In den ersten drei Monaten dieses Jahres schlittern 62 Salzburger Unternehmen in die Insolvenz – das sind 36 Fälle weniger (minus 20,8 Prozent) als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Anzahl der eröffneten Verfahren verzeichnen einen Anstieg um fünf Prozent auf 42 Fälle. Damit liegt Salzburg nicht im Österreich-Gesamttrend, bundesweit wird ein Rückgang der eröffneten Insolvenzen um knapp 14 Prozent verzeichnet.
Krisengesetz: Keine Insolvenzantragspflicht
Insgesamt wurden den ersten drei Monaten heuer 1.151 Unternehmen insolvent, was einen Rückgang von rund neun Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2020 zeigt. Eröffnet wurden 668 Insolvenzverfahren - ein Minus von fast 14 Prozent. Das Minus in den letzten beiden Märzwochen war noch viel höher und fällt in drei Monaten auch ins statistische Gewicht, so Kantner. In Salzburg etwa gab es in diesem kurzen Zeitraum einen Einbruch von über 80 Prozent, in anderen Bundesländern zwischen 60 und 70 Prozent.
Nun gilt vorerst, wie berichtet bis 30. Juni, auch ein neues Krisengesetz, das die Insolvenzantragspflicht bei einer Überschuldung für Kapitalgesellschaften, also Unternehmen bei denen niemand persönlich haftet, vorübergehend aussetzt. Insolvenzverfahren auf Gläubigerantrag sind im selben Zeitraum auch nicht zu eröffnen. Für Finanz und Gesundheitskassen ist eine Art Moratoriums auf Konkursanträge vorgesehen, so dass in näherer Zukunft diese Anträge ausbleiben werden.
Noch weniger Konkurseröffnungen im zweiten Quartal erwartet
"Das wird dazu führen, dass im zweiten Quartal die Eröffnungen noch tiefer sinken werden, als sie das schon seit Mitte März getan haben", sagt Kantner. "Und die mangels Vermögens nicht eröffneten Verfahren werden sich in etwa halbieren." In Summe rechnet der KSV1870 daher mit einem Insolvenzniveau im 2. Quartal 2020 auf dem Niveau von lediglich 40 bis 45 Prozent eines Normaljahres 2019.
Ein Ausblick aufs gesamte Kalenderjahr sei nicht seriös möglich, so Kantner. Aber: "Zweifellos wird es noch heuer zu einem Aufholeffekt kommen und darüber hinaus zu einem Wachstum gegenüber 2019." Die Welle werde auch noch ins Jahr 2021 hineinreichen. Das Ausmaß sei noch offen. Dabei gehe es vor allem darum, wann die einschneidenden Maßnahmen - also der Stillstand seit Mitte März - zumindest Schritt für Schritt wieder endet.
Die gesamten Passiva bei den weniger gewordenen Firmeninsolvenzen haben sich im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Vorjahres übrigens trotzdem verdoppelt - auf 750 Mio. Euro. Mitverantwortlich ist hier die höchste Einzelsumme, die von der Anglo Austrian Bank (früher Meinl Bank) kommt und sich auf 285 Mio. Euro beläuft. Die Zahl der von Insolvenzen betroffenen Dienstnehmer betrug im ersten Quartal heuer 10.845 und lag damit 2 Prozent unter dem Vergleichszeitraum.
Ein Viertel weniger Privatkonkurse durch Corona-"Shutdown"
Der "Shutdown" hat laut KSV auch bei den eröffneten Privatkonkurse für einen Rückgang von fast einem Viertel gesorgt. Lag der Rückgang im Februar noch bei rund drei Prozent, so hat ein weitgehender Stillstand der Justiz bzw. auch der Anträge der Schuldner seit etwa Mitte März diesen Rückgang substanziell verursacht. Daher sind die 1.896 eröffneten Privatkonkurse "keineswegs Spiegel der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung, sondern nahezu zur Gänze einem Ausnahmezustand geschuldet", so Kantner.
Bei den Salzburger Bezirksgereichten wurden in den ersten drei Monaten des heurigen Jahres 94 Privatkonkurse eröffnet. Das sind um rund 15 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die angemeldeten Verbindlichkeiten steigen von 13 Millionen Euro auf 17 Millionen Euro, das bringt einen Zuwachs um 31 Prozent. Das bedeutet, "dass heuer in Salzburg viele Schuldner mit hohen Verbindlichkeiten aus Haftungen unternehmerischer Tätigkeit eine Entschuldung im Wege der Privatinsolvenz beantragt haben", erläutert Petra Wögerbauer, Insolvenzexpertin des KSV1870.
94 Privatkonkurse in Salzburg
Salzburg liegt mit 94 Fällen auf Platz 6 der Bundesländerreihung hinter Wien mit 711 Fällen, Niederösterreich mit 294 Verfahren, der Steiermark mit 205 Fällen, Oberösterreich mit 263 Fällen und Kärnten mit 140 Verfahren.
(Quelle: salzburg24)