettung am Sölkpaß unverletzt gefunden.

In Sölk wurden noch in der Nacht acht Gebäude evakuiert, 28 Bewohner mussten die Häuser verlassen. Die Straße auf den Pass wurde auf einer Länge von 100 Metern weggerissen. Vom Stausee taleinwärts gibt es keine Stromversorgung mehr, die Instandsetzung wird voraussichtlich mehrere Monate dauern.

Stromausfälle in der Obersteiermark

Laut Landespolizeidirektion Steiermark war am Nachmittag ein weiterer Einsatz der Hubschrauber wegen der Wetterlage nicht möglich. Mit den noch auf den Almen und den Hütten verbliebenen Personen konnte Kontakt aufgenommen werden. Bisher sind keine Verletzungen von Personen bekannt. Durch die Unwetter wurden auch Stromversorgungs- und Telefonleitungen sowie Kleinkraftwerke beschädigt, wodurch es in weiten Teilen der Obersteiermark zu Unterbrechungen der Stromversorgung kommen kann.

Am Nachmittag hat sich die Situation in Oberwölz aber weiter verschärft: Gegen 17.00 Uhr hat man mit der sofortigen Evakuierung der Bereiche Schöttlbach-Siedlung, Unter Schütt Neu begonnen. Die Bewohner eines Altersheimes mussten vom Erdgeschoß in die oberen Stockwerke verlegt werden. Der Schöttlbach stieg massiv an, da sich das Bachbett mit Anlandungen stark angefüllt hatte, erklärte Horn.

Bundesheer in der Steiermark im Einsatz

Das Bundesheer hat am Sonntag einen Assistenzeinsatz gestartet, um in der Obersteiermark bei Aufräumarbeiten und der Beseitigung von Verklausungen zu helfen und Behelfsbrücken zu bauen. Finanzminister Hans Jörg Schelling und Außenminister Sebastian Kurz (beide ÖVP) kündigten die Bereitstellung finanzieller Mittel aus dem Katastrophenfonds des Bundes an. "Wir wollen nach der Ersthilfe vor Ort sicherstellen, dass den Betroffenen unbürokratisch finanziell geholfen wird", hieß es in einer Aussendung. Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) sprach sich ebenfalls für eine rasche Unterstützung aus: "Selbstverständlich werden wir den Betroffenen unverzüglich unter die Arme greifen und uns mit Mitteln aus dem Katastrophenfonds bei den Kosten des Wiederaufbaus beteiligen."

Liezen, Murtal und Murau Katastrophengebiete

In der Obersteiermark sind vor allem die Bezirke Liezen, Murtal und Murau von den Unwettern betroffen. Mehrere Orte wurden zu Katastrophengebieten erklärt. In Oberwölz (Bezirk Murau) waren am Sonntag zehn Gehöfte nicht erreichbar, in der Nacht wurden 14 Menschen in Sicherheit gebracht, untertags weitere acht. Der Grund waren Hangrutschungen, die Wohnhäuser bedrohten.

"Sintflutartige Regenfälle" in Knittelfeld

In Knittelfeld, das auch schon in der Nacht davor von Unwettern getroffen wurde, kam es Sonntagabend zu "sintflutartigen Regenfällen", erklärte Feuerwehr-Sprecher Thomas Zeiler. Dutzende Keller mussten ausgepumpt und umgestürzte Bäume beseitigt werden. "Hot Spot" war die Ortschaft Flatschach, wo der Flatschacher Bach über die Ufer trat und ein Auto mit zwei Insassen mitriss. Die Feuerwehr rettete die beiden über Streckleitern aus dem Wagen und brachte sie in Sicherheit. Der Kobenz Bach überflutete ebenfalls Straßen und riss 15 neben dem Gewässer geparkte Fahrzeuge einige Meter mit. Außerdem beschädigte er einige kleinere Brücken, weshalb eine Zivilschutzwarnung an die Bevölkerung ausgegeben wurde, erklärte Zeiler.

Schützenhöfer bei Lokalaugenschein in Kobenz

Schwer getroffen hat das Unwetter auch die benachbarten Gemeinden St. Marein-Feistritz, Seckau und Bischoffeld. Die Murtal Schnellstraße (S36) war vorübergehend zwischen Feistritz und Knittelfeld in Fahrtrichtung Klagenfurt aufgrund von Überschwemmungen gesperrt. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) wird Sonntagvormittag zu einem Lokalaugenschein in Kobenz erwartet.

