"Wir werden bis zum Tod spielen, und mit 80.000 Seelen hinter uns werden wir es schaffen", formulierte Lucas Vaszquez nicht minder deftig. Und Topstar Cristiano Ronaldo meinte: "Wir brauchen kühle Herzen und müssen mit Geduld spielen. Weiterzukommen ist unser großes Ziel." In der Liga zeigte Real am Samstag bei einem überzeugenden 4:0-Sieg gegen Eibar ein anderes Gesicht als am vergangenen Mittwoch in der Volkswagen-Arena. Dort legte die mit Offensivstars gespickte Truppe eine gewisse Ideenlosigkeit an den Tag, während Wolfsburg defensiv wenig zuließ und die eigenen Chancen eiskalt verwertete.
Den "Wölfen" reicht bereits ein Unentschieden oder eine knappe Niederlage zum Weiterkommen. "Das ist eine gute Ausgangsposition, aber wir sind trotzdem nicht der Favorit", sagte Manager Klaus Allofs, der vor dem Abflug aber auf ein gesundes Selbstbewusstsein der Volkswagen-Truppe verwies. "Da sitzt keiner mit hochroten Wangen. Wir sind ja keine total blutigen Anfänger, auch wenn es natürlich kribbelt", sagte der VfL-Sportchef, der mit dem 1. FC Köln in Madrid 1986 mit 1:5 unterging. "Im Bernabeu kann viel passieren. Es werden Dinge passieren, an die man jetzt noch gar nicht glaubt."
Die Spieler des deutschen Cupsiegers rechnen sich auch auswärts Chancen aus. "Wir können auch in Madrid eine Sensation schaffen. Wir haben nichts zu verlieren", sagte etwa Innenverteidiger Naldo. "Alle denken, dass Real drei, vier Tore schießt. Aber wenn wir wieder kompakt stehen, werden wir es ihnen verdammt schwer machen."
Der Plan lautet, möglichst ein Tor zu schießen. Dies gelang bisher noch keinem Team in dieser Champions-League-Saison bei Real, das im Wettbewerb alle Heimspiele gewann. "Wenn wir ein Tor schießen, verändert das eine Menge", meinte Allofs. Laut Andre Schürrle würde es dann gar "brutal schwer für Real. Angst vor dem Bernabeu? "Gar nicht drüber sprechen", brummte VfL-Coach Dieter Hecking. "Was die Experten sagen, ist mir schnurz-piep-egal."
Real hat im Estadio Santiago Bernabeu bereits einige spektakuläre Comebacks geschafft. Insgesamt 22 Mal drehten die Königlichen daheim einen Rückstand aus einem Europapokal-Hinspiel noch um. 1975 gewann das "Weiße Ballett" im Europacup der Landesmeister mit 5:1 gegen Derby County, nachdem es im ersten Spiel in England eine 1:4-Abfuhr gesetzt hatte. Im UEFA-Cup-Semifinale 1985 gegen Inter Mailand ging das Hinspiel 0:2 verloren, das Retourmatch entschieden die Spanier 3:0 für sich. "90 Minuten im Bernabeu sind sehr lang", soll die inzwischen gestorbene Real-Legende Juanito den Inter-Spielern vor dem Rückspiel zugeraunt haben.
"Die Geschichte von Real Madrid ist in Nächten wie diesen geschrieben worden, und ich hoffe, wir können das am Dienstag wiederholen", sagte der Ex-Stürmer und heutige Real-Direktor Emilio Butragueno. Die bisher letzte erfolgreiche Aufholjagd vor Heimpublikum liegt allerdings schon 14 Jahre zurück. 2002 gewann Real auf dem Weg zum dritten Champions-League-Sieg gegen Bayern München 2:0 (Hinspiel: 1:2). Die vergangenen fünf Versuche - allesamt in der Champions League - scheiterten.
Deutschen Clubs sind in 28 Europacup-Partien gegen Real Madrid im Bernabeu insgesamt erst drei Siege gelungen, wobei alle drei Spiele in der Königsklasse stattfanden. Zweimal schlug Bayern zu, im Vorjahr gewann Schalke 04 im Achtelfinal-Rückspiel mit 4:3.
(Quelle: salzburg24)