Hochkonjunktur haben freundschaftliche Kräftemessen nur noch im Vorfeld von großen Turnieren wie Welt- oder Europameisterschaften, wenn sich die Endrunden-Teilnehmer auf der Suche nach der letzten Feinabstimmung befinden. Die bei Teamchefs und Clubs gleichermaßen ungeliebten Mittwoch-Termine zwischen zwei Meisterschaftswochenenden gehören schon seit Frühjahr 2014 der Vergangenheit an. Dafür wurde die Möglichkeit geschaffen, mehr Tests im Zuge sogenannter "Double-Header", rund zehntägiger Nationalteam-Zusammenkünfte, abzuhalten.
Koller verzichtet gern auf Freundschaftsspiele
Davon machen allerdings nicht alle Auswahlen Gebrauch. ÖFB-Teamchef Marcel Koller etwa verzichtet gern auf Freundschaftsspiele, um sich voll auf die Vorbereitung auf Pflichtspiele zu konzentrieren - so zum Beispiel vor dem Auftakt der WM-Qualifikation am 5. September in Georgien. Während der bevorstehenden WM-Quali sind überhaupt nur zwei Freundschaftsspiele vorgesehen: Wenige Tage nach der Partie vor eigenem Publikum gegen Irland am 12. November und kurz nach dem Heim-Duell mit Moldau am 24. März 2017.
Nations League löst Testmatches ab
Nach der WM 2018 dürfte sich die Anzahl der Testspiele weiter verringern - dann ist nämlich der Start der Nations League vorgesehen, in der EM-Startplätze vergeben werden sollen. "Freundschaftsspiele wird es a la longue wahrscheinlich nur noch vor Großereignissen geben", vermutet Bernhard Neuhold, ÖFB-Direktor für Organisation und Finanzen.
ÖFB-Direktor Neuhold sieht Entwicklung positiv
Der Niederösterreicher kann dem schleichenden Abschied vom klassischen Länderspiel durchaus Positives abgewinnen, schließlich winken dem Verband durch die Nations League höhere Einnahmen. "Wir hoffen, dass dadurch mehr Zuschauer kommen. Die Nations League bietet die Chance, dass Termine mit Freundschaftsspiel-Charakter durch ein Pflichtspiel-Element aufgewertet werden."
Wenig Publikumsinteresse bei Freundschaftsspielen
Trotz der jüngsten Erfolge gab es bei Testspielen des ÖFB-Teams zuletzt nur bescheidenen Publikumszuspruch. Nach der Heim-EM 2008 und vor dem Niederlande-Match waren gerade einmal zwei Freundschaftsspiele ausverkauft - das 0:3 am 14. November 2012 vor nicht einmal 14.000 Zuschauern in Linz gegen die Elfenbeinküste und das Duell mit Rekordweltmeister Brasilien am 18. November 2014 im Happel-Stadion.
Selbst nach der erfolgreichen EM-Qualifikation wurde in den Partien gegen die Schweiz, Albanien, die Türkei und Malta nie die 30.000er-Grenze überschritten. "Wir sehen einen ganz klaren Unterschied zwischen Freundschafts- und Quali-Spielen. Wenn man sich anschaut, welche Nachfrage gegen Moldau und Liechtenstein geherrscht hat und das mit den Spielen danach vergleicht, gibt es eine offensichtliche Diskrepanz, obwohl die Ticketpreise in der Quali zum Teil deutlich höher sind", sagte Neuhold.
Dieser Trend zeigt sich auch in den Bundesländern außerhalb Wiens. Ungeachtet der grassierenden EM-Euphorie fanden am Dienstag gegen Malta gerade einmal 20.200 Fans den Weg ins Klagenfurter Wörthersee-Stadion. "Wir werden den Länderspiel-Standort Klagenfurt aber sicher nicht leichtfertig aufgeben, sondern nach der EM seriös evaluieren", betonte Neuhold.
ÖFB-Elf spielt nur in Wien
Die Arena in Kärnten ist neben Salzburg das einzige Stadion, in dem das Nationalteam in absehbarer Zukunft außerhalb Wiens zu sehen sein wird. "Aus wirtschaftlichen Gründen müssen wir zumindest in ein 30.000er-Stadion gehen", meinte Neuhold.
Derzeit ist aber ohnehin kein Heim-Länderspiel abseits des Happel-Stadions geplant. Die beiden WM-Quali-Partien in diesem Jahr vor eigenem Publikum am 6. Oktober gegen Wales und am 12. November gegen Irland gehen im Wiener Prater über die Bühne, alles Weitere wird erst in den kommenden Wochen und Monaten entschieden. "Es ist der Wunsch des Teamchefs, hauptsächlich in Wien zu spielen, und auch der ÖFB hat diesbezüglich aus wirtschaftlichen Gründen eine Präferenz", erklärte Neuhold.
(APA)
(Quelle: salzburg24)