Auf dem Hof befanden sich noch weitere Tiere, wie etwa zumindest ein Hund, Katzen und Geflügel. Die Pfotenhilfe hat der Behörde kurz nach Bekanntwerden des Skandals die Übernahme der Tiere auf ihrem Tierschutzhof angeboten. Darauf wurde laut dem Verein bisher nicht zurückgegriffen.
Nach einer anonymen Anzeige im April kam der Amtstierarzt zur Nachschau in den Betrieb im Bezirk Gmunden. Dabei bot sich ihm ein Bild des Grauens. In zwei Ställen fand er 37 Schädelknochen von Tieren und die Gülle stand 20 Zentimeter hoch. Die noch dahin vegetierenden 63 Schweine mussten notgeschlachtet werden.
Bäuerin für Ställe zuständig
Seit dem Tod der Schwiegermutter im März 2018 sei sie allein für die Ställe zuständig gewesen, sagte die 48-Jährige. Das habe sie mit ihrem Gatten so vereinbart. "Seitdem war er nie mehr im Stall", nahm sie alle Schuld auf sich. Mit ihrer zusätzlichen Aufgabe begann die Überforderung. Neben Garten und Haushalt habe sie es einfach nicht geschafft, auch noch die Tiere zu betreuen. Zweimal am Tag sei sie zwar im Stall gewesen, aber nicht immer zum Füttern oder Ausmisten. "Ich bin nur durchgegangen", gestand sie.
Bereits im Mai und Juni 2018 seien die ersten 15 Tiere verendet, meinte sie. Warum sie da nicht um Hilfe gebeten habe, fragte der Richter. "Ich wollte alles zu 100 Prozent schaffen. Ich habe mich so geschämt, wie es im Stall ausgesehen hat, und daher hab ich geschwiegen." Auch Tod der Schwiegermutter ging ihr sehr nah.
Tiere verendet: Froh, dass "Sache aufgeflogen ist"
Als dann heuer im April der Amtstierarzt auf dem Hof erschien, sei sie froh gewesen, dass "die Sache aufgeflogen ist". Da vor Gericht "reiner Tisch gemacht" werde, gab sie vor dem Einzelrichter dann noch zu, eine Falschaussage bei der Polizei gemacht zu haben. Entgegen ihrer bisherigen Angabe sei die mitangeklagte Tierärztin weder im Dezember 2017 noch im Dezember 2018 zu einer Betriebskontrolle auf den Hof gekommen. Vielmehr sei sie zur Ärztin gefahren und beide hätten gemeinsam ein Protokoll für den Tiergesundheitsdienst ausgefüllt. So seien die wahren Zustände im Stall nicht erkannt geworden. Nach diesem Geständnis weitete der Staatsanwalt die Anklage gegen die beiden Frauen auf schweren Betrug aus.
Mann und Tierärztin plädieren auf "nicht schuldig"
Die 63-jährige Tierärztin hingegen blieb dabei, den Hof besichtigt zu haben. Dabei habe sie keine groben Mängel festgestellt. Tote Schweine seien ihr nicht aufgefallen. Lediglich kleinere Beanstandungen wie fehlende Wasserentnahmestellen in Ställen bemerkte sie. Daher bekannte sie sich nicht schuldig.
Auch der 53-jährige Landwirt wies alle Schuld von sich. Er bestätigte, dass nach dem Tod seiner Mutter die Stallarbeit komplett an die Gattin gegangen sei. Einen erschöpften Eindruck habe sie auf ihn nicht gemacht. Von den verheerenden Zuständen in den Stallungen will er auch nichts bemerkt haben. "Vielleicht bin ich zu eigensinnig", räumte er ein. "Ich bin gesundheitlich angeschlagen und froh, nur mehr Feldarbeit zu machen." 2003 hatte er einen Bandscheibenvorfall, 2005 einen Herzinfarkt und 2019 eine Augen-OP.
(Quelle: apa)