Nach Amoklauf

Mehrere Beschwerden beim Presserat rund um Graz-Berichte

Die Berichterstattung mehrerer Medien nach dem Amoklauf in Graz steht in der Kritik.
Veröffentlicht: 12. Juni 2025 08:13 Uhr
Nach dem Amoklauf in Graz befasst sich nun der Presserat mit der Berichterstattung. Mehrere Meldungen seien eingegangen.

Nach dem Amoklauf eines 21-Jährigen in seiner ehemaligen Schule in Graz ruft der österreichische Presserat zur Zurückhaltung auf. Hervorgestrichen wird unter anderem der Opferschutz und das Vermeiden einer Heroisierung des mutmaßlichen Täters. "Es sind uns bereits mehrere Fälle gemeldet worden. Die gehen an den Senat 2, der sich Anfang Juli eingehend mit diesen Fragen beschäftigen wird", sagte Alexander Warzilek, Geschäftsführer des österreichischen Presserates, zur APA.

Mehrere Meldungen an Presserat 

Dabei gehe es um ein Video, auf dem Schülerinnen und Schüler zu sehen sind, wie sie an den Polizisten vorbeigehen und aus der Schule geleitet werden, sowie ein weiteres Video, auf dem man Schüsse hört. Zwar seien beim ersten Video die Gesichter der Kinder und Jugendlichen nicht zu erkennen, allerdings seien diese besonders geschützt. Außerdem liege hier eine traumatische Situation vor. "Bilder sind einprägender, als wenn man das nur mit Worten beschreibt. Andererseits gibt es natürlich ein besonderes Informationsbedürfnis bei so einem außergewöhnlichen und schrecklichen Ereignis", beschrieb der Experte mögliche Abwägungen.

Dem Presserat wurde auch ein Artikel des Nachrichtenmagazins "profil" gemeldet. "Da waren eine Reporterin und ein Reporter an dem Ort, an dem der mutmaßliche Täter gewohnt hat. Sie haben mit Nachbarn gesprochen und auch bei der Wohnung der Mutter und des älteren Bruders geläutet", so Warzilek. Zwar seien der Ort anonymisiert und keine Namen genannt worden, "aber natürlich ist das heikel, weil sich auch diese in einer Ausnahmesituation befinden. Und da sollte man sich zurückhalten." Ob das Läuten alleine schon eine problematische Form von Recherche darstelle oder nicht, werde man sich ganz konkret anschauen: "In der Konstellation haben wir das bisher noch nicht gehabt."

Täter nicht heroisierend darstellen

Generell sei es wichtig, den Schutz der Opfer und ihrer Angehörigen stark zu berücksichtigen. "Da sollte man immer doppelt und dreifach reflektieren, ob das nicht auch belastend sein könnte. Gleichzeitig gibt es ein großes Informationsbedürfnis. Da besteht natürlich ein Spannungsverhältnis", erklärte Warzilek. Bereits am Dienstag hatte der Suizidpräventionsforscher Thomas Niederkrotenthaler von der Medizinischen Uni Wien hervorgestrichen, dass direkt Betroffene von Medien möglichst geschont werden sollten. Man wisse, dass auch Menschen, die vielleicht recht gefasst wirken, "nach einem Trauma dann auch bereuen können, was sie gesagt haben. Hier ist wichtig, dass man sehr sensibel vorgeht".

Warzilek wies zudem darauf hin, dass der Täter nicht heroisierend dargestellt werden dürfe. Nach dem Anschlag auf die Columbine Highschool im US-Bundesstaat Colorado sei es zu Nachahmungstaten gekommen. "Die Folgetäter haben sich auch ähnlich gekleidet wie der ursprüngliche Täter. Deshalb sollte man nicht zu sehr ins Detail gehen, auch wenn es ein Bedürfnis gibt, zu erfahren, warum das geschehen ist", so der Experte. Positiv hervorgestrichen wurde vom Presserat-Geschäftsführer, dass einige Medien Artikel darüber verfasst haben, wie man solche Taten Kindern erklärt und wo man Hilfe findet, wenn man traumatisiert ist: "Da ist auch einiges gelungen in der Medienberichterstattung."

(Quelle: apa)

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