Das Duell mit dem Titelträger der vergangenen fünf Jahre war im Grunde schon nach dem ersten Match verloren. Robert Gardos hatte Patrick Baum gut im Griff, gab aber eine 2:0-Satzführung aus der Hand. Für Stefan Fegerl war danach trotz starker Leistung gegen den Weltranglisten-Sechsten Dimitrij Ovtcharov kein Satz zu holen, mit dem 0:2-Zwischenstand im Rücken verlor auch Chen Weixing im Generationen-Duell mit Patrick Franziska 0:3.
"Meine Konzentration war nur bei 70 bis 80 Prozent", begründete Gardos seine Niederlage. "Es ist schwer, wenn die nicht top ist." Der 34-Jährige nannte die Heim-EM und den Auftakt der Titelkämpfe als belastend für sein Nervengerüst. Möglich, dass es auch die Last der ÖTTV-Nummer eins war. Einen Grund für den Umschwung sah Gardos darin, dass Baum auf schnittloses Service umgestellt hat. "Ich hatte dann auch ein schlechtes Timing."
Fegerl lieferte sich mit Einzel-Goldfavorit Ovtcharov einige sehenswerte Topspin-Ballwechsel, die knappen Satzausgänge stellen dem Niederösterreicher auch ein gutes Zeugnis aus. Chen schließlich fehlte gegen Franziska in den Durchgängen eins und drei auch etwas das Glück. "Es ist auch eine Frage des Selbstvertrauens bei mir", meinte der 41-Jährige. "Es war klar, dass wir alle außer die Ovtcharov-Partien gewinnen mussten."
Deutschlands Bundestrainer Jörg Roßkopf hatte die österreichische Aufstellung genauso erwartet, stellte Franziska daher bewusst statt Bastian Steger auf Position drei. Der 21-Jährige überzeugte bei seinem Team-EM-Debüt auch. "Ich spiele gut gegen Verteidiger, habe bei mir im Verein zwei. Nur Chen spielt etwas aggressiver", sagte Franziska zur Austria Presse Agentur. Die Deutschen treffen nun am Samstag (18.00) im Viertelfinale auf Frankreich.
Die Österreicher hingegen spielen erst 24 Stunden später gegen Polen um die Plätze neun bis zwölf. "Favorit sind wir da sicher nicht", erklärte Gardos, dessen Respekt vor allem Daniel Gorak gilt. "Er ist in Superform." Der Verlierer dieser Begegnung steigt aus der Championship Division ab, der Druck wird also groß sein. Den haben sich die ÖTTV-Damen erspart, sie können im schlechtesten Fall nun nur noch Achte werden.
Nachdem gegen die Türkinnen Liu, Solja und Polcanova gepunktet hatten, brillierte Liu auch gegen die Niederländerinnen. Mit einem 3:0 gegen Linda Creemers hatte sie zunächst die 1:3-Niederlage von Solja gegen Li Jiao ausgeglichen und besiegte die zweifache Ex-Europameisterin zum Abschluss nach 1:2-Rückstand selbst 3:2. Dazwischen war ein wichtiger 3:1-Erfolg der locker und gut agierenden Polcanova gegen Britt Eerland gelegen.
"Zwischen Li Jiao und mir ist es immer spannend, das ist wie ein Schachspiel", erläuterte Liu Jia. "Doch ich habe mich nicht aus dem Konzept bringen lassen." Den mit vier gebürtigen Chinesinnen gespickten Deutschen schob sie die Favoritenrolle zu. "Aber wir haben nichts zu verlieren. Und ich würde gerne gegen Han Ying spielen." Die ist Verteidigerin und gegen Abwehrspielerinnen verliert "Susi" zumeist, sie sieht die Zeit für einen Sieg nun aber reif.
(Quelle: salzburg24)