"Das war ein erstes Halbjahr, wie wir es alle miteinander wohl noch nie erlebt haben. Und wir haben es uns alle verdient, jetzt im Sommer etwas durchzuschnaufen und auch Urlaub zu machen", beginnt Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) die Pressekonferenz. In diesem Sinne solle sich jede und jede gut überlegen, wo und wie sie oder er Urlaub macht.
Appell an Eigenverantwortung
Am Mittwoch hat die Regierung ihren "neunten Öffnungsschritt" bekannt gegeben, dabei waren auch Pläne für den September. Damit sich das auch weiterhin so umsetzen lasse, appelliert Anschober an die eigene Verantwortlichkeit. Egal, ob man im Salzkammergut oder in Caorle Urlaub mache. "Das Virus breitet sich weltweit weiter aus, das vergessen wir in Österreich manchmal. Die Zahlen hier sind stabil, es gab 28 Neuinfektionen in den letzten 24 Stunden, 459 sind aktiv erkrankt, 38 Menschen zuletzt genesen."
Zum Vergleich: Großbritannien, Russland, Spanien und Schweden haben derzeit europaweit die meisten Covid-Infizierten.
Tipps für die Reise
Wohin fahren wir auf Urlaub? Fahren wir überhaupt auf Urlaub? Wie ist die Lage im Urlaubsland?: Diese Dinge sollte man genau prüfen, bevor man aufbricht. Auch im Urlaub sollten die Grundregeln für Corona beachtet werden. Kein Händeschütteln, regelmäßiges Händewaschen und Abstandhalten gelten auch in den Ferien. Anschober rät auch dazu, große Menschenmengen generell zu vermeiden, als Beispiel nennt er etwa den Ballermann auf Mallorca.
"Das wichtigste ist Eigenverantwortung mitzubringen", so Anschober.
Infektion im Urlaub vemeiden
Herwig Kollaritsch, Tropenmediziner, weist daraufhin, dass bei den Infizierten-Zahlen immer ein "blinder Fleck" von einer Woche bleibe. Man wisse also nicht, ob die Stabilität in einer Region, in einem Land eine Woche später noch stimme. Wie schnell sich das Virus durch Reisende ausbreiten könne, habe Ischgl gezeigt. 80 Prozent der Erkrankungen seien demnach auf ein solches "Super-Spreading-Event" zurückzuführen.
Deshalb solle man den Babyelefant und die Maske jedenfalls im Reisegepäck nicht vergessen. "Mit sehr einfachen Mitteln schützt man sich selbst und auch die Zuhausegebliebenen", erklärt Kollaritsch. Steckt man sich im Ausland an, sind die nächsten Infizierten die, die einem am nächsten stehen: Die eigene Familie.
"Ballermann ist das Tschernobyl des Epidemiologen"
Wenn man erkrankt, wolle man freilich vor allem eines: nach Hause. Das sei laut Kollaritsch aber nicht immer möglich. Deshalb soll man mit den Gesundheitsbehörden vor Ort und dem Außenministerium in Kontakt treten.
- Reisewarnungen beherzigen
- An Grundregeln der Infektionsvermeidung halten
- Großveranstaltungen meiden: "Ballermann ist das Tschernobyl des Epidemiologen"
- Wenn man krank wird: Verantwortung übernehmen und mit den Behörden kooperieren
Was bedeuten Reisewarnungen aus rechtlicher Sicht?
Maria Ecker vom Verein für Konsumenteninformationen (VKI) erklärt, dass ein kostenloser Rücktritt der Reise nur bei den höchsten Reisewarnstufen möglich ist (Stufe fünf und sechs). Aktuell gilt das für 23 Länder. Dazu gehören etwa Portugal, Russland, Schweden, aber auch die USA und das Vereinigtes Königreich. Aufgrund von Covid-19 wurde auch für einzelne Regionen eine Reisewarnung ausgegeben. Das betrifft die chinesische Provinz Hubei, das deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen und die italienische Region Lombardei.
Gibt es im Urlaubsland erhebliche Beeinträchtigungen, beispielsweise eine 14-tägige Quarantäne nach Einreise, könne auch das zu einem kostenlosen Rücktritt berechtigen. Wer schon gebucht hat, steht womöglich vor Problemen und muss mit Stornokosten rechnen, so die Expertin.
Bei Buchungen noch abwarten
Ecker rät dazu, im Moment bei Buchungen eher auf Pauschalreisen zu setzen. Im Gegensatz zu Individualreisen gibt es dann nur einen Ansprechpartner. Zudem wäre es vernünftig, in manchen Fällen einfach mit der Buchung noch zu warten und die Situation im Urlaubsland zu beobachten. Möchte man eine Individualreise machen, könne man sich auch mit dem Hotel ausmachen, dass bei einer Zuspitzung der Situation vor Ort eine kostenlose Stornierung möglich ist. Die Expertin empfahl auch auf jeden Fall eine Reiseregistrierung beim Außenministerium
Unter der Reisehotline 0800 201 211 kann man sich telefonisch beraten lassen kann.
Wo kann ich mich über das Urlaubsland informieren?
Minister Anschober rät, bei der Buchung zu fragen, wie die Covid-Situation in der jeweiligen Region derzeit aussehe. Zudem kann einem in der Unterkunft auch erklärt werden, welche Maßnahmen noch gelten und welche Regeln man zu beachten habe. Kollaritsch weist daraufhin, dass auch die Österreichischen Vertretungen vor Ort ein guter Ansprechpartner sind. Dort könne man auch einen Vertrauensarzt erfragen, der Deutsch spricht.
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(Quelle: apa)