Der Baustoffhändler Quester hat Insolvenz angemeldet. Die Quester Baustoffhandel GmbH beantragte am Montag beim Handelsgericht Wien ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Ursache sei die "anhaltend negative Entwicklung der Bauindustrie", teilte das Unternehmen mit. Wie es mit der 1934 gegründeten Firma und den zuletzt rund 300 Beschäftigten weitergeht, muss nun der Insolvenzverwalter Matthias Schmidt entscheiden. Für die Fortführung braucht es einen Investor.
Am Freitag war bekannt geworden, dass Quester die Gehälter für Oktober nicht bezahlen kann. Für diese wird - mit Verspätung - der staatliche Insolvenzentgeltfonds, der aus den Lohnnebenkosten finanziert wird, einspringen. Er sichert Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern per Gesetz die ausstehenden Ansprüche bei einer Insolvenz des Arbeitgebers. Für Mittwoch ist laut Gewerkschaft GPA eine Betriebsversammlung geplant.
Hoffnung auf frisches Geld von Investor
Quester setzt bei der Fortführung auf frisches Geld von einem Investor. Es würden bereits intensive Gespräche mit potenziellen Investoren geführt, auch über die Finanzierung des Sanierungsplans. "Die nahtlose Fortführung des Betriebes wird mit dem Insolvenzverwalter auf Basis der bereits erarbeiteten Fortbetriebsplanung abgestimmt werden", gab sich die Unternehmensführung optimistisch.
Laut den Gläubigerschutzorganisationen AKV und KSV1870 schuldet Quester 400 Gläubigern Geld, zunächst war von 1.200 Gläubigern die Rede. Bei Banken hat Quester jedoch keine Schulden. Insgesamt beträgt der Schuldenberg rund 50 Mio. Euro. Dem gegenüber steht ein Vermögen, das bei einer Fortführung des Unternehmens auf 13 Mio. Euro geschätzt wird, bei einem Konkurs würden diese Aktiva jedoch auf 7,5 Mio. Euro schrumpfen, wie es hieß.
Die Gläubiger sollen binnen zwei Jahren 20 Prozent ihrer Forderungen zurückerhalten. Dazu werde eine Rückstehungserklärung mit dem vorherigen Eigentümer - die niederländische Building Materials Europe (BME)-Gruppe - über dessen Forderungen von 27 Mio. Euro verhandelt, erklärte der AKV. Das heißt, BME muss auf seine Ansprüche de facto verzichten, damit Quester eine Zukunft haben kann.
Die vergangenen Jahre liefen für den Baustoff- und Fliesenhändler mit zuletzt noch 18 Standorten in Wien, Niederösterreich, Steiermark und Kärnten alles andere als rund. Das ehemalige Familienunternehmen wechselte seit 2005 dreimal den Eigentümer und gehört seit Juni 2025 dem deutschen "Turnaround"-Spezialisten Callista Private Equity. In den vergangenen zwei Jahren schrieb Quester laut Firmenbuch einen Verlust von 7 Mio. Euro bzw. 15 Mio. Euro. Der Umsatz halbierte sich in den vergangenen 20 Jahren auf 130 Mio. Euro.
(Quelle: apa)




