Betrug mit Analperlen?

Schach-Eklat um Magnus Carlsen geht in nächste Runde

Magnus Carlsen gilt als weltbester Schachspieler – Bilder von Schach-Olympia 2022 in Indien.
Veröffentlicht: 20. September 2022 12:30 Uhr
Die internationale Schach-Welt wird derzeit von einem Eklat überschattet, der um ein Kapitel reicher ist: Magnus Carlsen, mehrfacher Weltmeister und absoluter Superstar der Szene, verlor zuerst gegen einen Teenager und gab nun das zweite Duell gegen den 19-Jährigen vorzeitig auf.
SALZBURG24 (tp)

Die Schach-Welt ist in Aufruhr – und das schon seit Wochen, was vor allem an Magnus Carlsen und Hans Niemann liegt. Doch worum geht es in dieser Causa überhaupt?

Carlsen verliert gegen Niemann

Der Norweger Carlsen (31) – seines Zeichens durchgehend Weltmeister seit 2013 und Weltranglistenerster – unterlag Anfang September beim Sinquefield Cup in St. Louis (USA) dem 19-jährigen US-Amerikaner Hans Niemann. Nach der Niederlage zog sich Carlsen vorzeitig vom Turnier zurück, was er in seiner Karriere Medienberichten zufolge noch nie vorher getan hatte.

Twitter-Post wirft Fragen auf

Danach folgte ein kryptischer Twitter-Post mit einer YouTube-Sequenz von Star-Fußballtrainer Jose Mourinho, in der dieser sagte: "Ich ziehe es vor, nicht zu sprechen. Wenn ich spreche, habe ich große Probleme. Und ich möchte keine großen Probleme haben."

Und dieser Tweet von Carlsen sorgte in der Schach-Welt für große Aufregung. Die Lesart schien eindeutig zu sein, wie auch Großmeister Hikaru Nakamura in einem YouTube-Video sagte: Carlsen vermutet demnach anscheinend, dass er im Duell mit Niemann betrogen wurde – allerdings hat Carlsen bis dato keinen konkreten Betrugsvorwurf erhoben.

Betrug mit vibrierenden Analperlen?

Doch wie soll Niemann überhaupt gegen Carlsen betrogen haben? Einer der Vorwürfe ist dabei recht kurios: Zwei kanadische Großmeister mutmaßten in einem Twitch-Stream darüber, dass Niemann manipulierte Analperlen verwendet habe, die ihm mit von Komplizen gesteuerten Vibrationssignalen bzw. Morsezeichen richtige Spielzüge vorhersagen sollten.

19-Jähriger versichert Ehrlichkeit

Der 19 Jahre alte Niemann reagierte emotional auf die Anschuldigungen und bestritt vehement, jemanden bei einem Spiel am Schachbrett betrogen zu haben. Im gleichen Atemzug beschuldigte der 19-Jährige Carlsen und weitere Schach-Stars, dass sie ihm die Karriere zerstören wollen. "Wenn sie wollen, dass ich mich völlig nackt ausziehe, werde ich es tun", sagte Niemann, der seine Ehrlichkeit versicherte.

Er würde auch in einer geschlossenen Box ohne elektronische Übertragung spielen. Allerdings räumte er ein, dass er als Jugendlicher bei Online-Turnieren geschummelt habe. "Ich wurde damit konfrontiert. Ich habe gestanden. Und das ist der größte Fehler meines Lebens", sagte er dazu.

Aufgabe nach einem Zug bei Online-Turnier

Und nun ist der Eklat um Carlsen und Niemann in die nächste Runde gegangen. Bei einem Online-Turnier am vergangenen Wochenende stieg der amtierende Weltmeister nach nur einem Zug aus und gab das Spiel gegen Niemann damit auf.

Fans und Beobachter:innen reagierten darauf überrascht. "Es sind einfach bizarre, bizarre Zeiten", sagte Schach-Großmeister David Howell dazu. Und Großmeister Péter Lékó zeigte sich während der Übertragung des Spiels "sprachlos". Fachleute gehen nach Partieanalysen unterdessen nicht davon aus, dass Niemann Hilfe hatte. Carlsen indes schweigt bis dato zu den Beweggründen seines Ausscheidens – und auch zu seinem kryptischen Tweet.

Diese undurchsichtige Causa dürfte die Schach-Welt wohl noch längere Zeit in Atem halten.

Woher kommt Schach?

Es gibt übrigens Hinweise darauf, dass Schach ursprünglich aus Indien kommen könnte. Alte indische Schriften beschreiben das Spiel Chaturanga, das Ähnlichkeiten zum modernen Schach hat. Vier Spieler kämpfen dabei mit Infanterie, Kavallerie, Elefanten und Wagenlenkern gegeneinander. Die Olympischen Spiele des Schachsports fanden zuletzt in der indischen Stadt Mamallapuram statt.

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(Quelle: salzburg24)

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