Überschwemmungen in Leoben

In Leoben verursachte der Starkregen ebenfalls Überschwemmungen, zahlreiche Keller mussten von den Feuerwehren ausgepumpt werden. Außerdem hatte ein Blitz in den Turm der Waasenkirche eingeschlagen. Es kam zu einem Brand in der Kirchturmspitze, der von den Einsatzkräften über eine Drehleiter mit Wasserwerfern bekämpft wurde. Die Flammen waren rasch gelöscht. Die meisten überfluteten Straßen in Leoben wurden von den Feuerwehrleuten binnen weniger Stunden wieder freigeräumt.

Zahlreiche Einsätze auch in Tirol

Heftige Unwetter mit Starkregen und Hagel sind am Samstagabend auch über Teile Tirols gezogen. Die Feuerwehren mussten zu zahlreichen Einsätzen wegen Vermurungen, Hangrutschungen und überfluteter Keller ausrücken. Besonders betroffen waren das Ziller-, Wipp- und Stubaital sowie Osttirol.

Schlammmassen auf der Felbertauernstraße

Auf der Felbertauernstraße wurde laut Polizei gegen 20.15 Uhr der Wagen eines 45-jährigen Schweden von den Schlammmassen erfasst, als im Bereich des Peterbachgrabens eine Mure abging und die Straße bis zu einem halben Meter hoch verschüttete. Der Mann und seine 46-jährige Begleiterin konnten sich selbst befreien und blieben unverletzt. Sie wurden zu ihrem Quartier nach Matrei gebracht. Die Felbertauernstraße bleibt voraussichtlich bis Sonntagvormittag gesperrt. Auch im Kalser- und Virgental kam es zu Murenabgängen und Straßensperren.

70 Keller in Mayrhofen überflutet

In Mayrhofen im Zillertal drang in über 70 Keller von Wohnhäusern und Hotels Wasser ein. Die Feuerwehren von Mayrhofen, Zell am Ziller und die Betriebsfeuerwehr des Verbundkraftwerkes standen im Dauereinsatz. Zudem war die Tuxer Landesstraße bei Finkenberg durch kleinräumige Vermurungen erschwert passierbar. In Vorderlanersbach war die Tuxer Landesstraße kurzzeitig im Bereich der Brücke des Niklas-Baches gesperrt, da dieser teilweise über die Ufer trat. In Ginzling wurde die Schlegeis-Mautstraße auf einer Länge von rund 20 Metern vermurt.

Open Air in Finkenberg abgesagt

Zudem fiel das Open Air der Zillertaler Schürzenjäger in Finkenberg dem Unwetter zum Opfer. Laut Feuerwehr musste das Gelände geräumt werden, nachdem gegen 17.45 Uhr eine heftige Gewitterfront über den Veranstaltungsort gezogen war. Verletzt wurde niemand.

Dach durch Sturm komplett abgedeckt

In Steinach am Brenner (Bezirk Innsbruck-Land) deckte der Sturm bei einem Mehrparteienhaus das Dach komplett ab. Dabei fielen laut Polizei Holzteile auf die Gemeindestraße und Parkplätze. Verletzt wurde niemand. Außerdem wurden mehrere Unterführungen und Tiefgaragen sowie Keller unter Wasser gesetzt. Entwurzelte Bäume verlegten Straßen und beschädigten Dächer. Die Schmirner Landesstraße wurde auf einer Länge von etwa 50 Metern rund zwei Meter hoch mit Geröll verlegt. Auch auf der Nösslacher Gemeindestraße kam es zu Vermurungen.

Prags in Südtirol überschwemmt

In Südtirol wurde das Dorf Prags (Provinz Bozen) überschwemmt. Schlamm und Geröll reichten bei einigen Häusern bis in den ersten Stock. Die Stromversorgung wurde unterbrochen, berichteten die Behörden. Wegen eines Murenabganges war ein Regionalzug in Richtung Innichen blockiert. 80 Fahrgäste wurden evakuiert.

(APA)

Bildergalerien

Bildergalerien

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken