Österreich

Prozess zu brutalem Raubüberfall auf Wettbüro

Laut Verteidigung gibt es keinerlei Beweise
Veröffentlicht: 26. November 2013 15:59 Uhr
Ein spannender Prozess hat am Dienstag am Wiener Straflandesgericht begonnen. Laut Anklage soll ein 27-jähriger Serbe gemeinsam mit zwei Komplizen einen brutalen Raubüberfall auf ein Wettbüro in Margareten begangen haben. Dabei wurde ein Geldbote durch vier Schüsse fast getötet. Der Verteidiger ließ mit einer Überraschung aufhorchen: Der Beschuldigte sei an der Tat gar nicht beteiligt gewesen.

Der Staatsanwaltschaft zufolge hat der 27-Jährige - der Serbe war mehrfach wegen Drogenhandels, Kfz-Diebstahls und Raubüberfällen vor Gericht gestanden - am 17. Juli 2012 kurz vor 6.00 Uhr gemeinsam mit zwei Komplizen ein Wettbüro in der Reinprechtsdorfer Straße gestürmt. Sie bedrohten zwei Geldboten mit einer Schusswaffe, schlugen einen davon nieder und entrissen ihm eine mit 63.460 Euro gefüllte Tasche. Als sich der Mann zur Wehr setzte, streckte ihn einer der drei Räuber mit vier Schüssen nieder, wobei eine Kugel am Rücken wieder austrat. Anschließend flüchteten die Täter samt Beute.

Selbst Verteidiger Elmar Kresbach attestierte dem Raub, an dem es "nichts zu rütteln" gebe, große Brutalität. Doch: "Der Angeklagte war gar nicht dabei." Es seien am Tatort weder eine Waffe noch Fingerabdrücke oder sonstige Spuren gefunden worden. Einziger Beweis dafür, dass sich der 27-Jährige in der Nähe des Wettbüros aufgehalten haben soll, seien zwei Zigarettenstummeln, die in einem angrenzenden Park gefunden worden waren.

Vor dem Schwurgericht unter dem Vorsitz von Richterin Martina Krainz zeigte sich der Serbe geständig - allerdings nur zur Urkundenfälschung. Da er wegen seiner kriminellen Vorgeschichte nicht aus seinem Heimatland ausreisen durfte, beschaffte sich der Angeklagte falsche Reisedokumente, um nach Österreich zu gelangen.

Nach einer kurzen Verhandlungspause betrat mit Mesut T. jener Geldbote den Gerichtssaal, der von vier Schüssen aus nächster Nähe getroffen worden war. "Ich habe Schatten durch die Glastüre gesehen, wollte aber niemanden reinlassen, also habe ich mich gegen die Türe gelehnt." Doch da kassierte er schon den ersten Faustschlag, ging zu Boden, feuerte noch einen Warnschuss ab - "an mehr erinnere ich mich nicht mehr". Wiedererkannt hat der 50-Jährige den Beschuldigten ebenso wenig wie sein gleichaltriger Kollege, dem man eine Pistole ins Genick und ihn damit zu Boden drückte. Mesut T. wurden eine Niere sowie Teile des Darms entfernt. Er hat Probleme beim Gehen, permanente Rückenschmerzen und leidet unter massiven Angstzuständen.

Definitiv etwas gesehen hat hingegen ein 59-jähriger Anrainer. Der Frühaufsteher will kurz vor 6.00 Uhr von seinem Balkon im vierten Stock aus drei Männer beobachtet haben, die wiederum das Wettbüro im Auge hatten.

Ob - wie ursprünglich geplant - am Mittwoch ein Urteil fallen wird, ist nach dem ersten Verhandlungstag zu bezweifeln. Denn die Verteidigung beantragte ein fototechnisches Gutachten, um Aufnahmen aus der Überwachungskamera noch genauer darzustellen. Überdies sollen die zwei in Serbien inhaftierten Komplizen des Angeklagten befragt werden.

(Quelle: salzburg24)

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