Riis' Doping-Duldung im CSC-Rennstal geht aus dem am Dienstag veröffentlichten ADD-Bericht hervor, der nach dreijähriger Recherche vorgelegt wurde und eigentlich nur Altbekanntes preisgab. "Riis hat es versäumt, zu intervenieren und das ist völlig inakzeptabel", sagte ADD-Chef Michael Ask.
"Das ist alles ein bisschen enttäuschend. Was jetzt da drin steht, war ja schon lange bekannt. Wahrscheinlich ist es wieder so: Es wurde etwas festgestellt, aber Sanktionen fallen leider aus", kommentierte der Ex-CSC-Profi und frühere Kronzeuge Jörg Jaksche aus Deutschland am Dienstag den Report mit einigem Sarkasmus. Riis war auch in dem Buch seines Ex-Angestellten Tyler Hamilton ("Die Radsport Mafia") mit Doping in Verbindung gebracht worden.
Jaksche war von der ADD mehrfach als Zeuge gehört worden und hatte in der Vergangenheit Riis beschuldigt, Doping zumindest begünstigt zu haben. In dem Behörden-Bericht, der sich auf Aussagen von rund 50 aktiven und ehemaligen Profis, Ärzten und Betreuern stützt, wird auch eine Zusammenarbeit zwischen Riis und dem verurteilten Doping-Arzt Eufemiano Fuentes belegt. Unter der Regie von Riis, der 2007 die eigene umfängliche Dopingpraxis gestanden hatte, gewann der CSC-Fahrer Carlos Sastre (Spanien) 2008 die Tour.
Sastre bestritt am Dienstag jegliche Mitwisserschaft. "Meine Einstellung zum Radsport war von Beginn an klar. Ich bin mit mir im Reinen und glücklich über das Erreichte", sagte Sastre. Über Doping sei unter den Teammitgliedern nie gesprochen worden, Riis habe ihn nicht zum Dopen animiert, sagte der Tour-Sieger von 2008. Sastre hatte die Frankreich-Rundfahrt damals vor Cadel Evans (AUS) und Dopingsünder Bernhard Kohl gewonnen.
Zu Beginn dieser Saison war der 51-jährige Riis von seinem Posten als Sportdirektor beim Tinkoff-Saxo-Team suspendiert worden. Der 2010 als Doper überführte Spanier Alberto Contador, ab 4. Juli wieder Tour-Topfavorit, und der Slowake Peter Sagan sind die Kapitäne im Team.
Der 97 Seiten umfassende ADD-Report klagt auch die früheren dänischen Topfahrer Michael Rasmussen (bereits seit längerem geständig) und Nicki Sörensen des Dopings an. Kurz vor der Veröffentlichung des Berichts, der die Zeit von 1998 bis 2015 umfasst, hatte Sörensen noch schnell eine Beichte abgelegt. "Ich habe gedopt, ich habe das voll und ganz gestanden. Ich bin darüber traurig und wünschte, ich könnte zurückgehen und es ungeschehen machen", sagte der heutige Sportdirektor des Tinkoff-Saxo-Rennstalls am Montag. Das Team des russischen Milliardärs Oleg Tinkow stellte sich aber sofort hinter Sörensen, der laut dänischen Medienberichten zugegeben haben soll, während der Olympischen Spiele 2004 gedopt zu haben.
Rasmussen, der mit dem verurteilten Doping-Lieferanten Stefan Matschiner, der auch Bernhard Kohl versorgt hatte, zusammenarbeitete, war 2007 vom Rabobank-Team im Gelben Trikot aus der Tour genommen worden, weil er mit der Angabe falscher Aufenthaltsorte Doping-Kontrolleure ausgetrickst hatte. 2013 hatte er gestanden, bei CSC mit Unterstützung der Teamärzte verbotene Präparate genommen zu haben.
(Quelle: salzburg24)