Marchionne hatte die Drohung des Ferrari-Ausstiegs vor dem Hintergrund der laufenden Verhandlungen über die Zukunft der Formel 1 ventiliert. Wenn die DNA der Rennserie verloren ginge, würden die Italiener ernsthaft überlegen abzuspringen, hatte der Fiat-Chrysler-Boss gemeint.
Formel 1 steht vor vielen Unklarheiten
Die Formel 1 steht vor wichtigen Weichenstellungen. Wie die Antriebseinheiten ab der Saison 2021 aussehen sollen, ist ebenso weitgehend unklar wie die künftige Preisgeldverteilung, nachdem das aktuelle Concorde-Agreement zum selben Zeitpunkt ausgelaufen sein wird. Massive Einschnitte - wesentlich vereinfachte Motoren, weniger Geld für die Topteams - sind weder für Ferrari noch für Mercedes vorstellbar.
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gab sich diplomatisch. "Es ist klar, dass die aktuellen Strukturen, wie die Regeln gemacht werden, nicht funktional sind. Es liegen zu viele unterschiedliche Meinungen und Agenden auf dem Tisch, und wir müssen das für 2021 auf die Reihe bekommen - aus bestem Interesse für den Sport", sagte der Österreicher am Freitag in Melbourne. "Wir haben mindestens noch drei Jahre in diesem Sport zusammen."
RB-Chef Horner kritisiert Ferrari und Mercedes
Red-Bull-Teamchef Christian Horner plädiert entsprechend der Linie seines Arbeitgebers für eine radikale Vereinfachung beim Motor. Gegen den Widerstand von Ferrari und Mercedes sei das allerdings schwierig umzusetzen. "Diese beiden Teams sind die einzigen, die sich auf irgendetwas einigen können", merkte der Brite an. Horner stößt sich auch daran, dass Ferrari und Mercedes im Fall Laurent Mekies offenbar auf derselben Seite stehen.
Renault- und Mercedes-Mitarbeiter mit Insider-Wissen über Konkurrenz?
Vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass Ferrari den hochrangigen FIA-Mitarbeiter engagierte, wobei Mekies seine Arbeit Ende September aufnehmen soll. Der Franzose war im Motorsport-Weltverband lange Zeit Sicherheitsbeauftragter und stellvertretender Formel-1-Rennleiter. Das sorgte für Aufsehen - noch dazu, weil vor einigen Monaten schon ein ähnlicher Fall aufgetaucht war. Damals kommunizierte Renault die Verpflichtung des FIA-Technikdirektors Marcin Budkowski. Beide besitzen Insiderwissen über die aktuellen Autos.
In der Strategiegruppe sei die Angelegenheit Budkowski besprochen worden. "Jedes Team hat es inakzeptabel gefunden", erklärte Horner, laut dem Konsens darüber herrschte, dass künftig eine Warteperiode von zwölf Monaten eingehalten werden müsse, bevor ein FIA-Mitarbeiter zu einem Formel-1-Team wechselt. Ferrari habe diese Vereinbarung nun mit der Mekies-Verpflichtung gebrochen. Meetings würden "sinnlos, wenn wir uns nicht auf etwas einigen und danach handeln können", echauffierte sich Horner.
Arrivabene wollte hingegen nichts von einer Vereinbarung wissen. "Ich habe Kommentare gehört über ein angebliches, sogenanntes Gentlemen's Agreement. Ich denke, das sind nur Kommentare. Denn so etwas wie ein Gentlemen's Agreement ist verboten", verteidige sich der Italiener. Wolff bezeichnete den Seitenwechsel von Mekies wortwörtlich als "keine große Sache".
Wolff: "Niemand will, dass es zerbröselt"
Während des Grand Prix von Bahrain am ersten April-Wochenende soll ein weiteres wichtiges Treffen zu den Zukunftsfragen stattfinden. "In Bahrain gibt es ein Meeting, wo sie uns die Einkommensverteilung erklären wollen und die 2021-Regularien", sagte Toto Wolff. "Niemand angeblich hat etwas gehört, sondern es wird dort erstmalig allen gleichzeitig präsentiert."
Der Mercedes-Verantwortliche wollte nicht von einer Zerreißprobe für die Formel 1 sprechen. "Niemand will, dass es zerbröselt", betonte Wolff. "Ich glaube, am Ende vereint uns dann die Formel 1 und die Verantwortung für die Formel 1 mehr, als dass wir vielleicht auseinander sind."
(APA)
(Quelle: salzburg24)