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Mehr zart als hart: "Fifty Shades of Grey" im Kino

Veröffentlicht: 12. Februar 2015 12:47 Uhr
"Mr. Grey erwartet Sie" - und Millionen von Fans kommen der Aufforderung allzu gerne nach. Am Mittwochabend feierte "Fifty Shades of Grey" auf der Berlinale Premiere, auch in Salzburg saßen um Mitternacht zahlreiche Fans im Kino, um den Film zu sehen.

Wie geölt rennt sie seit Monaten, die Marketingmaschinerie rund um die Verfilmung der beispiellos erfolgreichen Erotik-Romantrilogie "Fifty Shades of Grey" von E.L. James.

 

Jamie Dornan und Dakota Johnson bei der Premiere in Berlin/EPA/Carstensen Salzburg24
Jamie Dornan und Dakota Johnson bei der Premiere in Berlin/EPA/Carstensen

Weltweiter Hype um "Fifty Shades of Grey"

Die Ausgangslage: Anstelle ihrer kranken Mitbewohnerin, einer Journalismusstudentin, kommt die 21-jährige Literaturstudentin Anastasia (Ana) Steele (Dakota Johnson) unvorbereitet und nervös zum Interview mit dem Geschäftsmann Christian Grey (Jamie Dornan). Mit 27 Jahren dank eines nicht näher spezifizierten eigenen Unternehmens bereits steinreich, ist Mr. Grey in Anas Augen vor allem eins: verdammt gut aussehend. Die Anziehung beruht auf Gegenseitigkeit, und am Folgetag taucht Grey unverhofft in Anas Arbeitsstätte, einem Baumarkt, auf - um bei ihr Kabelbinder, Kreppband und ein Seil zu kaufen.

Der Rest ist dank rund 100 Millionen weltweit verkaufter Bücher und einer mehr als erfolgreichen Werbeoffensive bekannt: Die Utensilien sind für Greys heimliche, sadomasochistische Sexpraktiken gedacht. Die findet die unbedarfte, sonst nur von Romanen gefesselte Jungfrau erst abstoßend, aber Grey hat mit Romantik, Kuscheln und Pärchen-Gehabe eben nichts am Hut. Also nimmt die verliebte Ana vorerst nicht Reißaus, sondern nimmt, was sie kriegen kann. Und verhandelt den schriftlichen SM-Vertrag nach.

Mehr zart als hart im Kino

Die für Ana ebenso wie für übliches Hollywood-Publikum eher abwegigen Praktiken werden im Film meist nur ausgesprochen denn ausgeführt: Über das eine oder andere Fesselspiel, Augenverbinden und Spanking, schön choreografiert zu Pop-Hymnen von Beyonce über Sia bis Ellie Goulding, geht es nicht hinaus, mehr als der obligatorische Po und Busen ist nicht zu sehen. Zwar bekommen Sexszenen in "Fifty Shades of Grey" mehr Raum als in der Durchschnittsromanze - ein Fünftel der knapp 120 Filmminuten -, wahres Risiko geht Regisseurin Sam Taylor-Johnson ("Nowhere Boy") aber nicht ein.

Die gewagtesten Szenen aus der Buchvorlage fallen zugunsten der Altersfreigabe ab 16 Jahren weg, die hölzernen Dialoge aber bleiben. "Würdest du mir gehören, könntest du eine Woche lang nicht mehr sitzen", sagt Grey einmal wie aus dem Nichts und sieht dabei todernst drein. Diese Vorlage, an die sich Taylor-Johnson und Drehbuchautorin Kelly Marcel aufgrund von E.L. James' angeblich rigoroser Einflussnahme genau gehalten haben, ist von vornherein das wahre Problem des Films.

Dakota Johnson sticht hervor

Da kann Dakota Johnson - Tochter von Hollywoodstars Melanie Griffith und Don Johnson und einziger Lichtblick des Films - sich noch so sehr bemühen, ihrer Figur Leben einzuhauchen und mit ständigem Unterlippen- und Bleistift-Kauen Sinnlichkeit zu vermitteln: Zu platt sind die Charakterzeichnungen, so unfreiwillig komisch die Dialoge, dermaßen abgedroschen die eigentliche Story eines Mädchens, das sich danach sehnt, das kalte Herz eines verschlossenen Mannes mit Kindheitstrauma doch noch zu erwärmen. Grotesk genug, dass die junge Frau die Stalker-Tendenzen ihres Gegenübers in Kauf nimmt, mimt Jamie Dornan den mysteriösen Mr. Grey scheinbar gelangweilt ohne jeglichen Funken Charme oder Charisma. Die fehlende Chemie zwischen den Co-Stars gibt dem Plot dann den Todesstoß.

Wurde der große Erfolg der ursprünglich als von "Twilight" inspirierte Fangeschichte verfassten, von vielen als "Hausfrauenpornos" bespotteten Bücher von PR-Seite gerne als Revolution einer neuen weiblichen Sexualität verkauft, offenbart sich der angeblich zwanglose Umgang mit Sadomaso in der Verfilmung als das, was er wirklich ist: Sinnbild für eine klassische Rollenverteilung, in dem der Mann die Kontrolle hat und sich die Frau mit Hoffnung auf ein Happy End unterwirft. Das Ergebnis ist dementsprechend weder sexy noch gewagt, sondern vielmehr ziemlich gruselig, kitschig - und in seiner Redundanz verdammt langwierig.

So sehen die Fans Ana & Christian



(APA)

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  • Film verboten

(Quelle: salzburg24)

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