"Absolut inakzeptabel"

Vergewaltigungsopfer weggewiesen: Empörung über Uniklinik Linz

Der Eingangsbereich der Linzer Uniklinik (Kepler Universitätsklinikum) aufgenommen am Montag, 31. Oktober 2016.
Veröffentlicht: 15. Mai 2025 12:52 Uhr
Nach der Abweisung einer obdachlosen Frau, die nach einer mutmaßlichen Vergewaltigung im Kepler Uniklinikum Linz Hilfe suchte, herrscht breite Empörung. Die Klinik entschuldigte sich, das Land Oberösterreich kündigte Konsequenzen und Schulungen an. Die SPÖ fordert eine eigene Gewaltambulanz.

Die Abweisung einer Patientin, die laut ihren Angaben vergewaltigt wurde und vom Med Campus IV des Linzer Kepler Uniklinikums (KUK) Hilfe suchte, hat Empörung ausgelöst. Die für Gesundheit zuständige Landeshauptmannstellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) nannte das Vorgehen "absolut inakzeptabel". Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des KUK werden nun zu "diesem wichtigen Thema geschult und sensibilisiert". Das Spital bedauert die Wegweisung.

Betroffene lehnt nach Abweisung jede Hilfe ab

Eine obdachlose Frau hatte sich Anfang April Streetworkern des Obdachlosenvereins B 37 anvertraut und von einem brutalen sexuellen Übergriff wenige Stunden zuvor erzählt, berichtete die "Kronen Zeitung" am Donnerstag. Gemeinsam mit einer Sozialarbeiterin sei das Opfer ins Spital gefahren, um sich behandeln und Beweise sichern zu lassen. Nach telefonischer Rücksprache mit dem KUK wurde die Frau auch aufgenommen und in die gynäkologische Ambulanz geschickt. Dort schickte man sie dann aber weg, da das Spital an jenem Tag keine Aufnahme hatte und verwies sie ans Aufnahmespital. Daraufhin habe das psychisch instabile Opfer jede weitere Hilfe abgelehnt und verweigerte auch eine Anzeige, zitierte die Zeitung den Obdachlosenverein.

Abweisung "völlig unverständlich"

"Es ist völlig unverständlich, dass eine Frau, der so etwas Schreckliches widerfahren ist, abgewiesen wird. Es muss selbstverständlich sein, dass jedes Opfer einer Vergewaltigung in den oberösterreichischen Spitälern behandelt wird", unterstrich Haberlander am Donnerstag. Sie habe das auch gegenüber dem Uniklinikum klargestellt. Der Abteilung Gesundheit des Landes OÖ habe sie zudem beauftragt, einen runden Tisch mit den Vertreterinnen und Vertretern aller oberösterreichischen Krankenhäuser und der Polizei einzuberufen, um "etwaige Optimierungspotenziale zu identifizieren und allenfalls Prozesse nachzuschärfen, damit der gebotene sensible und kompetente Umgang mit Vergewaltigungsopfern flächendeckend sichergestellt wird", hieß es weiter in ihrer Stellungnahme.

"Wir bedauern diesen Vorfall und setzen natürlich alles daran, dass eine Abweisung eines Vergewaltigungsopfers zukünftig nicht mehr vorkommt", entschuldigte sich KUK-Geschäftsführer Franz Harnoncourt. In Abstimmung mit den Expertinnen und Experten des Gewaltopfer-Betreuungsteams im Haus werden nun alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im sensiblen Umgang geschult. Alle Gewaltopfer "sollen sich bei uns sicher, ernst genommen und gut aufgehoben fühlen", so Harnoncourt.

SPÖ fordert Gewaltambulanz

Die SPÖ sieht in dem Vorfall die Dringlichkeit ihrer Forderung zur Errichtung einer längst überfälligen Gewaltambulanz in Oberösterreich bestätigt. Die Linzer Grünen wollen "klare Regelungen, dass gerade bei traumatisierenden Gewaltvorfällen in unseren Krankenhäusern in jedem Fall geholfen wird". Auch die Linzer FPÖ fordert "organisatorische Sicherheitsmaßnahmen, die solche Vorfälle künftig verhindern".

(Quelle: apa)

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