Greenpeace-Recherche

Von Sammelstellen ins Stahlwerk: Was mit gespendeter Kleidung wirklich passiert

Viele Kleiderspenden legen tausende Kilometer zurück – oft landen sie am Ende auf Müllbergen oder werden verbrannt. (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 13. August 2025 07:20 Uhr
Eine Greenpeace-Recherche zeigt: Der Großteil gespendeter Kleidung wird nicht weitergetragen, sondern landet nach langen Transportwegen oft auf Müllhalden oder in Verbrennungsanlagen im Ausland – auch in Ländern ohne funktionierende Abfallsysteme.

Fast Fashion macht's möglich: Die Zahl erworbener Kleidung nimmt stetig zu und landet dann oft schnell in einer Kleidersammelstelle, um dem nächsten Stück Platz zu machen. Was dann mit Jacke oder Hose passiert, wollte Greenpeace wissen. Im Juni 2024 wurden 20 Kleidungsstücke mit GPS-Trackern versehen und bei diversen Anbietern gespendet.

In Summe legten die Produkte fast 81.000 Kilometer zurück, doch nur drei Kleidungsstücke könnten tatsächlich weiter genutzt worden sein.

Altkleider häufig vernichtet oder eingelagert

Die Recherche zeigte, dass nur ein Bruchteil der gespendeten Kleidung tatsächlich wiederverwendet wird – selbst gut erhaltene Altkleider wurden häufig vernichtet oder blieben ungenutzt in Lagerhallen liegen, resümierte Greenpeace am Mittwoch in einer Aussendung. Laut erhobener GPS-Daten landeten die 20 Teile auf drei Kontinenten in neun verschiedenen Ländern, die wiederum oftmals keine funktionierenden Abfallsysteme besitzen – dort werden sie dann weiter gelagert oder unter umweltschädlichen Bedingungen verbrannt.

Gespendete Stiefel legen 11.300 Kilometer zurück

Für eine Jeans und einen blauen Blazer endete die Reise indessen bereits im Container in Österreich, aus dem sie unmittelbar nach der Spende entwendet worden waren. Die weiteste Strecke absolvierte ein Paar lilafarbene Stiefel: 11.300 Kilometer waren es bis zum Zielort Pakistan, wo der Tracker dann jedoch keine Signale mehr sendete.

Auch andere Kleiderspenden legten dabei extreme Distanzen zurück: Eine schwarze Jacke landete nach Zwischenstationen in Ungarn, Slowenien, Kroatien, Malta und dem Oman nach 10.200 Kilometern ebenfalls in Pakistan, um dort in einem Stahlwerk verbrannt zu werden. Mehr als ein Drittel der 20 Kleidungsstücke landete in Afrika, drei in Pakistan.

"Wer die eigene Jacke spendet, will nicht, dass sie tausende Kilometer weit reist und am Ende auf einem Müllberg in Kamerun oder in den Flammen eines Stahlwerks in Pakistan endet", kritisierte Stefan Stadler, Sprecher des Greenpeace-Investigativ-Teams. Die Regierung müsse daher den Export von Altkleidern in Drittstaaten verbieten und mit einem Anti-Fast-Fashion-Gesetz die Überproduktion stoppen helfen.

Greenpeace fordert Maßnahmen gegen Fast Fashion

Die Umweltschutzorganisation ortete die Wurzel des Problems in der massiven Überproduktion der Modeindustrie. Von der hergestellten Kleidung werde laut NGO ein Drittel nie verkauft, während Millionen Stück ungetragen in Kleiderkästen lagern. Um der wachsenden Zahl von gespendeten Kleidungsstücken Herr zu werden, wurde zudem eine verpflichtende Herstellerabgabe auf neue Kleidung gefordert, um so den Aufbau von Sortier- und Recyclinganlagen in Österreich zu finanzieren.

(Quelle: apa)

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