In Kornat (Kärnten Lesachtal) wurden 285 Liter pro Quadratmeter gemessen. Das kam schon sehr knapp an den dortigen Rekord von 293 Liter pro Quadratmeter in 48 Stunden aus dem Oktober 2018 heran. In Lienz (Osttirol) waren es 210 Liter pro Quadratmeter, der dortige Rekord liegt bei 258 Liter pro Quadratmeter vom November 1966. Gemessen wird in Lienz seit 1880. In Silian (Osttirol) gingen 205 Liter pro Quadratmeter Schnee und/oder Regen in 48 Stunden nieder, in Kötschach-Mauthen (Kärnten) 195 Liter, in St. Jakob/Defereggen (Osttirol) 190 Liter, in Hintertux/Zillertal (Tirol) 110 Liter und in Neustift/Milders (Tirol) 100 Liter.
Schnee auf Bergen, Regen in Tälern
Die anhaltend starken Schneefälle sowie Sturm auf den Bergen haben in Osttirol die Lawinengefahr weiter ansteigen lassen. Der Lawinenwarndienst Tirol gab für Sonntag Stufe "5", also die höchste Gefahrenstufe, aus. Auf den Bergen von Oberkärnten, Osttirol und im Bereich des Tiroler Alpenhauptkamms hat es laut ZAMG von Freitag bis Sonntagfrüh rund 100 bis 150 Zentimeter geschneit, vereinzelt auch etwas mehr. Bis Montag kommen hier nochmals rund 50 bis 100 Zentimeter Neuschnee dazu, so die Prognose.
Extrem große Lawinen möglich
Aus hoch gelegenen Einzugsgebieten seien im Tagesverlauf spontane Lawinen zu erwarten, vereinzelt auch extrem große, hieß es. Dies gelte für alle Expositionen. Für Montag wurde im Bezirk Lienz Entspannung prognostiziert, die Lawinengefahr nehme ab. Exponierte Teile von Verkehrswegen und exponierte Siedlungen können gefährdet sein, so die Experten des Lawinenwarndienstes am Sonntag. Anzahl und Größe der Gefahrenstellen sowie die Lawinenaktivität würden im Tagesverlauf zunehmen.
Der Leiter der Tiroler Lawinenwarndienstes macht sich ob der Situation in Osttirol mit Warnstufe "5" einerseits zwar "große Sorgen", die Lage könnte aber andererseits noch "wesentlich schlimmer sein". Der Grund: Die relativ warmen Temperaturen auch noch in höheren Lagen rund um 1.500 Meter "spielen uns ein bisschen in die Karten", wie Rudi Mair im APA-Gespräch erklärte. Von einer Entspannung könne man aber noch nicht sprechen.
Die Schneefallgrenze schwankt an diesem Wochenende je nach Region und Intensität des Niederschlags stark, daher gab und gibt es in vielen Tälern einen Wechsel aus Schneefall und Regen. Dadurch hat sich die Schneedecke stark gesetzt und gefallener Schnee ist teilweise wieder geschmolzen, meldet die ZAMG in einer Aussendung.
Föhnsturm auf den Bergen
Der Föhnsturm erreichte am Sonntagvormittag auf den Bergen weiterhin mehr als 100 km/h, wie an den ZAMG-Wetterstationen am Brunnenkogel in den Ötztaler Alpen mit bis zu 140 km/h und am Dachstein mit bis zu 130 km/h. Auch in einigen Tälern griff der Föhnsturm durch, wie in Abtenau (Salzburg) mit 110 km/h und in Windischgarsten (Oberösterreich) mit 100 km/h. In der Nacht auf Montag lässt der Wind laut Prognose überall deutlich nach.
Tausende Tiroler ohne Strom
In Tirol - und dabei vor allem in Osttirol - waren Sonntagnachmittag noch rund 4.000 Haushalte wegen umgestürzter Bäume auf Leitungen in Folge der massiven Niederschläge ohne Strom. Innervillgraten, Außervillgraten sowie das Tauern- und Kalsertal werden dies voraussichtlich leider auch den Rest des Tages bleiben, sagte Tinetz-Sprecher Christian Ammer der APA. Im Lesachtal sei man noch bemüht, die Versorgung wiederherzustellen.
Menschen sollen zu Hause bleiben
Die Temperaturen sowie der in Osttirol derzeit auch vorherrschende Regen würden zu Nassschnee- und Gleitschneelawinen führen, die wiederum nicht diese extreme Zerstörungskraft hätten. "Salopp formuliert, in der Fachsprache sagt man: 'Die verhungern eher'", so Mair. "Wäre es 15 Grad kälter, müsste man mit Staublawinen rechnen, die ein hohes Zerstörungspotenzial haben", betonte der Lawinenwarndienst-Leiter. Nichtsdestotrotz könnten Schneebretter exponierte Straßen und Siedlungen gefährden bzw. auf diese abgehen.
Die vernünftigste Lösung für die Menschen in den gefährdeten Gebieten sei "zu Hause bleiben und abwarten". Vor Ort würden zudem ohnehin die jeweiligen Lawinenkommissionen entscheiden. Den heutigen Tag gelte es noch durchzuhalten, dann sei "der Höhepunkt der Krise überschritten". In Nordtirol wurde die Gefahrenlage als weniger extrem eingestuft. Doch auch hier galt oberhalb der Waldgrenze teilweise Stufe "4", also große Lawinengefahr.
Angespannte Situation in Osttirol
Dass die Lawinensituation in Osttirol derzeit sehr angespannt ist, verdeutlichte der Abgang eines Schneebrettes in Prägraten am Großvenediger. Dabei wurden vier Häuser sowie ein Fahrzeug beschädigt. Personen wurden nicht verletzt. Es kam jedoch zur Evakuierung von über 100 Menschen, die in andere Ortsteile ausweichen mussten.
Bildergalerien
Bildergalerien
(Quelle: apa)