Bauträger alarmieren

Nachfrage nach Wohn-Eigentum massiv eingebrochen

Veröffentlicht: 13. Juni 2023 14:37 Uhr
Die Nachfrage nach Wohn-Eigentum ist in Österreich innerhalb von acht Monaten um 80 Prozent gesunken, mahnen heimische Bauträger. Sie fordern eine Neuordnung der Wohnbaufinanzierung.
SALZBURG24 (jp)

Mit einem massiven Einbruch bei der Nachfrage nach Wohn-Eigentum sehen sich die heimischen Bauträger konfrontiert. Innerhalb von acht Monaten sei die Nachfrage um 80 Prozent gesunken, berichtete am Dienstag Herwig Pernsteiner, stellvertretender Obmann des Österreichischen Verbands gemeinnütziger Bauvereinigungen, bei einem Mediengespräch in Salzburg. "Das führt zu großen wirtschaftlichen Verwerfungen, weil die Bauwirtschaft alleine über 7,5 Prozent zum BIP beiträgt."

Gehen Preise für Wohn-Eigentum zurück?

Inzwischen kämen auch schon von Zulieferunternehmen Warnungen, so Pernsteiner. Die Folgen der sinkenden Nachfrage merken die Bauträger bereits. "Es gibt wieder Angebote auf Ausschreibungen", berichtete Christian Struber, Obmann der ARGE Eigenheim und Geschäftsführer der Salzburg Wohnbau. Bei zwei zuletzt durchgeführten Ausschreibungen seines Unternehmens seien jeweils rund 5 bis 7 Angebote abgegeben worden, "und sie lagen knapp unter den geschätzten Kosten". Ob die Preise nach der massiven Teuerung in der Baubranche aber auch wieder zurückgehen, könne man derzeit noch nicht sagen.

Auch bei der niederösterreichischen Alpenland spürt man die Flaute in der Baubranche: "Wir konnten zuletzt wieder Fixpreise aushandeln", sagte Obfrau Isabella Stickler. Wie stark die Preise zuletzt gestiegen sind, zeigte Struber anhand eines Beispiels: Die Salzburg Wohnbau habe in Radstadt kürzlich ein Bauprojekt mit 34 Eigentumswohnungen übergeben - zu einem Quadratmeterpreis von 4.200 bis 4.400 Euro. Würde er heute ausschreiben, läge der Preis bei rund 6.200 Euro.

Scharfe Kritik an Kredit-Richtlinien

Scharfe Kritik übte Struber heute an den Kredit-Richtlinien der Finanzmarktaufsicht (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung/KIM-VO). "Dieser völlig unbrauchbare Eingriff in einen funktionierenden Markt hat dazu geführt, dass eine ganze Branche fast zum Stillstand gekommen ist und junge Leute nicht mehr zu einem Eigenheim kommen können." Gemeinsam mit den Banken, die genau so betroffen seien, sollten die Bauträger Druck machen. Er forderte eine Regelung wie in Deutschland.

 

Bei ihrem Treffen in Salzburg wird sich die ARGE Eigenheim auch mit dem Thema Klimaneutralität beschäftigen. Um den Wohnungsbestand in Österreich bis 2040 zu dekarbonisieren, seien Investitionen in der Höhe von rund 45 Milliarden Euro erforderlich, sagte Pernsteiner. Dieses Geld müsse zusätzlich zur klassischen Wohnbauförderung aufgebracht werden, weil eine Finanzierung alleine über die Instandhaltungs-Rücklagen "100 Jahren dauern würde".

Wohnbau-Finanzierung soll geändert werden

Daher schlägt die ARGE ein Modell mit drei Töpfen zur Wohnbau-Finanzierung vor: Der erste sei die klassische Wohnbauförderung, die fast ausschließlich zum Neubau verwendet werden solle, so Struber. Neu geschaffen werden solle ein Klimaschutzförderungs-Topf, der von EU und Bund finanziert werden solle, und Topf 3 sei für die soziale Wohnbauförderung, gefüllt zum Beispiel mit Mitteln des Wohnschirms, der Wohnbeihilfe der Länder und anderer sozialer Unterstützungen.

Die ARGE Eigenheim ist ein Zusammenschluss von rund 100 Wohnbauunternehmen in Österreich mit einem Verwaltungsbestand von über 400.000 Einheiten, etwa 5.000 Mitarbeitern und einem jährlichen Bauvolumen von mehr als einer Milliarde Euro.

(Quelle: apa)

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