Vorbereitungen laufen

Gas aus Nationalpark Kalkalpen – Grünes Licht für Probebohrung

Blick auf den Nationalpark Kalkalpen in Oberösterreich.  (ARCHIVBILD von 2021)
Veröffentlicht: 29. November 2023 11:22 Uhr
Es darf gebohrt werden. In Molln beim Nationalpark Kalkalpen in Österreicher darf nun eine Gas-Probebohrung durchgeführt werden. Die gesetzlichen Voraussetzungen würden vorliegen, heißt es.
SALZBURG24 (nic)

Eine Gas-Probebohrung der Firma ADX in Molln im Nahbereich des Nationalpark Kalkalpen darf durchgeführt werden. Der Naturschutzbescheid ist positiv ausgefallen. Das Land Oberösterreich und ADX bestätigten am Mittwoch eine entsprechende Mitteilung des Umweltdachverbands. Dieser prüft nun eine Beschwerde beim Landesverwaltungsgericht.

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"Die Naturschutzbehörde hat die Eingaben des Antragstellers geprüft und ist zu dem Ergebnis gelangt, dass die gesetzlichen Voraussetzungen für eine positive bescheidmäßige Erledigung vorliegen", hieß es aus dem Büro von Naturschutz-Referent LHStv. Manfred Haimbuchner (FPÖ) auf APA-Anfrage. Damit seien alle notwendigen Bewilligungen erteilt, bestätigte ADX. Etwaige Beschwerden gegen den 150 Seiten starken Bescheid hätten laut dem Unternehmen keine aufschiebende Wirkung.

Gas-Probebohrung noch diesen Winter

Die ADX Vie GmbH – eine Tochterfirma des in Australien gelisteten Explorationsunternehmens ADX Energy – will noch in diesem Winter mit Gas-Probebohrungen in Molln (Bezirk Kirchdorf) starten. Bisher fehlte dazu die naturschutzrechtliche Bewilligung. Montanrechtlich war die Probebohrung bereits genehmigt. "Die Vorbereitungen laufen bereits", sagte ein ADX-Sprecher am Mittwoch gegenüber der APA. Die Herstellung des Bohrplatzes werde etwa sechs Wochen in Anspruch nehmen, die eigentliche Bohrung ebenfalls. Danach durchzuführende Tests würden wieder einige Wochen dauern. Erst dann wird man wissen, ob oder wie viel Gas gefunden wurde.

Gasförderung als Übergang in Fossilem-Ausstieg

Der oberösterreichische Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) begrüßte die Bewilligung der Probebohrung: Man treibe den Fossilen-Ausstieg voran, aber "zugleich ist klar, dass es gerade für Oberösterreichs Industrie in einer Übergangsphase noch Energieträger wie Erdgas zur Überbrückung brauchen wird." Die Nutzung heimischer Erdgasvorräte sei "auf jeden Fall sinnvoller als die Verwendung von Flüssiggas, das in den USA chemisch gefrackt und dann mit Tankern, die mit Schweröl betrieben werden, übers Meer nach Europa verschifft wird". Zustimmung signalisierte auch der Mollner Gemeindevorstand Martin Schober (SPÖ), der hofft, dass die Gemeinde profitieren und zugleich einen Beitrag zur Energieversorgungssicherheit leisten könne.

Der Naturschutzsprecher der oberösterreichischen Grünen, Rudi Hemetsberger, fragte sich hingegen, wann der Naturschutz eine Gas-Probebohrung überhaupt untersage, wenn er sie sogar in einem so sensiblem Gebiet nahe am Nationalpark erlaube. Für Haimbuchner sei "jedes Windrad ein Naturschutzdebakel, während ein Erdgasbohrturm offensichtlich eher eine Bereicherung ist", ist Hemetsberger "schwerst irritiert" von der Behördenentscheidung.

Alle Bohrstellen müssten genehmigt werden

Sollte Gas gefunden werden, befürchten Naturschützer bis zu 25 Bohrstellen im Gebiet rund um den Nationalpark Kalkalpen. ADX dementierte das und spricht von fünf bis sechs Bohrstellen, die allerdings – ebenso wie eine dann wohl nötige Pipeline – auch erst beantragt und genehmigt werden müssten.

Umweltdachverband-Präsident Franz Maier appellierte an die Landesregierung, das "spekulative, rückwärtsgewandte Fossil-Projekt" noch zu stoppen. "Jede Regierung, die weiter in den Ausbau fossiler Energieträger investiert, betreibt Raubbau an der Natur, setzt Österreichs Klimaziele und in weiterer Folge unsere Lebensgrundlage aufs Spiel", hieß es in einer Aussendung. Naturschützer hatten unter anderem mit Eingriffen ins Landschaftsbild und sechs geschützten Fledermausarten argumentiert sowie damit, dass auch das Amtsgutachten der Naturschutzbehörde in einigen Punkten negativ gewesen sei.

Der Umweltdachverband erwägt nun eine Beschwerde beim Landesverwaltungsgericht. Auch Greenpeace prüft gemeinsam mit dem Ökobüro rechtliche Schritte gegen die Behördenentscheidung. "Während die österreichische Regierung bei der Weltklimakonferenz in Dubai in den nächsten Wochen den weltweiten Ausstieg aus fossilen Energien verhandelt, werden hierzulande neue klimaschädliche Gasbohrungen bewilligt", zeigte sich Greenpeace-Österreich-Sprecherin Lisa Panhuber "schockiert".

Auch der WWF kritisierte die "völlig falsche Weichenstellung" in Oberösterreich, das ein "fatales Signal im Vorfeld der Weltklimakonferenz" sende. Fossiles Gas sei allein in Österreich für rund 20 Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich, so WWF-Energiesprecher Karl Schellmann. Zudem würden neue Erdgas-Bohrungen Jahre brauchen, bis sie liefern "und sind daher in der aktuellen Energiekrise völlig nutzlos".

(Quelle: apa)

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18.03.2024
"Historischer Fund"

Erdgas bei Probebohrung in Molln entdeckt

Von SALZBURG24 (tp)
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