In der entscheidenden Prüfung gegen die Uhr am Neusiedlersee setzte sich Zoidl gegen seine zwei Rivalen aus dem Astana-Team klar durch. Als 15. und bester Österreicher (1:28 Minuten hinter Cancellara) übernahm er 33 Sekunden vor dem Kasachen Alexander Djatschenko und 50 vor dem seit dem ersten Tag führenden Kevin Seeldraeyers die Gesamtführung. "Ich habe ein bisschen damit spekuliert, aber jetzt bin ich sprachlos. Es war ein verdammt hartes Zeitfahren", erklärte der Oberösterreicher, der als erster heimischer Gesamtsieger seit Thomas Rohregger 2008 geehrt werden wird.
Es galt, 52 Sekunden auf Seeldraeyers aufzuholen - und schon bei Halbdistanz zeichnete sich der Erfolg des in Innsbruck lebenden Lokalmatadors ab. "Fünf Kilometer vor dem Ziel habe ich gehört, dass ich im Gelben Trikot bin und habe nochmals Vollgas gegeben." Dass er als erster Österreicher seit fünf Jahren gewinnen werde, mache ihn stolz, sagte Zoidl. "Wenn man sich die Siegerliste anschaut, dann ist das schon sensationell", erklärte der Profi des drittklassigen Gourmetfein-Wels-Rennstalls.
"Das war ein fantastische Woche für mich", meinte Zoidl. Im Vorfeld habe er den Sieg nie erwartet, immerhin seien Profis von neun ProTour-Mannschaften am Start gewesen. "Es ist auch taktisch toll gelaufen, wenn auch nicht bewusst, dass ich am vorletzten Tag die Führung übernehme. Ich habe aufs Zeitfahren gewartet."
Seeldraeyers konnte seine Enttäuschung hingegen nicht verbergen. "Meine Kollegen haben die ganze Woche für mich gearbeitet, wir wollten hier gewinnen." Die Blessuren der Stürze am Vortag hätten ihn nicht behindert, gab der Gewinner der Bergwertung zu. "Ich konnte das Tempo bei dem starken Rückenwind auf der zweiten Hälfte nicht hoch genug halten. Immerhin habe ich zwei Etappen gewonnen."
In Cancellara hatte die Ö-Tour nach Ex-Straßen-Weltmeister Thor Hushovd (NOR) erneut einen prominenten Etappensieger. Der vierfache Zeitfahr-Weltmeister und Olympiasieger von 2008 aus dem Team RadioShack setzte sich 22 Sekunden vor dem Italiener Marco Pinotti, dem Vorjahressieger, durch. "Es ist schon länger her, dass ich ein Zeitfahren gewonnen habe, jeder Sieg hat einen Stellenwert für mich", sagte der achtfache Etappensieger der Tour de France.
Cancellara hofft für die Österreich-Rundfahrt, dass das positive Echo auf der Suche nach Sponsoren weiterhilft. Alle hätten gesehen, welch gutes Rennen das sei. "Und Zoidl hat gewonnen, was will man mehr."
(Quelle: salzburg24)