Prozess in Wien

Zwei Jahre Haft für 15-Jährigen wegen Anschlagplänen auf Westbahnhof

Am Wiener Straflandesgericht steht ein 15-jähriger mutmaßlicher IS-Anhänger vor Gericht, der einen Anschlag auf den Westbahnhof geplant haben soll.
Am Wiener Straflandesgericht steht ein 15-jähriger mutmaßlicher IS-Anhänger vor Gericht, der einen Anschlag auf den Westbahnhof geplant haben soll.
Am Wiener Straflandesgericht steht ein 15-jähriger mutmaßlicher IS-Anhänger vor Gericht, der einen Anschlag auf den Westbahnhof geplant haben soll.
Veröffentlicht: 21. Juli 2025 11:27 Uhr Aktualisiert: 21.07.2025 13:04 Uhr
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen läuft heute der Prozess gegen einen 15-jährigen Schüler, der als Anhänger der Terror-Miliz „Islamischer Staat“ einen Anschlag auf den Wiener Westbahnhof geplant haben soll. Er wurde zu zwei Jahren teilbedingter Haft verurteilt.

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ist am Montag am Wiener Landesgericht gegen einen 15-jährigen mutmaßlichen Anhänger der radikalen Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) verhandelt worden, der einen gegen den Wiener Westbahnhof gerichteten Anschlag im Sinn gehabt und einer IS-Kontaktperson dessen Umsetzung für den Sommer 2025 zugesichert haben soll. Er wurde zu zwei Jahren teilbedingter Haft verurteilt.

Acht Monate wurden unbedingt ausgesprochen. Den Rest von 16 Monaten bekam der Jugendliche unter Setzung einer dreijährigen Probezeit bedingt nachgesehen.

"Sehr, sehr hohe Gewaltbereitschaft"

"Wir haben es ungeachtet des kindlichen Angeklagten mit einer sehr, sehr hohen Gewaltbereitschaft zu tun", betonte der Staatsanwalt. Demnach hatte sich der damals 14-Jährige, dessen Eltern keine streng gläubigen Muslime sind, im vergangenen Sommer über TikTok radikalisiert. Der Staatsanwalt sprach in diesem Zusammenhang von einem "traurigen Beispiel für Online-Radikalisierung, wie sie im Buche steht".

"Mein Mandant ist kein Monster", hielt dem Verteidigerin Anna Mair entgegen. Dieser sei "abgerutscht", weil er sich unverstanden gefühlt habe, in der Schule aufgrund seines Glaubens gemobbt worden sei und keine Ansprechpersonen gehabt hätte. Von Vertretern des IS, auf die er im Internet gestoßen sei, habe er "Hilfe, Wissen, Unterstützung, Freundschaft" bekommen und sei "instrumentalisiert" worden: "Diese Fürsorge ist auf fruchtbaren Boden gefallen. Leider."

Nachdem er sich dem IS zugewandt und im Internet eine Anleitung zum Bombenbauen gefunden und dazu handschriftliche Notizen angefertigt hatte, bestellte sich der Bursch im November 2024 über eine deutsche Online-Börse eine Schusswaffe. Vorangegangen waren den Anschlagsplänen der Darstellung des 15-Jährigen zufolge Mobbing-Erfahrungen an der Schule. Der Bursch soll demnach als Klassenkleinster gehänselt und ins Klo gesperrt worden sein. Als er in der Schule betete, wurde er von Klassenkameraden fotografiert und angeblich belächelt. Ein Lehrer habe den Propheten Mohammed ihm gegenüber als "Analphabeten" bezeichnet, schilderte der Angeklagte, der daraufhin eine Glock 17 oder eine Glock 19 besitzen wollte. "Die ist Gott sei Dank nicht geliefert worden", führte der Staatsanwalt in diesem Kontext aus.

15-Jähriger wollte Polizisten erstechen, um Waffe zu stehlen

Aufgrund dessen hätte der Angeklagte im Jänner den Plan gefasst, einem Verkehrspolizisten die Dienstwaffe zu entreißen und den Beamten mit einem Messer zu erstechen. Der Schüler hatte laut Anklage zu Hause mehrere Kampfmesser liegen, die zu besorgen offenbar kein schwieriges Unterfangen war. Mit der Waffe des getöteten Polizisten wollte der Bursch laut Anklage Passanten bzw. Ungläubige töten.

Davon rückte der Schüler ab, nachdem er Ende Jänner über einen einschlägigen Chat in Kontakt mit einem namentlich bekannten IS-Kontaktmann gekommen war, dessen Identität jedoch noch nicht ausgeforscht werden konnte. Von diesem Zeitpunkt an sei der Westbahnhof als "primäres Anschlagsziel" in den Fokus gerückt, stellte der Staatsanwalt fest.

Angeklagter spricht von großem Fehler

"Es war ein sehr großer Fehler", meinte der Angeklagte zu den Anschlagsplänen. Auf die Frage des Richters, ob er bereit gewesen wäre, für seine Pläne zu sterben, erwiderte der 15-Jährige: "Ich wäre nicht bereit. Ich hatte keinen Mut dazu. Ich bin froh, dass ich es nicht gemacht habe."

Der Schüler war nach länderübergreifenden Ermittlungen am 10. Februar in der elterlichen Wohnung in Währing festgenommen worden. Verteidigerin Anna Mair begrüßte das in ihrem Eröffnungsplädoyer. So sei ihr Mandant von seinem "Hass auf alles" und der "Spirale", in der er sich befunden hätte, weggekommen. Laut Anklage hatte der 15-Jährige wenige Tage vor seiner Festnahme dem noch auszuforschenden IS-Vertreter bekräftigt, den Anschlag im Sommer durchzuführen. "Umsetzen wollte er das nicht unmittelbar. Erst im Sommer. Er war zu feig", sagte Mair dazu.

Jugendlicher kaufte Bomben-Utensilien

Der Bursch hatte sich seit August 2024 das Gedankengut des IS zu eigen gemacht haben. Nachdem er sich im Internet Pläne zur Herstellung von Sprengstoff und Bomben beschafft hatte, erwarb er in einem Baumarkt dafür erforderliche Utensilien und konsumierte Online-Tutorials, um mehr über die Herstellung von explosiven Stoffen zu erfahren.

(Quelle: apa)

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