Unter ihnen waren auch zwei Brasilianer: der langjährige FIFA-Präsident Joao Havelange und das ehemalige Exekutivmitglied Ricardo Teixeira. Als Gegenleistung wurden ISL lukrative TV- und Vermarktungsrechte zugeschanzt.
Neu beleuchtet wird nun die Rolle Blatters im ISL-Skandal. Der umstrittene Schweizer soll laut BBC-Bericht von der Bestechung gewusst haben. Das gehe aus einem Brief hervor, der offenbar von Havelange stamme. Darin habe der Brasilianer von den erhaltenen ISL-Zahlungen berichtet. Blatter habe "vollständige Kenntnis von allen Aktivitäten" gehabt und sei "jederzeit" informiert gewesen, berichtete die BBC. Der scheidende FIFA-Boss hatte diese Vorwürfe stets bestritten.
Blatter bestritt jede Kenntnis über die Bestechungen durch ISL. "Das stimmt nicht", sagte der Schweizer in einem Interview des Südwestrundfunks (SWR) in Bezug auf die Behauptung, dass er "vollständige Kenntnis von allen Aktivitäten" gehabt und "jederzeit" informiert gewesen sei. In dem laufenden Verfahren der US-Justiz gegen mittlerweile mehrere Dutzend Fußball-Funktionäre und führende FIFA-Offizielle bestritt Blatter ebenfalls jede Kenntnis der Vorgänge.
"Sicher hab' ich das nicht gewusst. Wenn ich gewusst hätte, was die machen, hätte ich ein Fragezeichen gemacht, hätte gesagt, hört mit dem auf. Ich bin sauer. Ich bin aber auch sauer, dass ich für alles verantwortlich sein soll. Das kann ich ja nicht", sagte der wegen einer dubiosen Millionenzahlung an UEFA-Boss Michel Platini suspendierte Blatter.
Laut BBC ist Havelanges Schreiben Bestandteil von Ermittlungsakten, die das FBI von den Schweizer Behörden im Zuge seiner Untersuchungen erhalten habe. Bereits früher sei man dort Bestechungsvorwürfen in Bezug auf ISL nachgegangen. Damals habe der Bundesanwalt unter anderem "Havelanges Erklärungen im Zusammenhang mit Blatter" untersucht.
Bereits Ende April 2013 hatte die FIFA-Ethikkommission unter Richter Hans-Joachim Eckert einen Schlussstrich unter die ISL-Bestechungsaffäre gezogen - und Blatter entlastet. Der FIFA-Chef sah sich reingewaschen, Havelange hatte seinen Titel als FIFA-Ehrenpräsident zuvor abgegeben.
Eckert hatte in seinem Abschlussbericht festgestellt, es gebe keine Hinweise dafür, "dass Präsident Blatter Provisionszahlungen von ISL, ihrem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Jean-Marie Weber oder von anderen erhalten hat". Auch gebe es "keinerlei Anhaltspunkte" dafür, dass der FIFA-Präsident für Schmiergeldzahlungen an seine langjährigen Mitstreiter Havelange und Teixeira verantwortlich gewesen sei. Allerdings sei Blatters Verhalten ungeschickt gewesen, hieß es.
Der FIFA-Boss ist derzeit - ebenso wie UEFA-Präsident Michel Platini - von der FIFA-Ethikkommission für 90 Tage gesperrt. Hintergrund ist eine Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken (1,84 Mio. Euro) aus dem Jahr 2011. Die beiden Spitzenfunktionäre hatten die Zahlung mit Beratertätigkeiten Platinis aus den Jahren 1998 bis 2002 erklärt. Sie sollen vom 16. bis 18. Dezember von der rechtsprechenden Kammer der Ethikkommission angehört werden. Am 26. Februar soll Blatters Nachfolger gewählt werden.
Im Zuge ihrer Ermittlungen hatte das US-Justizministerium zuletzt Anklage gegen 16 weitere Verdächtige in Süd- und Mittelamerika erhoben, am Wochenende schlug die Polizei zu: In Peru wurde der ehemalige Verbandschef Manuel Burga festgenommen. In Ecuador verhängte eine Richterin unter anderem Hausarrest gegen Verbandschef Luis Chiriboga und Generalsekretär Francisco Acosta.
(Quelle: salzburg24)