"Krise im Kopf"

Befürchteter Insolvenz-Tsunami ist ausgeblieben

Veröffentlicht: 14. Dezember 2022 13:03 Uhr
Der befürchtet "Tsunami" an Firmenpleiten in Österreich ist ausgeblieben. Im Gegenteil, 2022 dürfte es insgesamt sogar weniger Insolvenzen geben als 2019, im Jahr vor Corona.
SALZBURG24 (nic)

Laut aktueller Hochrechnung des Kreditschutzverbandes KSV1870 haben die Firmenpleiten heuer gegenüber dem Vorjahr um 57,2 Prozent zugenommen – mit rund 4.770 Insolvenzen Unternehmen ist aber nicht einmal das Vorkrisenniveau des Jahres 2019 mit gut 5.000 Fällen erreicht. "Es ist zu keinem Insolvenz-Tsunami gekommen, der immer wieder gerne herbeigeredet wurde", sagte KSV-Chef Ricardo-José Vybiral am Mittwoch. Die Krise finde derzeit eher im Kopf statt als in der Realwirtschaft.

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Insolvenzen "künstlich zurückgehalten"

"Wir haben diesen Insolvenz-Tsunami nicht gesehen", sagte Vybiral in einer Pressekonferenz in Wien. "Natürlich wurde der auch künstlich zurückgehalten mit entsprechenden Maßnahmen seitens der Bundesregierung."

Meiste Firmenpleiten im Handel

Zuwächse bei den Firmeninsolvenzen gab es in allen neun Bundesländern, am deutlichsten in Oberösterreich und Tirol. Die meisten Pleiten gab es im Handel, der Bauwirtschaft sowie in der Gastronomie. Die größte Pleite des Jahres betrifft jene der CPI Gruppe aus Wien mit geschätzten Passiva von rund 220 Mio. Euro. Insgesamt haben sich die Verbindlichkeiten gegenüber dem Vorjahr um ein Fünftel auf 2,2 Mrd. Euro erhöht. Zuletzt kam noch die Insolvenz der Bertsch Energy GmbH & Co KG mit Passiva in der Höhe von 138,3 Mio. Euro dazu. Weiters ist die Zahl der betroffenen Mitarbeiter auf 14.400 Personen und jene der betroffenen Gläubiger auf 30.700 Geschädigte angewachsen.

15 Prozent mehr Privatkonkurse

Auch die Privatkonkurse haben heuer um mehr als 15 Prozent zugenommen, es wurden 8.325 Regulierungsverfahren eröffnet. Während in Niederösterreich das Plus mit 33 Prozent am deutlichsten ausfällt, gab es in Wien nur einen Anstieg um 1,8 Prozent. Parallel dazu haben sich auch die vorläufigen Passiva leicht erhöht - und zwar um 2,6 Prozent auf 901 Mio. Euro. Das bedeutet, dass Privatpersonen im Jahr 2022 mit durchschnittlichen Schulden in der Höhe von rund 108.000 Euro Konkurs angemeldet haben.

Trend dürfte sich fortsetzen

KSV1870-Insolvenzleiter Karl-Heinz Götze geht davon aus, dass sich der Trend dieses Jahres auch 2023 fortsetzen wird. "Wir erwarten aus heutiger Sicht, dass die Insolvenzen weiter steigen werden." Derzeit sei man bei knapp 5.000, die Entwicklung gehe in Richtung 5.500 bis 6.000 Insolvenzen. "Das ist eine Steigerung um 10 bis 15 Prozent, die wir hier sehen." Bei den Privatinsolvenzen sei das Vorkrisenniveau bei 9.500 gelegen, "wir glauben, wir bewegen uns Richtung 10.000 Privatinsolvenzen in 2023."

"Stimmung schlechter, als es der Wirtschaft entspricht"

"Tatsächlich ist es so, dass wir sehen, dass die Stimmung derzeit schlechter ist, als es der realen Wirtschaft entspricht", sagte Vybiral. "Bei vielen Unternehmerinnen findet die Krise derzeit eher im Kopf statt, als dass es sich in den Büchern niederschlägt." Mehr als Drittel der Unternehmen würden Gewinne erwarten. Die schnellen Hilfen der Bundesregierung zu Beginn der Coronakrise seien sinnvoll und notwendig gewesen, sagte der KSV-Chef. Allerdings seien diese Hilfen nicht sehr zielgenau gewesen. Knapp über 30 Prozent der Firmen hätten nach eigenen Angaben die Unterstützungen nicht benötigt

(Quelle: apa)

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