Musik

Interview: Krautschädl über Musik, Dialekt und HC Strache

Krautschädl legen am 26. März im Salzburger Jazzit einen Tour-Stopp ein.
Veröffentlicht: 21. März 2016 14:38 Uhr
Die in Wels beheimatete Band Krautschädl mischt schon seit einigen Jahren die österreichische Musikszene auf und besticht durch Texte im Dialekt. Wir haben uns mit den drei Oberösterreichern über ihre Musik, Gesellschaftskritik und HC Strache unterhalten.

SALZBURG24: Mit euren Texten und dem Gesang im Dialekt hebt ihr euch gegenüber anderen Bands stark ab. Was waren eure Überlegungen dabei, die Texte im Dialekt zu bringen? 

Krautschädl: Zum ersten Mal kamen wir im Popular-BORG Linz mit Songtexten in Mundart in Berührung, als es hieß, Songs fürs Abschlusskonzert in Deutsch oder Mundart zu verfassen. Ich hab' damals gemerkt, dass ich vor allem mit dem Klang dieser Sprache gut umgehen kann - wahrscheinlich weil's eben tatsächlich meine Muttersprache ist. Ein patriotisches Motiv steckt auf jeden Fall NICHT dahinter!

"Negatives macht schöne Melodien schiach - und Kritik ist mittlerweile eh was für einsame Blogger."

Nicht nur in der instrumentellen Aufbereitung beweist ihr eine große Bandbreite, auch textlich thematisiert ihr vieles. In "da Sommla" kritisiert ihr die Wegwerfgesellschaft. Ist Gesellschaftskritik etwas, das ihr gerne vermehrt thematisieren wollt?

Der erste Impuls zu "Da Sommla" kam, als ich eine Doku über die Müllinseln im Meer sah, auf die wir ja in dem Sinn Kurs nehmen, in dem wir sie immer noch tagtäglich größer werden lassen. Es ist ja eh spätestens seit den 80ern bekannt, dass wir zuviel Plastikmüll produzieren, aber auch gerade deswegen, weil sich da immer noch nicht viel geändert hat, ein ziemlich nerviges Thema. So gesehen schon mal einen Song wert. Wir sind allerdings keine Band, die mit dem Finger zeigen will - vielmehr versuchen wir meistens über die positiven Dinge in unserer Wirklichkeit zu singen. Negatives macht schöne Melodien schiach - und Kritik ist mittlerweile eh was für einsame Blogger.

Abgesehen von Bayern, wie gut funktioniert eure Musik in Deutschland?

Bayern funktioniert eigentlich ganz gut. Da haben wir jedes Mal das Gefühl, als würden wir uns nicht nur auf der sprachlichen Ebene gut verstehen - lauter leiwande Leute! Und wenn einmal einer aufmüpfig werden sollte, weisen wir ihn einfach freundlich drauf hin, dass sie ohne unseren Alaba eh nichts wären! Ich denk, nördlich von Bayern geht's uns ähnlich wie BAP in Österreich. Wenn du nur bei jedem dritten Wort glaubst, es verstanden zu haben, nervt das einfach irgendwann. Interessanter wäre die Frage, ob es in einem nicht deutschsprachigen Land wie beispielsweise Dänemark oder Frankreich funktionieren würde, wo man die Stimme aufgrund der speziellen Sprache als weiteres Harmonieinstrument wahrnehmen würde.

"Ein Trio bei der Arbeit am Instrument. 'Schwitzmusik' hat das mein Vater früher immer genannt."

Wie gelingt es euch, die unterschiedlichen Genres in der eigenen Musik zu berücksichtigen?

Wir sind musikalisch immer offen für alles, setzen uns hier auch wenig bis gar keine Grenzen. Wenn‘s mal wirklich zu weit Richtung Schlager oder Deathmetal abdriftet, schreit aber dann doch immer mindestens einer von uns Stopp oder "seits deppert?!". Um die unterschiedlichen Stile der verschiedenen Parts zu einem Song zusammenzufügen, arbeiten wir viel mit den Tempi der Parts. Jedes Riff, jeder Refrain hat sein ganz spezielles Tempo, auf dem er am besten rüberkommt - da musst du schon mal diskutieren und vielleicht an einer ganz anderen Stelle im Song Kompromisse eingehen können. Oder auch nicht - dann fliegt der Part eben raus.

Was macht eine Live-Show von Krautschädl aus?

Eine Live-Show von Krautschädl ist tatsächlich live - da kommt nichts von irgendwelchen Apple-Computern, Sample-Pads oder gemieteten Musikern hinterm Bühnenvorhang. Ein Trio bei der Arbeit am Instrument. "Schwitzmusik" hat das mein Vater früher immer genannt. Das wird mittlerweile vom Kreisch-Teenie bis zum 50-jährigen Sound-Genießer genauso goutiert, wie vom gemeinen Stagediver. Was uns besonders beeindruckt, ist, dass quer durch die Bank unser Publikum extrem textsicher ist. Zusammenfassend ist es Rockmusik, gern auch mal der härteren Gangart, mit viel Pop-Appeal im Vollgas-Modus!

Ihr macht schon sehr lange als Krautschädl Musik, wart dabei auch einmal kurz davor, das Handtuch zu werfen. Was hat euch (zum Glück!) davon abgehalten?

Nach einer Zeit, in der wir uns vermehrt auch um unser Privatleben kümmern mussten, sind wir irgendwann ohne Label, ohne Bookingagentur und sogar ohne Schlagzeuger aufgewacht. Aber wir haben immer gewusst, dass es irgendwie weitergehen muss. Nach der ersten Probe mit unserem neuen Drummer, dem Fizl, waren wir uns dann auch ziemlich sicher, dass es weitergehen wird. Mittlerweile haben wir neben Label und Bookingagentur sogar einen Promoter gefunden - läuft wieder!

"...dass wir den HC mit seiner Wählerschaft für ausgewachsene Deppen halten."

Als Krautschädl habt ihr ein äußerst "österreichisches" Auftreten, was natürlich auch den Charme der Band ausmacht. Gibt es dabei auch Kritik am eigenen Land?

Als Privatpersonen sehen wir natürlich einige Dinge, die in diesem Land laufen, kritisch. Ich glaub' auch, dass jeder, der sich mit unseren Texten oder unseren Biografien auseinandersetzt, weiß, dass wir den HC mit seiner Wählerschaft für ausgewachsene Deppen halten. Das heißt aber nicht, dass wir uns als Band mit diesem Thema auch nur eine einzige Melodie versauen müssen.

Was habt ihr für dieses Jahr noch geplant?

Im Dezember wollen wir in ein paar ausgesuchten Locations ein vollständiges Unplugged-Programm vorstellen. Ansonsten werden wir so viel spielen wie möglich und an neuen Songs arbeiten.

Krautschädl sind am 26. März im Salzburger Jazzit zu Gast.

(Quelle: salzburg24)

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