Bayern als Vorbild

Nehammer will "Gender-Missbrauch" in Bildung und Verwaltung verbieten

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) fordert beim Thema Gendern "eine klare rechtliche Konkretisierung der Geschlechter". Bild vom Landesparteitag der ÖVP Burgenland am Samstag, 13. Jänner 2024, in Eisenstadt.
Veröffentlicht: 23. Jänner 2024 07:15 Uhr
Binnen-I, Sternchen und Doppelpunkte will Kanzler Karl Nehammer künftig abschaffen – zumindest in der Verwaltung und in Bildungseinrichtungen. Der ÖVP-Chef spricht sich außerdem für ein Verbot von „Gender-Missbrauch“ aus.
SALZBURG24 (KAT)

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) will nach bayerischem Vorbild eine Art Gender-Verbot in der Verwaltung. Wie die Tageszeitung „Heute“ berichtet, sollen Binnen-I, Sternchen und Doppelpunkte bis 2030 der Vergangenheit angehören. „Sinnvoll“ findet Nehammer dagegen das Ausschreiben beider Geschlechterformulierungen. Sein entsprechender Vorschlag soll offiziell bei einer Grundsatzrede in Wels kommenden Freitag präsentiert werden.

Gendern soll laut Nehammer „nicht prüfungsrelevant“ sein

Diese Linie soll nach Vorstellung des ÖVP-Chefs auch in den Bildungseinrichtungen implementiert werden: „Gendern darf nicht prüfungsrelevant und in wissenschaftlichen Arbeiten verpflichtend vorgeschrieben sein“, zitiert „Heute“ den Kanzler.

 

Ferner plädiert Nehammer laut dem Bericht für ein Verbot von „Gender-Missbrauch“. Der ÖVP-Obmann will „eine klare rechtliche Konkretisierung der Geschlechter“.

Grüne zu Nehammers Gender-Verbot: „Langsam wird's fad“

Nehammers Grüner Koalitionspartner reagierte mit Häme. Der Bundeskanzler „fürchtet sich also wieder einmal vor Buchstaben, Doppelpunkten & Sternchen“, schrieb Frauensprecherin Meri Disoski via Social Meida: „Langsam wird’s fad.“ Dazu postete sie eine ironische Grafik von „Zeit“-Autorin Katja Berlin, wonach es weder Feminist*innen, Feminist_innen noch Feminist:innen, sondern ausschließlich Konservative seien, die häufig auf das Thema geschlechtergerechte Sprache kämen.

„Mit dieser Themensetzung konzentriert sich der Bundeskanzler auf Probleme, die es gar nicht gibt, um nicht über das Zukunftsthema Nummer 1 reden zu müssen: Das Überleben unseres Planeten“, ergänzte Disoski in einer schriftlichen Stellungnahme: „Er übernimmt damit Methoden, die wir von Rechtskonservativen wie Trump und Söder kennen.“ Statt sich vor Großbuchstaben, Doppelpunkten und Sternchen zu fürchten, solle die ÖVP ihre Energie für ein Klimaschutzgesetz, einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung oder für eine Kindergrundsicherung einsetzen. Die Grünen Vorschläge dazu seien bekannt und schnell umsetzbar.

Gewessler spricht von „Ablenkungsdebatte“

Auch Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) sieht in Nehammers Vorstoß eine „reine Ablenkungsdebatte“, die man bereits aus Wahlkämpfen in anderen Ländern kenne. „Damit soll von den echten Themen der Politik abgelenkt werden – Klimaschutz, Lohntransparenz oder der Ausbau der Kinderbetreuung zum Beispiel“, sagte Gewessler am Rande einer Pressekonferenz. „Wir sind alle gut beraten, uns den großen Themen zu widmen, die die Menschen bewegen. Dafür sind wir in der Politik da und nicht für Ablenkungsdebatten.“

Genau gegenteilig fiel die Reaktion der FPÖ aus. Nehammer bleibe wieder einmal auf halbem Weg stehen, meinte der freiheitliche Bildungssprecher Hermann Brückl: „Tatsächlich wäre nämlich ein Verbot von Asterisk, Binnenmajuskel, Doppelpunkt und den sonstigen orthographischen Unsinnigkeiten in den Schulen das eigentliche Gebot der Stunde.“ Er sah einen Zusammenhang mit schlechten Werten österreichischer Schüler beim Lesen und Schreiben, deshalb müsse dort bereits im nächsten Schuljahr ein generelles Genderverbot kommen.

(Quelle: apa)

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