Entwicklung auf einen Blick

Klimadashboard zeigt Dramatik der Erderhitzung

Das Klimadashboard soll einen Durchblick ins Datenchaos der Klimakrise bringen. (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 16. Februar 2022 09:08 Uhr
Drei Wiener bringen mit ihrem Klimadashboard Ordnung in das Datenchaos der Klimakrise: Um wie viel Grad hat sich Österreich seit der eigenen Geburt erwärmt? Wieso hat Schlusslicht Oberösterreich einen signifikant höheren Ausstoß an Treibhausgasen im Vergleich zu Vorreiter Wien und wie setzen sich die Emissionen zusammen? Mit diesen Fragen beschäftigen sich die drei Wissenschafter.

Das Klimadashboard ist nun online gegangen und soll Durchblick ins Datenchaos der Klimakrise bringen.

Klimakrise veranschaulichen

"Es ist wahnsinnig schwierig, sich vorzustellen, wie die Klimakrise die Erde noch beeinflussen wird", sagte einer der drei Datenwissenschafter hinter der Seite, PhD-Student Johannes Stangl (27). Denn nur mit Zahlen am Papier könne man viele Menschen nicht abholen, sind sich auch die beiden weiteren Mit-Initiatoren, Adrian Hiss (27) und David Jablonski (23), sicher. Es brauchte daher eine einfache und optisch ansprechende Aufbereitung der Datensätze von Umweltbundesamt, Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), Statistik Austria und anderen Quellen.

 

Klimaschutzministerium empfiehlt Projekt

Auch das Klimaschutzministerium empfiehlt die Seite der drei Datenwissenschafter. "Das #Klimadashboard bietet einen guten Überblick über unsere #Klimakrise", schreibt das Ministerium dazu auf Twitter.

"Übersetzungshilfe" für Wissenschafter

Ihre Arbeit sei wie eine "Übersetzungshilfe" für Wissenschafter, sagen die Macher. Die "interaktiven und wiederverwendbaren Visualisierungen zu Emissionsdaten, Temperaturtrends und Lösungsindikatoren" sollen die drastische Lage für alle Menschen mit nur einem Klick sichtbar machen, wie sie die Aufgabe des Dashboard selbst beschreiben.

Klima-Kennwerte auf einen Blick

So sieht man im Dashboard nicht nur die – für Laien im Vorfeld sicherlich nicht erwartbare – Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen seit 1850. "Österreich gehört zu den früh industrialisierten Ländern und stößt daher schon lange Treibhausgase aus", so die Beschreibung zur Grafik. Auch lernt man, dass pro Tag im Schnitt 100 Ölheizungen getauscht werden müssen, damit, wie von der Regierung beabsichtigt, bis 2035 alle Ölheizungen im Land getauscht werden.

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Großer "Datenhunger" seit Corona-Pandemie

"Um die Klimakrise nicht zur Klimakatastrophe werden zu lassen, braucht es Daten zu Herausforderungen, Auswirkungen und Lösungsansätzen", so Jablonski, der bereits für das Sozialministerium als Webentwickler am Impfdashboard gearbeitet hat. Während der Corona-Krise haben die Freunde nicht nur gemerkt, wie groß der "Datenhunger" der Öffentlichkeit und der Medien im Bezug auf die Pandemie ist, sondern auch, wie wichtig gut zugängliche und frei verfügbare Zahlen und Fakten sind. Deshalb solle ihr Projekt, an dem sie neben Studium oder Job ausschließlich in ihrer Freizeit arbeiten, niemals kommerziell werden. Medien sollen ihre Daten genauso kostenfrei übernehmen wie Schüler und Schülerinnen, die sich auf eine Präsentation im Klassenzimmer vorbereiten.

Kennenlernen bei "Fridays for Future"

Kennengelernt haben sich die drei Männer bei ihrem Einsatz bei den Klimaschutzaktivisten von "Fridays for Future". Stangl ist einer der Mitbegründer des österreichischen Zweigs. Aktionismus brauche es aber beim Klimadashboard gar nicht, auch wenn die Auswahl der Daten natürlich selbst einen bestimmten Fokus vorgibt. "Wir halten die Texte aber sehr neutral. Auch so kommt die Schwere der Krise gut zum Ausdruck", sagte Jablonski.

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Wissenschafter wollen besseren Zugang zu Daten

Für die Zukunft wünschen sich die Datenaktivisten einen schnelleren und besseren Zugang zu Daten. Gewisse österreichweite Auswertungen werden erst mit mehrjähriger Verzögerung veröffentlicht. Zudem sollen zahlreiche weitere klimarelevante Themen im Dashboard grafisch aufbereitet werden, etwa die immer häufiger werdenden Hitzetage im Sommer oder die dramatische Gletscherschmelze in Österreich und der Welt.

Idealerweise werde die Arbeit künftig auch auf deutlich mehr Schultern verteilt, so das Team. Und die ersten, sehr zahlreichen und nahezu ausschließlich positiven Rückmeldungen zu ihrem Klimadashboard geben ihnen Mut, dass sich bald noch mehr Mitstreiter und Helfer finden. Denn es sollen auch wieder andere Dinge in den Vordergrund treten dürfen: "Am liebsten würde ich ja Hyänen in Kenia hinterherlaufen, um ihr Sozialleben zu studieren", schmunzelte Hiss, Student der Neuro-, Verhaltens- und Kognitionsbiologie.

(Quelle: apa)

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