Andere WM-Teilnehmer trainieren schon seit voriger Woche - der Rekordweltmeister hat nur rund zwei Wochen Vorbereitungszeit bis zum Eröffnungsspiel am 12. Juni gegen Kroatien in Sao Paulo. Scolari rechnet mit einer Begegnung gegen Deutschland im Halbfinale.
Sollte der Gastgeber die Gruppenphase mit den Gegnern Kroatien, Mexiko und Kamerun überstehen, woran in Brasilien niemand ernsthaft zweifelt, dann rechnet der Trainerstab schon mit folgender Marschroute: "Wir gegen Holland (Achtelfinale), danach Italien oder Uruguay, aber wir denken eher an Italien, es wären aber zwei Weltmeister (im Viertelfinale). Dann (im Halbfinale) gegen Deutschland und zum Schluss Argentinien (Finale). Um zu gewinnen, müssten wir drei Weltmeister überwinden", so Scolari.
Der Weltmeistertrainer von 2002 rechnet mit einer Endrunde mit hohem Laufeinsatz. "Das wird eine WM der Geschwindigkeit und viel Lauferei", sagte der Coach. "In dieser Frage sind wir gut, wir haben auch schnelle Verteidiger. Wir werden nicht viele hohe Bälle sehen", vermutet Scolari, der bereits seit Sonntagabend im Trainingslager "Granja Comary" in Teresopolis weilt, wohin sich die Selecao-Spieler am Montag aufmachten. Mannschaftsarzt Jose Luiz Runco habe ihm bestätigt, dass alle Spieler das Training beginnen könnten. "Wir haben keinerlei Verletzungsprobleme", freute sich Scolari.
Von den 23 Spielern im Kader haben nur sechs WM-Erfahrung: Julio Cesar, Dani Alves, Maicon, Thiago Silva, Fred und Ramires. Für die überwiegende Mehrheit, auch für Neymar (22), ist die Copa also Neuland. Brasilien trifft am 6. Juni in einem Testspiel auf Serbien. Danach haben die Spieler einen freien Tag. Auch während der WM sind freie Tage eingeplant. Scolari, der seit seinem Amtsantritt Ende 2012 den WM-Sieg ("Hexacampeao") als einziges Ziel ausgab, sieht die Aufgaben seines Teams klar umrissen: "Wir sind hier um Fußball zu spielen. Die WM außerhalb des Spielfeldes ist nicht unsere Angelegenheit", sagte er mit Blick auf mögliche Proteste.
Allerdings stehe es den Spielern frei, sich etwa über soziale Netzwerke zu den Protesten zu äußern. Dies sei aber dann die Meinung des jeweiligen Spielers und nicht etwa die der Selecao oder des Fußballverbandes (CBF). Regierung und Polizei müssten sich um die Demonstrationen kümmern. Die Aufgabe der Spieler sei es, Fußball zu spielen. Das müsse man der Bevölkerung erklären. Die WM-Organisatoren hoffen, dass die WM-Stimmung knapp zwei Wochen vor Turnier-Anpfiff sukzessive steigt und im Gegenzug Streiks, Proteste und Negativ-Schlagzeilen abnehmen.
(Quelle: salzburg24)