In den sozialen Medien verbreiten sich Bilder und Videos von Yoga-Stunden, bei denen süße Welpen zwischen den Matten herumspazieren und von den Teilnehmenden fleißig gestreichelt und gekuschelt werden. Puppy Yoga nennt sich dieses Konzept, das vor allem im englischsprachigen Raum bereits einen regelrechten Hype ausgelöst hat.
Verschiedene Posen wie "Herabschauender Hund" und Co. werden dabei inmitten einer Schar von Welpen durchgeführt. Die Anwesenheit der kleinen Racker soll für eine entspannte Atmosphäre sorgen. Durch die gemeinsame Tätigkeit und den Kontakt mit den Tieren soll außerdem das Gemeinschaftsgefühl der Teilnehmenden gestärkt werden. Und vielleicht ist die Anwesenheit der kleinen Vierbeiner ja für manche auch ein Anreiz, regelmäßig zum Yoga zu kommen.
Dass sich der Kontakt mit (Haus)tieren positiv auf unsere Gesundheit auswirken kann, bestätigt die Salzburger Biologin Michaela Knosp. "Durch Streicheln, Blickkontakt oder Schnurren wird Oxytocin ausgeschüttet. Unsere Immunabwehr wird gesteigert, Puls und Herzfrequenz werden gesenkt und der Kreislauf kommt in Schwung.“ Nette Nebeneffekte zusätzlich zu den Yoga-Übungen, oder? Tierschützer:innen sehen das aber kritisch.
Tierschützer:innen orten "Missbrauch"
„Wir beobachten mit großer Sorge, wie hier schutzbedürftige Tiere für ein 'besonderes Erlebnis' missbraucht werden", prangert etwa die Leiterin der Wiener Tierschutzobmudsstelle, Eva Persy, am Montag an. Mittlerweile werden nämlich auch in Deutschland und Österreich solche Kurse beworben.
In Salzburg gibt es diese Yoga-Kurse der besonderen Art zwar noch nicht, allerdings werden sie in München oder Innsbruck angeboten. Erst kürzlich warb etwa die österreichische Influencerin Anna Strigl (2,3 Millionen Follower auf Tiktok) auf ihren Social Media Kanälen für das Erlebnis. "Für die teilnehmenden Menschen mag die Zeit wie 'Wellness mit Welpen' wirken. Die Tiere sind jedoch überfordert mit der Situation", meinte Persy.
Die meist acht bis zehn Wochen alten Hunde würden laut Angaben der Anbieter von zertifizierten Züchtern stammen und sollen ebenfalls profitieren, weil sie soziale Interaktion erleben. "Aus Tierschutzsicht sind solche Angebote jedoch höchst bedenklich", widerspricht Persy. "Ein solches Ganztagsprogramm hat nichts mit hundegerechter Sozialisierung zu tun." Zudem dränge sich die Frage auf, ob es sich bei Puppy Yoga um ein Geschäftsanbahnungsmodell für den Verkauf von Welpen handelt.
Das sagt eine Salzburger Fitness- und Hundetrainerin
Etwas differenzierter sieht das die Salzburger Fitness- und Hundetrainerin Christine Berger. In den ersten Lebenswochen- und monaten sei ein Hund in der Sozialisierungsphase. „Die Nervenzelle braucht in dieser Zeit Informationen. Es ist deshalb zu empfehlen, den Hund Reizen auszusetzen, damit er lernen kann. Wenn ein Hund reizarm aufwächst, kann es später schwierig werden. An Orten wie Einkaufszentren ist er dann zum Beispiel oft überflutet“, klärt die Expertin im SALZBURG24-Interview auf. Puppy Yoga müsse aber unbedingt tierschutz- und artgerecht ablaufen. „Welpen können in diesem Alter ihre Blase zum Beispiel noch nicht halten. Wenn er auf die Yoga-Matte macht, darf man ihn nicht bestrafen.“ Außerdem empfiehlt die Hundetrainerin, die Einheiten in Kleingruppen abzuhalten und die Dauer auf maximal 40 Minuten zu begrenzen.
Für Menschen habe der Kontakt mit den Hunden mehrere positive Effekte. „In Kursen merkt man oft, dass man sich bei Übungen mit anderen Teilnehmern vergleicht. Wenn Hunde dabei sind und aktiv spielen, sind viele Kursteilnehmer weniger körperfixiert, sondern es herrscht eine entspannte Atmosphäre“, so Berger.
Puppy Yoga spaltet das Netz
Im Netz sind die Meinungen gespalten. Während manche User:innen auf Social Media angesichts der Fellnasen gerade so dahinschmelzen, sehen andere das Wohl der Tiere gefährdet oder zweifeln an, ob die Yoga-Übungen in einer solchen Umgebung tatsächlich sinngemäß durchgeführt werden können.
Wie sozialisiere ich Welpen?
Für das Sozialisieren von Welpen gibt es zahlreiche Tipps für den Alltag. Acht davon findet ihr hier:
- Hund Stück für Stück an neue Situationen, Geräusche und Begegnungen mit anderen Lebewesen heranführen
- Dafür sorgen, dass diese Begegnungen für den Hund positiv verlaufen
- Abwechslungsreiche Ausflüge unternehmen, wie etwa Spaziergänge am Land oder eine Fahrt in die Stadt
- Langsam und geduldig handeln und den Hund nicht überfordern
- Vierbeiner mit unterschiedlichen Menschen und der Art der menschlichen Kommunikation vertraut machen
- Spaziergänge auf verschiedenen Untergründen
- Welpenkurs besuchen
- Positiv bleiben
Ist eine Yoga-Einheit mit Welpen für euch eine Option? Schreibt uns eure Meinung zum Thema Puppy Yoga gerne in die Kommentare!
(Quelle: salzburg24)