Auf der 1.000 Kilometer langen Reise vom Teamquartier in Santo Andre zum Austragungsort nach Recife beschäftigte sich der DFB-Chefcoach nicht weiter mit Klinsmann. "Wir beide waren ab 2004 ein Supergespann, haben uns super ergänzt. Jetzt wissen wir beide, es geht für unsere Mannschaften um sehr viel", betonte der frühere Tirol- und Austria-Trainer.
Löw musste sich viel mehr damit auseinandersetzen, wie er seinem Team nach dem 2:2 gegen Ghana wieder mehr Organisation und Stabilität geben kann - eventuell auch durch personelle Veränderungen. Für radikale Umbaumaßnahmen aber sieht der Coach nach 13 Länderspielen in Folge ohne Niederlage keinen Anlass.
Auch die Diskussionen über die womöglich suboptimale Rolle für Kapitän Lahm als Mittelfeldspieler blockte Löw vor dem brisanten Gruppenfinale gegen die punktegleichen Amerikaner (je vier Zähler) ab. "Manchmal nimmt man diese Dinge auch wahr, aber als Trainer kann man nicht immer alles über den Haufen werfen", erklärte der 54-Jährige.
Zweifel lässt sein Masterplan nicht zu. "Warum sollte ich jetzt nach einem Spiel irgendwie unsicher werden?", meinte Löw mit dem Hinweis auf jene Kritiker, die nach dem überzeugenden 4:0-Auftaktsieg gegen Portugal noch von einer Weltklasseleistung und auch von Lahm im Mittelfeld geschwärmt hatten.
Manager Oliver Bierhoff sprach nach der nochmaligen Aufarbeitung des Ghana-Spiels von "Kleinigkeiten", die gegen die physisch starken Amerikaner besser gemacht werden müssten. Dazu zählt noch größere Entschlossenheit im Abschluss. "Keine dummen Situationen im Aufbauspiel provozieren", laute eine zentrale Vorgabe für das spezielle Duell mit den USA, verriet Torjäger Thomas Müller. Gegen Ghana hatten ein Fehler im Spielaufbau von Lahm sowie ein kurzes Zögern von Sami Khedira zum Rückstand geführt.
"Philipp hat sicherlich nicht unbedingt den besten Tag erwischt. Er hat zuvor bei Bayern München auf dieser Position viele gute Spiele gemacht", meinte Löw und ergänzte: "Ein Trainer darf sich von der öffentlichen Meinung nicht ständig beeinflussen lassen." Müller räumte zwar ein, dass intern auch das Thema Lahm eine Rolle spiele, aber in einem anderen Sinn: "Wenn, dann wird darüber diskutiert, warum diskutiert wird in den Medien. Die Trainer haben sich klar festgelegt."
Bringt Löw also auch gegen die USA wieder dieselbe Startelf wie in den ersten beiden Spielen in Brasilien, zumal Khedira und Jerome Boateng ihre Verletzungen überwunden haben? "Denkbar, muss aber nicht unbedingt sein. Wir haben unterschiedliche Lösungen für Spiele, müssen nicht unbedingt mit der gleichen Aufstellung spielen", erwiderte der Bundestrainer auf diese Frage.
Am ehesten könnte wohl noch Bastian Schweinsteiger in die erste Elf rücken. Khedira, der sich nach seinem Kreuzbandriss im November 2013 mit großem Aufwand wieder fit gemacht hatte, wirkte im zweiten WM-Spiel matt. In der Defensivzentrale könnte dann gegen den ehemaligen Bayern-Trainer Klinsmann das Münchner Trio Schweinsteiger/Lahm/Kroos spielen und den Clubkollegen Müller besser als zuletzt in Fortaleza mit Bällen füttern. Klinsmann hatte den jungen Müller einst erstmals in der Bundesliga gebracht.
"Natürlich haben wir durch Jürgen Klinsmann beim DFB andere Strukturen bekommen. Die Fitness-Abteilung ist das Erbe von Jürgen Klinsmann", sagte Müller. Doch danach sei vieles in der Ära Löw geprägt worden, betonte der WM-Torschützenkönig von 2010: "Da ist sein Stempel drauf."
Dass ein Remis beiden Teams zum Weiterkommen reicht und das DFB-Team dann auch als Gruppenerster ins Achtelfinale einziehen würde, ist für den Bundestrainer nur Theorie. "Wenn man von vornherein auf Unentschieden spekuliert, geht es meist schief. Jürgen und ich stehen für eine Mentalität, Spiele zu gewinnen und nicht zu taktieren", bekräftigte Löw.
Und auch Klinsmann schob das abschreckende Beispiel Gijon, wo Deutschland und Österreich 1982 das Weiterkommen mit einem Nichtangriffspakt erreicht hatten, weit von sich. "Für eine US-Mannschaft war und ist so etwas undenkbar. Die Amerikaner kämpfen immer für Siege. Das ist unser Spirit, das ist unsere Stärke", sagte der Vorgesetzte von Andreas Herzog.
(Quelle: salzburg24)