Scharfe Kritik der FPÖ

Misstrauensantrag gegen Gewessler ohne Erfolg

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) im Rahmen einer Sitzung des Nationalrates am Donnerstag, 4. Juli 2024, im Parlament in Wien.
Veröffentlicht: 04. Juli 2024 16:45 Uhr
Wegen des Alleingangs beim EU-Renaturierungsgesetz übt die FPÖ scharfe Kritik an Ministerin Leonore Gewessler. Die Freiheitlichen werfen ihr eine „Klimakleber-Gesinnung“ vor, ein Misstrauensantrag blieb allerdings ohne Erfolg.

Die erwartet angriffige Debatte hat sich Donnerstagnachmittag im Nationalrat bei einer "Dringlichen Anfrage" der FPÖ an Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) in Sachen EU-Renaturierungsgesetz entwickelt. Die Freiheitlichen attestierten der Ressortchefin "Klimakleber-Gesinnung", die ÖVP warf der Regierungspartnerin einen "Rechtsbruch" vor. Gewessler wies einschlägige Vorhaltungen scharf zurück. Der Misstrauensantrag gegen sie wurde klar abgelehnt.

28 Ja-Stimmen standen 143 Nein-Stimmen gegenüber. Das bedeutet, dass die Freiheitlichen mit ihrem Ansinnen alleine blieben. Gewessler war durch die Anwesenheit ihrer Grünen Regierungskollegen Werner Kogler und Johannes Rauch (Grüne) unterstützt worden.

Die ÖVP hatte schon in der Debatte bei aller Kritik an der Klimaschutzministerin klargemacht, dass sie nicht mit der FPÖ mitgehen würde. Bauernbund-Präsident Georg Strasser begründete dies damit, dass man die Gesetzgebungsperiode ordentlich zu Ende führen wolle: "Der Kickl und die FPÖ setzen auf Chaos."

FPÖ mit untergriffiger Kritik

Die Freiheitlichen konzentrierten sich in ihrer untergriffig vorgetragenen Kritik dann auch weniger auf Gewessler als auf Kanzler Karl Nehammer (ÖVP). Die Abgeordnete Dagmar Belakowitsch nannte ihn "den größten Feigling, den wir in der Republik haben". Dass der Regierungschef Gewessler nicht abberufen hat lassen, sah Klubobmann Herbert Kickl als Beweis dafür, dass "Machtbesessenheit der Kitt dieser Koalition ist".

Kickl bezeichnet Gewessler als "giftgrün"

Die Grünen nannte Belakowitsch eine "kommunistische Sekte", Kickl bezeichnete sie durchgehend als "giftgrün". Der Schaden durch sie und ihr "Renaturierungsattentat auf Bauern und Konsumenten" gehe in die Milliarden, meinte der freiheitliche Klubchef. Die Abgeordnete Susanne Fürst, die die Anfrage einbrachte, sah "schreckliche Eingriffe in unsere Grundrechte" und prophezeite eine Verteuerung von Lebensmitteln und gar eine Umstellung auf Planwirtschaft durch Brüssel. Landwirtschaftssprecher Peter Schmiedlechner kündigte gleich eine Hungersnot an.

ÖVP bemüht sich um Spagat

Die ÖVP bemühte sich um einen erfolgreichen Spagat. Strasser griff einerseits Kickl wegen dessen seltener Anwesenheit im Nationalrat an: "Herzlich willkommen im österreichischen Parlament." Andererseits arbeitete er sich an Gewessler ab: "Ich bin überzeugt, dass sie einen Rechtsbruch begangen haben." Dass sie nicht dem Verfassungsdienst glaube sondern privatrechtliche Gutachten einhole, zeige, dass sie sich auf der anderen Seite der roten Linie befinde. VP-Mandatarin Carmen Jeitler-Cincelli konstatierte, dass Gewessler offenbar Aktivistin von (ihrem früheren Arbeitgeber) Global 2000 geblieben sei.

"Dringliche Anfrage": Gewessler betont ruhig

Gewessler antwortete auf die "Dringliche Anfrage" betont ruhig. Dem Renaturierungsgesetz habe sie rechtskonform zugestimmt, sie habe keinen Verfassungsbruch und auch keinen Amtsmissbrauch begangen. In der Regierung wolle sie konstruktiv weiterarbeiten.

Die Ernährungssicherheit sei nicht gefährdet, sie werde im Gesetz sogar als zentrales Ziel formuliert. Kein Landwirt sei zudem gezwungen, Renaturierungsmaßnahmen auf seinen Flächen umzusetzen. Bei der Erstellung von Wiederherstellungsplänen wolle sie mit den Bundesländern zusammenarbeiten. Experten würden von positiven wirtschaftlichen Effekten des Gesetzes ausgehen. Rückendeckung bekam sie von Klubobfrau Sigrid Maurer: "Sie macht ihren Job und sie schützt das Klima."

Rückendeckung von der SPÖ

Inhaltlich kam auch Rückendeckung von der SPÖ. Deren Umweltsprecherin Julia Herr meinte: "Es geht um unsere Wiesen, Wälder, Flüsse und Bäche - und die gilt es zu schützen." In Richtung Kickl fragte sie: "Wo wollen sie denn wandern gehen, wenn wir die österreichischen Berglandschaften nicht schützen?" Die Renaturierung werde zur Folge haben, dass es auch weniger Umweltkatastrophen wie Muren und Hochwasser geben werde.

Seitens der NEOS kritisierte der Abgeordnete Michael Bernhard die Uneinigkeit der Regierung: Wörtlich sprach er von einem "Armutszeugnis von beiden Seiten" und einer "Peinlichkeit für die Republik". Doch auch die FPÖ ließ er nicht aus der Verantwortung: "Sie bringen keine Lösung und sie stacheln auf."

(Quelle: apa)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

08.12.2024
Eigentlich schon ausgemacht

FPÖ-Chef Kickl pocht auf Nulllohnrunde

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken